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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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die Zerstreuung des schwimmenden Floßes sehr schwierig gemacht wurde und die sie zwei volle Tage kostete, hatte Antilope vom Zusammenfluß der beiden Ströme zum Val d'Or, an die Ufer des Red River und bis zu der Stelle geführt, wo Bois-Rosé, Pepe und Gayferos sich im Kanu des jungen Komantschen eingeschifft hatten. Es war also nicht wahrscheinlich, daß der Verlust, den Antilope erlitten hatte, sie aufhalten würde, da einmal ihre Vereinigung mit der zahlreichen Abteilung des Schwarzen Falken bewerkstelligt war.
    Mitten in den Wäldern, die der Fluß durchströmte, wurde die Fahrt gefährlich, langsam und qualvoll; gefährlich darum, weil der Feind im Hinterhalt an den Ufern verborgen liegen konnte; langsam und qualvoll, weil man die Blicke überallhin zugleich richten mußte: auf den dichten Wald am Ufer, auf den Lauf des Flusses, der jeden Augenblick durch untergegangene Baumstämme, deren scharfe Spitzen das Kanu zerreißen konnten, und durch schwimmende Bäume, deren Zweige seinen ungehemmten Lauf behinderten, versperrt wurde.
    Eine zweistündige Fahrt hatte das Kanu nicht weiter als eine Meile von dem Ort entfernt, wo die Ufer sich zuerst mit einem hohen, dunklen Wald bedeckten, als endlich der Mond aufging. Das war ein Zeichen, daß der Tag nahe war; nichtsdestoweniger bedeckte Dunkelheit immer noch den Fluß. Kaum ließ der Mond, der die Spitzen der Bäume versilberte, dann und wann einen bleichen, flüchtigen Strahl auf die Strömung des Flusses fallen. Oft verwickelten sich die Ruder auf der Wasseroberfläche, die von diesem flüchtigen Schein nicht erleuchtet wurde, beim Herabfallen in das Netz von Zweigen, das irgendein am Ufer hängengebliebener Baum bildete, oder sie glitten über die Blätter unter dem Wasser mit dumpfem, traurigem Ton. Die beiden Jäger sprachen leise miteinander, während sie die Schatten am Ufer und den Lauf des Flusses durchforschten.
    »Wenn die Schelme, die wir eben tüchtig gestriegelt haben«, sagte Pepe und schüttelte mit einer gewissen Unruhe den Kopf, »ihr räuberisches Handwerk verständen, so würden sie leichtes Spiel haben, wollten sie mitten in den Hindernissen dieses von schwimmenden Baumstämmen so versperrten Flusses Genugtuung nehmen. Von allen Flüssen, auf denen wir im Kanu hinabgefahren sind, ist er der einzige, den ich mit dem Arkansas vergleichen möchte. Seitdem wir in dieses Labyrinth von Wäldern eingedrungen sind, haben wir kaum eine Meile gemacht, und kaum liegt noch eine andere Meile zwischen dem Anfang dieses dichten Gehölzes und der Stelle, wo wir uns geschlagen haben; zusammen also zwei Meilen in zwei Stunden. Wenn also, wie ich dir schon sagte, diese Schelme ihr Handwerk verständen, so würde jeder Reiter einen Fußgänger hinter sich aufs Pferd genommen haben, und schon seit einer Stunde könnten sie uns in einiger Entfernung von hier erwarten.«
    »Ich kann nichts dagegen sagen, Pepe«, antwortete Bois-Rosé. »Gewiß ist, daß diese schwarzen Ufer sich sehr dazu eignen, einen Hinterhalt zu verbergen, und ich bin der Ansicht, daß wir wenigstens unsere Fahrt auf dem Fluß erleuchten müssen, um sie schneller zu machen. Ich will einige Worte darüber mit dem Komantschen sprechen.«
    Infolge einer kurzen Unterredung darüber ließen die Ruderer das Kanu landen. Die Indianer nahmen ein breites Rasenstück vom Ufer, das auf zwei starke Zweige im Vorderteil des Fahrzeugs gelegt wurde. Kleine Zweige der roten Zeder wurden auf dieses Stück wie auf den Stein eines Herdes gehäuft, dann legte man Feuer daran, und bald nachher verbreitete sich ein lebhafter Schein wie von einer Pechpfanne – weit genug leuchtend, um die ungewisse Fahrt der Schiffer zu erhellen.

69 Der Engpaß
    Von Zeit zu Zeit untersuchte der Kanadier mit Hilfe eines flammenden Zedernzweigs aufmerksam den Fluß hinter ihnen, während der Schein der Glut vorn das Wasser erleuchtete.
    In diesem rötlichen Licht, mit dem der Fluß sich färbte, gewährte das Boot einen phantastischen Anblick. Die Indianer glichen Statuen aus rotglühender Bronze; seltsam sahen die drei weißen Jäger in einem Anzug aus, der auf dem Marsch durch die Steppe zerfetzt worden war, und auch das Ufer erschien fremdartig unter dem Widerschein des Feuers. Schwarze Schatten traten bald auf diesen Ufern hervor, bald verschwanden sie wieder in der Finsternis; es waren die gespenstischen Gestalten der Bäume, schweigende Zeugen vom Vorüberfahren der nächtlichen Schiffer. Die einen trugen Moosgirlanden, die sich

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