Der Waldläufer
Büffeljägern, die ihn ihrerseits aufmerksam betrachteten, einen flüchtigen Gruß zu und stieg vom Pferd, ohne den Mund zu öffnen. Seine ausgezeichnete Haltung ausgenommen, hatte er sonst nichts Auffallendes in seiner Persönlichkeit. Sein Anzug war derjenige der Mexikaner in seiner ganzen Vollständigkeit, und die Dunkelheit verbarg seine Züge. Erst als er sich seines Hutes bediente, um sich Kühlung zuzufächeln, konnte man sein Gesicht sehen, das einen stark ausgeprägten englischen Charakter hatte.
Der Anzug seines Begleiters war gänzlich von dem seinigen verschieden, und die jetzt in Texas so zahlreichen amerikanischen Jäger hatten allein darin eine vollständige Ähnlichkeit mit ihm. Er war mit einem olivenfarbigen Jagdkittel aus ziemlich roh gegerbter Hirschhaut und mit langen Gamaschen aus gelbem Leder bekleidet. Er war von mittlerer Größe, etwa fünfzig Jahre alt, wie sein halb kahler Kopf und einige Büschel Haare, die auf seinen Hemdkragen herabfielen, andeuteten. Seine Glieder schienen die Kraft des Eisens zu besitzen, und seine Haare hatten die graue Farbe des Alters. Ein Hirschfänger hing in einem Wehrgehänge, ein Pulverhorn und ein breiter, sonderbar gefalteter Filzhut vervollständigten einen Anzug, den die anderen – mit Ausnahme der Büffeljäger – zum erstenmal sahen. Obgleich er offenbar unter den Befehlen seines Reisegefährten zu stehen schien, so beschäftigte sich doch der Amerikaner durchaus nicht mit dem Pferd des letzteren, das dieser selbst absattelte und abzäumte.
Als der Engländer dieses Geschäft, das er mit der unerschütterlichsten Schweigsamkeit vollzog, beendet hatte, hob er einen neben seiner Reisetasche auf die Erde geworfenen Gegenstand auf, zeigte ihn den Vaqueros und sagte: »Sollte dieser Hut etwa zufällig einem von euch gehören?«
»Ja«, antwortete einer von den Mexikanern bestürzt; »es ist der Hut, den Francisco noch vor einigen Stunden trug!«
Der Hut ging von Hand zu Hand, und alle erkannten ihn als den Hut des Vaqueros, dessen Rückkehr sie erwarteten oder vielmehr nicht mehr erwarteten.
»Habe ich es euch nicht gesagt?« rief Encinas. »Ergreift das Verhängnis nicht den, der den Weißen Renner der Prärien zu nahe verfolgt?«
Dieses letztere Ereignis hätte allein schon im Geist der Zuhörer des Büffeljägers vollends einen starken und unerschütterlichen Glauben an seine Erzählung geweckt, wenn nicht noch der Engländer beim Namen des Weißen Renners ausgerufen hätte: »Den gerade verfolge ich von Texas an bis hierher! Habt ihr ihn gesehen?«
»Er ist heute abend an den See, den Ihr ganz in der Nähe seht, zur Tränke gekommen. Seid Ihr es etwa, der einem texanischen Vaquero tausend Piaster geboten hat, wenn er ihn herbeischafft?« fragte Encinas.
»Ganz recht; und ich biete sie noch jetzt demjenigen an, der ihn fangen wird; denn ich habe geschworen, nicht ohne diesen wunderbaren Renner in mein Vaterland zurückzukehren. Laßt hören – ist jemand unter euch, der Lust hat, die versprochene Belohnung zu verdienen?«
Die Vaqueros schüttelten den Kopf, und nicht einer von ihnen erhob sich, um seinen Namen zu nennen.
»Man weiß zu gut, was es besagen will, um den Versuch zu machen, ein Pferd einzufangen, dessen unbeschlagene Hufe aus den Kieseln der Ebene Funken schlagen«, warf der Neuling ein.
Der Engländer zuckte die Schultern und antwortete nichts.
»Senor Fremder«, sagte Encinas, »es gibt keinen unter uns, der nicht täglich sein Leben für einige Piaster bei Unternehmungen aufs Spiel setzen würde, die der Mensch zu einem guten Ende führen kann; nicht aber bei solchen, wo Kühnheit an einer übernatürlichen Macht scheitert.«
»Gut!« sagte der Engländer kaltblütig. »Morgen mit Tagesanbruch werdet ihr mir die Spur des Weißen Renners zeigen, und ich werde ihn dann allein verfolgen.«
»Vielleicht werdet Ihr besser daran tun, auf eine Verfolgung zu verzichten, bei der Euch unaufhörlich Gefahren jeder Art umringen.«
»Gefahren?« sagte der Engländer lächelnd. »Ich habe diesen Jäger aus Kentucky bezahlt, damit er sie von meinem Weg entferne; ihn allein gehen die Gefahren an.«
»Ja, ja«, fügte der Kentuckyer phlegmatisch hinzu, »ich habe die Gefahren dieses Reisenden auf Akkord übernommen.«
»Und Ihr fürchtet nichts mit ihm?«
»Habe ich nicht bezahlt, um nichts zu fürchten?«
Diese Worte beendeten die Unterhaltung, und die beiden wunderlichen Gefährten, von denen der eine in seiner Tollheit tapfer genug
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