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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Pferde vom See und vom Corral entfernt. Die anwesenden Vaqueros verteilten sich unter die Baumstämme, und die vier Büffeljäger nahmen ihren Platz hinter den Pfählen der Einfriedung ein und hielten sich bereit, den Zugang in diese mit Hilfe der schweren, aber handlichen Stangen zu verschließen, sobald die wilde Herde sich in den Corral geflüchtet haben würde. Die Gefahr, von den erschreckten Pferden unter die Füße getreten zu werden – die einzige übrigens, der man bei dieser mehr malerischen als gefahrvollen Jagd ausgesetzt war –, fiel deshalb diesen letzteren zu.
    Eine Art grob gearbeitete Brücke war über den Kanal, durch den der Büffelsee abfloß, geschlagen worden, und der Hacendero, seine Tochter und der Senator konnten sich unter dem grünen Bogengang, den die Zweige der Bäume bildeten, in Sicherheit niederlassen, ohne nur einen Blick von dem verführerischen Schauspiel, das man sich versprach, zu verlieren. Als jeder seinen Posten eingenommen hatte, warteten alle unbeweglich und schweigend auf die Ankunft der Kavalkade.
    Das Geschrei einer Weihe, die über die Lichtung flog, hatte die Vögel unter dem Blätterdach zum Schweigen gebracht, und die vollständigste Ruhe herrschte in der Umgebung des Sees.
    Bald erscholl mitten in dieser tiefen Stille ein schrilles Pfeifen wie dasjenige, das die Vaqueros und die Pferdetreiber hören lassen, bis zu den Ohren der Jäger. Das war ein Zeichen, daß die Treiber sich eben in Bewegung gesetzt hatten, um die Kavalkade nach ihrer Seite wegzujagen. Darauf mischte sich Geschrei in das Pfeifen, das sich von rechts und von links und von allen Seiten her näherte. Kurze Zeit darauf widerhallte noch fernes Wiehern in der Tiefe des Waldes, aber so zahlreich, daß es auf eine beträchtliche Zahl wilder Pferde schließen ließ.
    Dieses Wiehern ließ sich auch in der Richtung vom Red River her vernehmen, d. h. in gerader Linie von seinen Ufern nach der Stelle, wo der Hacendero, seine Tochter und der Senator auf ihrer fliegenden Brücke standen, um die Jagd anzusehen. Es war ein Unglück zu fürchten, wenn die wilde Herde auf dieser Seite hervorbrach. Das junge Holz wäre nicht imstande gewesen, den wütenden Anlauf dieser Tiere aufzuhalten, die auf ihrer Flucht im Wald ähnliche Verheerungen wie der Orkan hervorbringen.
    Don Agustin sah die Gefahr voraus und rief drei Vaqueros, die ihre Posten verließen und zu ihm kamen. »Glaubt ihr«, fragte der Hacendero einen von ihnen, »daß die Kavalkade hierher kommen könnte?«
    »Das ist wohl möglich«, antwortete einer der Vaqueros, »und ich dachte schon an die Gefahr, die Ihr laufen könntet, wenn man nicht Ordnung hineinbrächte. Wenn es Euch deshalb also genehm ist, so wollen wir, meine beiden Kameraden und ich, den Platz, den Ihr uns bezeichnet hattet, verlassen und uns hinter Euch längs dieses Kanals in den Hinterhalt legen.«
    »Ich würde lieber«, erwiderte Don Agustin, »unsere Stellung verlassen, als euch einer nutzlosen Gefahr aussetzen.«
    Die drei Vaqueros waren gewohnt, allen Gefahren, die ihr Gewerbe mit sich brachte, zu trotzen. Sie antworteten also auf die Rücksicht, die ihr Herr auf sie nahm, nur dadurch, daß sie sich einer nach dem anderen unbemerkt längs der steilen Ufer des schmalen Zugangs zum See hinschlichen und sich etwa hundert Schritt von da in der Richtung nach dem Fluß hin als vorgeschobene Schildwachen aufstellten. Das war die letzte Maßnahme, die man noch zu treffen Zeit hatte, denn der Augenblick nahte, der über das Schicksal der edlen Tiere entscheiden sollte, die von den Jägern zu der unheilbringenden Einfriedung getrieben wurden, wo Sklaverei und Gefangenschaft auf sie warteten.
    Das Getöse jeder Art vermehrte sich bald überall. Zuerst war es das durchdringende Geschrei und das schrille Pfeifen der Vaqueros, die durch den Wald sprengten und einander zuriefen und antworteten. In den seltenen und kurzen Zwischenräumen des Schweigens – wenn man so den Klang der zahlreichen Echos der Einöden nennen darf, die die menschlichen Stimmen wiederholten – erklangen das Wiehern der erschreckten Pferde und das dumpfe Schnauben ihrer Nüstern wie das noch unterdrückte Wehen des Ungewitters. Alle Bewohner des Waldes wurden unruhig vor Schrecken; Scharen von Vögeln flogen kreischend aus den Gipfeln der Bäume, Eulen flatterten verstört im Licht des Tages, und die Hirsche erschraken selbst in den Tiefen ihrer Zufluchtsorte und entflohen vom Ort des Getümmels.
    Bald krachten die

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