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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Einbildungskraft das Bedürfnis, sich in fernen Horizonten, im Nebel unabsehbarer Ebenen zu verlieren. Der Blick ruht gern auf einer mitten in die Landschaft hinein versetzten Wasserfläche, die den Himmel widerstrahlt, wo die Sonne Wolkengruppen, die das Luftreich über den Gegenständen auf der Erde durchschiffen, goldig besäumt. Der Mensch läßt sich gern an den Himmel erinnern. Ist die Frau nicht in der Schilderung der gewalttätigen Sitten der Steppen gerade dasselbe, was in der rauhen Landschaft das schattige Tal und der Horizont sind, die uns Träume ins Herz schicken; dasselbe, was unter Felsen und Wäldern der durchsichtige Wasserspiegel ist, der die Harmonie dort oben hier unten widerstrahlt?
    Nach der plötzlichen Abreise Don Estévans de Arechiza und seines Gefolges und nach der Flucht Tiburcios war die Hacienda del Venado, noch so lärmend am Abend vorher, in ihre gewöhnliche Ruhe zurückgesunken. Wie an dem Tag, wo der Spanier und seine Gefährten, die nun schon im ewigen Schlaf bei den Nebelbergen ruhten, bei Sonnenuntergang angekommen waren, so bot die Hacienda beim Sonnenaufgang in dem Augenblick, wo wir zu ihr zurückkehren, einen Anblick ruhigen Glücks dar. Die Herden sprangen wie gewöhnlich in der weiten Ebene umher, in deren Mitte sich die Wohnung Don Agustins erhob. Nur grünten auf diesem fruchtbaren Boden neue Ernten anstelle der alten, und der Wind schüttelte von den Olivenbäumen neue Blüten herab. Die Arbeiter verließen ihre Hütten, um die Tätigkeit des vergangenen Tages wiederaufzunehmen; im Hof der Hacienda jedoch deuteten gesattelte Pferde und beladene Maultiere auf die Vorbereitung zu einer Reise.
    Man hat vielleicht die Jagd auf wilde Pferde noch nicht vergessen, mit der der Eigentümer der Hacienda seine Gäste belustigen wollte; sie hatten die Einladung dazu wie Leute angenommen, die glauben, daß der folgende Tag ihnen gehört.
    Die so rasch einander folgenden Ereignisse hatten ihnen das Gegenteil bewiesen. Don Agustin jedoch war voll Vertrauen auf das Gelingen der Pläne Don Estévans, und wenn auch seine plötzliche Abreise ihn betrübte, so hatte er doch für den Senator, seinen künftigen Schwiegersohn, und auch für sich nicht auf die Vergnügungen, die er sich vorgenommen hatte, verzichten wollen. Alles war bereit, und er beschloß, daß die Jagd stattfinden solle.
    Die Pferde warteten auf ihre Reiter; das Pferd Doña Rosaritas ebenso wie die der anderen. Der Senator strahlte vor Lust, da er von der Gegenwart eines gefürchteten Nebenbuhlers und auch von der Don Estévans befreit war, dessen scheinbare Bevormundung ihm Zwang auferlegte.
    Die Tochter des Hacenderos jedoch befand sich nicht im gleichen Zustand. Ihr bleiches Gesicht trug noch die Spuren ihrer Tränen und einer schlaflosen Nacht. Vergebens zwang sie sich zu einer Heiterkeit wie die Sonne, die den im Osten vom Sturm des vergangenen Tages zurückgebliebenen feuchten Nebel zu durchdringen suchte; aber ihre Augen hatten wie die vom Nebel überwältigte Sonne nicht mehr den Glanz des vorigen Tages.
    In dem Augenblick, als man auf die Pferde stieg und Don Agustin das Zeichen zum Aufbruch gab, klagte Rosarita auf einmal über ein plötzliches Unwohlsein das von ihrer Blässe nur zu sehr bestätigt wurde, und bat ihren Vater um die Erlaubnis, allein zurückbleiben zu dürfen. Dieses neue Hindernis kreuzte die Pläne des Hacenderos; er wollte jedoch, innerlich die Krankheiten der Frauen verwünschend, nichtsdestoweniger in Tragaduros Begleitung zur Jagd aufbrechen, als ein anderes Ereignis seine schlechte Laune noch verdoppelte.
    In dem Augenblick, wo er aufs Pferd steigen wollte, sprengte ein Vaquero mit verhängtem Zügel herbei, um Don Agustin zu benachrichtigen, daß die Treiber die Tränke ausgetrocknet gefunden hätten; daß es darum nötig wäre, eine andere zu suchen, und die Jagd erst acht Tage später beginnen könne.
    Don Agustin fühlte, daß er seine Tochter nicht den Beschwerden einer solchen Suche aussetzen könne; er schickte den Vaquero mit dem Befehl zurück, ihn zu benachrichtigen, sobald sie irgendeinen Teich gefunden haben würden, wo die wilden Pferde ihren Durst zu löschen pflegten, und somit war die Partie verschoben.
    Der Senator wurde durchaus nicht unangenehm von diesem Zufall berührt, der, so einfach er auch war, doch folgenschwer für die Zukunft werden sollte. Die Ermahnungen Don Estévans, sich durch irgendeine glänzende Tat vor Doña Rosaritas Augen auszuzeichnen, hatten es in

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