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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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schüttelte dem angehenden Vaquero die Hand, der ganz stolz darauf war, eine für die Indianer so unheilbringende Hand zu drücken, gürtete sein Pferd und war im Begriff, sich ebenso wie seine drei Gefährten in den Sattel zu schwingen. Unterdessen flüsterte Rosarita lebhaft ihrem Vater ins Ohr. Don Agustin zuckte anfänglich mit den Schultern; dann warf er auf das bittende Antlitz seiner Tochter einen zärtlichen Blick, lächelte und schien überzeugt.
    »Sagt mir, mein Freund«, sprach er laut zu Encinas als dem angesehensten Büffeljäger, »ich denke, Ihr habt schon manchen Kampf mit den wilden Indianern bestanden und kennt ihre Kriegslisten.«
    Der angehende Vaquero machte einen Sprung, der eine Menge von Dingen bezeichnete; unter anderem auch die Tatsache, daß sein Herr sich an niemand besser wenden könnte.
    »Es sind kaum fünf Tage her«, antwortete Encinas, »daß ich einen Kampf auf Leben und Tod mit diesen unversöhnlichen Feinden der Weißen bestanden habe.«
    »Du siehst, lieber Vater!« sagte Rosarita.
    »Und wo war das?« fragte Don Agustin.
    »Nicht weit vom Presidio von Tubac.«
    »Kaum zwanzig Meilen von hier!« fiel das erschrockene junge Mädchen ein.
    »Hier ist ein Kind«, sagte der Hacendero, dabei auf Doña Rosarita zeigend, »das seit acht Tagen, wo es im Wald zwei Indianern vom Stamm der Papagos begegnet ist ...«
    »Oh, mein Vater«, unterbrach ihn das junge Mädchen, »zwei Papagos hätten niemals ein so unheimliches Gesicht gehabt; es war gewiß irgendeine Verkleidung; es waren Wölfe im Schafspelz, wie Don Vicente sagt.«
    »Don Vicente ist eine Memme wie du«, sagte der Hacendero lächelnd.
    »Wenn man den kostbarsten Schatz der Welt bei sich hat«, erwiderte der Senator galant, »so kann man wohl nie zu vorsichtig sein.«
    »Nun, meinetwegen«, sagte Don Agustin. Dann wandte er sich an den kräftigen Büffeljäger und sagte: »Wieviel verdient Ihr, alles in allem gerechnet, täglich bei Eurem gefährlichen Gewerbe?«
    »Das kommt darauf an«, antwortete Encinas. »Wir verdienen zuweilen viel an einem Tag; geht es schlecht, so gewinnen wir aber auch lange Tage hindurch gar nichts.«
    »So daß Ihr zuletzt ...?«
    »Wir können täglich zwei Piaster verdienen, wenn wir eine Büffelhaut mit tadellosem Fell fünf Piaster rechnen.«
    »Wohlan! Wenn ich nun Euch und Euren drei Begleitern drei Piaster täglich gäbe, würdet Ihr dann einwilligen, die ganze Zeit über, die wir hier zubringen werden, bis zur Beendigung der Jagd bei uns zu bleiben?«
    Alle von Encinas' Gefährten waren dafür, den Vorschlag des Hacenderos anzunehmen.
    »Ich werde außerdem noch«, fügte er hinzu, »jedem von euch ein prächtiges Pferd unter denen auswählen lassen, die wir fangen werden.«
    »Bei Gott! Es ist ein Vergnügen, einem so freigebigen Señor, wie Ihr seid, zu dienen«, sagte Encinas.
    »Ich hoffe, mein Kind«, sagte Peña, »daß die Furcht dir nun die Freude nicht mehr vergiften wird, da wir achtundzwanzig Vaqueros und vier Jäger wie diese braven Männer hier, im ganzen also zweiunddreißig Verteidiger bei uns haben.«
    Statt aller Antwort umarmte Rosarita ihren Vater, und der Handel war zu jedermanns Zufriedenheit geschlossen. Da die Sonne jedoch nur noch eine kurze Strecke zu durchlaufen hatte, um hinter den hohen Wipfeln der Bäume zu verschwinden, so beschäftigte man sich mit den Vorbereitungen zur Jagd. Sie waren für diesen Tag noch sehr einfach und bestanden einzig und allein darin, die Pferde der Büffeljäger abzusatteln, die zum Wechseln bestimmten Pferde zusammenzuholen, sie im Corral einzupferchen und – mit Ausnahme der beiden Zelte – alles von den Zugängen zum See zu entfernen, was die wilden Pferde erschrecken konnte. Die Stunde rückte immer näher heran, wo die seit langer Zeit von ihrer Tränke und auch soviel wie möglich vom Ufer des Flusses zurückgehaltenen Tiere den Teich wahrscheinlich wieder aufsuchen würden.
    Don Agustin erkundigte sich bei seinen Vaqueros, ob seit den drei Tagen, wo die Umpfählung vollendet war, schon einige Pferde zur Tränke gekommen wären.
    »Nein, Señor«, antwortete einer von ihnen; »und doch durchstreift Jimenez mit fünf Mann schon die Ufer des Flusses, um sie von diesem fernzuhalten.«
    »Dann ist es wahrscheinlich«, sagte der Hacendero. »daß sich einige von diesen Tieren heute abend an ihre Tränke wagen werden.«
    Die halbgetrockneten Büffelhäute wurden von den Pfählen, auf denen sie hingen, herabgenommen; Zügel und Sättel,

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