Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
Vom Netzwerk:
liebgewonnen und sich zu Renegaten der Zivilisation gemacht hatten, schlossen mit den indianischen Rassen häufig vorübergehende Verbindungen, und diese Abenteurer waren die Väter eines Geschlechts, das gemischtes Blut in den Adern hatte. Diese Mestizen erbten, wie es fast immer der Fall ist, die Laster der weißen Rasse und behielten die der indianischen. Unverbesserliche Räuber wie die Indianer, furchtbar wie ihre Väter im Gebrauch der Feuerwaffen, zugleich zivilisiert und wild, verstanden sie die Sprache ihrer Väter und die ihrer Mütter und waren immer bereit, diese Kenntnisse zu mißbrauchen, um Indianer und Weiße zugleich zu betrügen. So sind die Mestizen die Schrecken der Steppen und die furchtbarsten Feinde, denen man darin begegnen kann.
    Zu diesen schrecklichen Bundesgenossen der Indianer muß man noch die Weißen zählen, die ihrer Verbrechen halber aus den Städten verbannt sind und die mit der Straflosigkeit in den Steppen zugleich die Gelegenheit finden, ihren schrecklichen Leidenschaften nachzugehen. Das sind die neuen Feinde, die von den Jägern, den Trappern und den Goldsuchern heutigentags bekämpft werden müssen. –
    Ein träumender Dichter, der sich in eine lachende und ruhige Einöde verirrt hat und die flüchtige Wolke am Himmel, den Windhauch beobachtet, der die Oberfläche eines Sees kräuselt; der auf die Stimme der Natur rings um ihn lauscht und deren Harmonien in sich aufzunehmen sucht, wird nicht rauher aus seinen Betrachtungen herausgerissen, wenn er plötzlich im Dickicht die blutigen Augen eines wilden Tieres blitzen sieht, als Bois-Rosé aus seinen Träumen vom Glück. Diaz' Warnung überraschte den Waldläufer mitten in seinen Zukunftsplänen wie eine traurige Vorhersage, daß seine Pläne sich niemals verwirklichen sollten. Er schwieg wie Fabian und Pepe, welch letzterer einen kriegerischen Marsch pfiff.
    Gewiß wären die Ahnungen des Kanadiers womöglich noch viel düsterer gewesen, und Pepe hätte die Nachricht von einer bevorstehenden Gefahr nicht so gleichgültig aufgenommen, wenn Diaz ihnen hätte sagen können, daß sich unter den herankommenden Feinden zwei von jenen schrecklichen Gegnern befanden, die wir eben erwähnt haben.
    Schon hatten die beiden Freibeuter, die Baraja bewachten, ohne daß sie es geahnt hatten, ihr Rindenkanu vor aller Nachstellung sicher im unterirdischen Kanal verborgen, der aus dem See des Val d'Or in die Nebelberge führt.
    Diese beiden Piraten der Steppe waren Vater und Sohn. Wir haben den letzteren unter dem Namen El Mestizo eingeführt. So bezeichneten ihn nämlich die Mexikaner und die Apachen. Die Jäger von französischem Ursprung – mochten sie nun aus Kanada oder aus der Ebene des Mississippi sein – gaben ihm den Namen Sang-Mêlé, und die Amerikaner sagten Half-Breed; denn so groß war der Ruf dieses Mannes, daß er in den von allen diesen verschiedenen Rassen besuchten Steppen bekannt war.
    Was den ersteren anlangt, der nach den verschiedenen Sprachen der in diesen Einöden umherstreifenden Abenteurer Main-Rouge, Red Hand und Mari Sangriento genannt wurde, so konnte sein schrecklicher Ruf nur von dem seines Sohnes verdunkelt werden.
    Mit einem mitleidlosen Herzen und einer unzähmbaren Wildheit, einer teuflischen Geschicklichkeit, einem Mut, den nichts einschüchterte, vereinigten Vater und Sohn noch den Vorteil, daß sie Englisch, Französisch, Spanisch und den größten Teil der an den Grenzen gebräuchlichen indianischen Dialekte geläufig sprachen. Im Verlauf der Erzählung werden wir übrigens diese beiden Persönlichkeiten, die bald Feinde, bald Freunde der Weißen und Indianer waren, die beide ihren zügellosen Leidenschaften dienen mußten, genauer kennenlernen. Sie waren der Verbindungen halber, die sie mit beiden Rassen unterhielten, ebenso gefürchtet von den Indianern als von den Weißen.
    Obgleich die Aufnahme beim Schwarzen Falken und bei seinen Kriegern ziemlich kalt war, so können doch schon die stolze Haltung des Mestizen und das Opfer eines Kriegsgefangenen, das der rote Häuptling ihm gebracht hatte, keine Idee von dem verborgenen und mächtigen Einfluß geben, den dieser Mann auf die indianischen Stämme ausübte.
    »Wohlan«, sagte Pepe, indem er aufhörte zu pfeifen, während seine beiden Gefährten keine Zeit verloren, die Verschanzungen, die sie beim Einbruch der Dämmerung zu bauen angefangen hatten, ganz zu vollenden, »hatte ich nun recht mit der Behauptung, daß es eine gefährliche Laune sei, hier

Weitere Kostenlose Bücher