Der Waldläufer
durch die Sonne getrocknet und zusammengezogen, ebenso fest zusammenhielten wie eiserne Nägel oder Klammern. Dieses Pfahlwerk war beinahe eiförmig wie der römische Zirkus und bot nur an dem einen Ufer des Sees eine einzige schmale Öffnung dar. Um die wilden Pferde nicht durch den Anblick des Menschen zu erschrecken, hatten die jagenden Vaqueros die Umpfählung mit Hilfe von Gras und grünen Zweigen so gut wie möglich verdeckt. Man begreift leicht, daß solche Vorbereitungen den Vaqueros Don Agustins die vierzehn Tage weggenommen hatten, die seit der gezwungenen Verschiebung dieser Jagdpartie verflossen waren.
Unter den zwölf Männern, die am Ufer oder in der Umgebung des Büffelsees lagerten, waren vier, die nicht zur Hacienda del Venado gehörten, was man schon beim ersten Blick behaupten konnte. Statt des volkstümlichen Anzugs, den die Vaqueros Don Agustins trugen, hatten die vier Personen nach der Gewohnheit der Leute, die ihr Leben an den zwischen der indianischen und der weißen Rasse streitigen Grenzen zubringen, ihre Kleider von diesen beiden einander feindseligen Rassen entnommen. Die Sonne hatte die Gesichtsfarbe so gebräunt und dadurch die Mischung so vollständig gemacht, daß es nicht möglich gewesen wäre, zu bestimmen, ob diese mit Mokassins und ledernen Gewändern bedeckten Männer zivilisierte Indianer waren oder Weiße mit wilden Gewohnheiten.
Jedenfalls aber war die Sonderbarkeit ihres Anzuges bald nicht mehr spaßhaft, denn nur wenige Teile davon waren nicht mit Spuren getrockneten Bluts besudelt. Man hätte sie für Metzger halten können, die eben aus dem Schlachthaus kommen, wenn der verwegene Ausdruck ihrer Haltung und die ernsten Züge ihres sonnenverbrannten Gesichts nicht etwas Schlimmeres als Metzger angedeutet hätten.
Wir wollen uns jedoch beeilen zu sagen, daß ein mit den Sitten der Steppen bekannter Reisender sie trotz dieser unheimlichen äußeren Erscheinung auf den ersten Blick als das erkannt hätte, was sie wirklich waren: nämlich Büffeljäger, die sich von den Beschwerden ihres Gewerbes am Ufer des Teiches ausruhten, an dem einst diese Tiere gewöhnlich zur Tränke kamen und von denen er den Namen erhalten hat.
Noch ganz frische Büffelhäute trockneten, von Pfählen festgehalten, auf einer kleinen Lichtung in einiger Entfernung vom Teich und bewiesen, daß die Tiere, die sie jagten, sich noch von Zeit zu Zeit in der Gegend sehen ließen. Was die Jäger selbst anlangt, so sahen sie ganz aus, als ob sie sich sehr wenig um die stinkenden Dünste kümmerten, die diese Felle ausströmten, die nach und nach in der Morgensonne hart wurden.
Das tiefe Schweigen, das in der Umgebung und unter den düsteren Gewölben des Waldes herrschte, wurde nur von Zeit zu Zeit durch das klagende Geheul einer großen Dogge unterbrochen, die fast unter dichtem Gras vergraben lag und die zuweilen den Kopf emporhob, um ein schmerzliches Bellen hören zu lassen.
Um nun endlich noch ein Gemälde zu beenden, dessen malerischen Gesamteindruck der Pinsel besser als die Feder hervorbringen könnte, stand in dem vom Alter ausgehöhlten Stamm einer dicken Eiche, deren kräftige Zweige noch über den See hinragten, eine kleine hölzerne Statue einer Madonna. Die kleine Statue war mit frischen Blumen geschmückt, die eine fromme Hand jeden Tag zu erneuern schien. Einer der Jäger kniete davor und sprach andächtig sein Morgengebet. Er war ein Mann von hohem Wuchs und besaß dem Anschein nach dieselbe Kraft wie die Tiere, deren Jagd sein Gewerbe war. Er schien mit größerer Inbrunst zu beten, als man es gewöhnlich bei dieser täglichen Handlung zu tun pflegt. Es war dies in der Tat von seiten des Büffeljägers nur die Erfüllung eines Gelübdes, das er in einer großen Gefahr getan hatte.
In dem Augenblick, wo der kräftige, wilde Jäger sein inbrünstiges Gebet beendete, ließ die große, auf dem Gras liegende Dogge ein neues schmerzliches Geheul vernehmen.
»Der Teufel soll mich holen!« sagte der Jäger, indem er seine andächtige Stellung verließ und zu seiner gewöhnlichen Sprache zurückkehrte. »Ich glaube beinahe, Oho« – das war der Name der Dogge – »hat durch sein langes Leben unter den Indianern auch ihre Gewohnheiten angenommen. Sollte man nicht meinen, eine von diesen Rothäuten heulte auf dem Grab eines Toten?«
»Bei Gott, Encinas«, sagte ein anderer Jäger, der sich im Teich wusch, »Ihr redet von den Hunden nicht in schmeichelhaften Ausdrücken. Ich möchte zu ihrer
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