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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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hatte den Entschluß gefaßt, mich durch keine von den Gefahren, die so oft den Reisenden aufhalten, von meinem Weg abbringen zu lassen; aber es gibt eine Gefahr, wie ich seit heute morgen bemerkte, der ich mich nur durch die Flucht entziehen kann.«
    Rosaritas Schönheit hatte denselben Eindruck auf zwei Männer hervorgebracht, von denen der eine auf der ersten, der andere auf der letzten Stufe der menschlichen Gesellschaft stand. Sie lächelte bei diesen Worten, deren verborgener, aber leicht erkennbarer Sinn ihr nicht entging. Sie begriff, daß dies eine ihrer Schönheit dargebrachte Huldigung sei; dann mußte sie lächelnd erröten, denn in der Tiefe ihrer Einsamkeit war sie noch nicht abgestumpft gegen die süßen Befriedigungen der weiblichen Eigenliebe.
    Der Engländer und sein Leibgardist setzten sich auf ihre Pferde und entfernten sich.
    Nach dieser kurzen Schilderung der englischen und der amerikanischen Originalität wollen wir mit einem Sprung den Rest des Tages übergehen und sogleich bei dem Augenblick wiederbeginnen, wo die Sonne sich abermals nach dem westlichen Horizont neigte. Gerade in dem Augenblick näherte sich ein Reiter mit verhängten Zügeln dem Büffelsee; er war mit bloßem Kopf, sein Gesicht war zerrissen von den Dornen, und seine Lederbekleidung trug ebenfalls die Spur der Gesträuche, die er auf seinem schnellen Ritt hatte durcheilen müssen.
    Es war Francisco, der Vaquero, den seine Gefährten schon als Opfer seiner Unternehmung gegen den wunderbaren Weißen Renner der Prärien gefallen glaubten. Im Grunde des Herzens fühlten sich alle getäuscht, als sie ihn gesund zurückkehren sahen. Das menschliche Schicksal ist sonderbar! Den Mann, den sie in ihrem ferneren Leben als den Helden einer phantastischen Sage hätten anführen können; von dem sie an ihren Abenden, des Nachts und um ihr Lagerfeuer hätten erzählen können, den umringten jetzt eifrig die Vaqueros und die Büffeljäger. Man befragte ihn über seine Abenteuer auf der Verfolgung.
    Seine Erzählung bot durchaus nichts von den bemerkenswerten Umständen dar, die man zu hören hoffte. Durch einen sehr gewöhnlichen Zufall – nämlich durch einen Ast, dem er nicht beizeiten hatte ausweichen können – war ihm sein Hut vom Kopf gerissen. Der Vaquero hatte sich nicht Zeit genommen, ihn wieder aufzunehmen, sondern war weitergeritten. Es war ihm auch ebenso natürlich unmöglich gewesen, von seinem Lasso mitten im Wald Gebrauch zu machen.
    Zwanzigmal hatte Francisco die Spur des weißen Pferdes verloren und wiedergefunden, und seine hitzige Verfolgung hatte ihn so weit geführt, daß er, als endlich das Tier gänzlich verschwunden war, sich genötigt gesehen hatte, seinem eigenen Pferd einige Stunden Ruhe zu gönnen; Reiter und Pferd hatten die Nacht fern vom See zugebracht. Was den Tag anlangt, so hatte er ihn dazu angewandt, mit seinen anderen Gefährten die wilden Pferde einzuschließen, die nicht mehr weit vom Büffelsee entfernt waren.
    Diese Erzählung verminderte nicht die allgemeine Täuschung. Da jedoch der Mensch sich nicht leicht dazu entschließt, das Wunderbare durch die Wirklichkeit zu ersetzen, so stand es nichtsdestoweniger für die Vaqueros fest, daß Francisco eine Wachskerze seinem Schutzheiligen dafür schuldig sei, daß dieser ihn vor den Schlingen des Satans bewahrt hatte. »Das ist ganz gleich«, sagte der angehende Vaquero; »alles hierin beweist, daß es wirklich der Weiße Renner von Texas ist.«
    »Dieser Vaquero, der ins Wasser stürzt, und sich zuerst beinahe den Hals bricht!«
    »Francisco, ein so geschickter Lassowerfer, hat ihn nicht erreichen können!« fügte ein anderer hinzu.
    »Und dieser ketzerische Engländer mit den tausend Piastern, die er uns immer noch anbot!« fuhr Encinas fort. »All dies ist nicht natürlich.«
    Diese Überzeugung gewann endlich Francisco selbst, als seine Kameraden ihm Encinas' abergläubische Sage erzählten. Der Vaquero bekreuzigte sich mehrmals; er dankte dem Himmel, nicht der Gefahr unterlegen zu sein, die, ohne daß er es wußte, über ihm geschwebt hatte.
    Die Nachrichten, die der Vaquero Don Agustin mitbrachte, waren die, daß der Kreis derer, die den Wald abtrieben, während der Nacht enger gezogen worden sei, daß der Tag ebenso wie die Nacht angewandt worden wäre und daß man sich bereithalten müßte. Man ließ also jegliche Unterhaltung beiseite, um die Vorbereitungen vom vorigen Abend wiederaufzunehmen.
    Die Zelte wurden abermals abgebrochen, die

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