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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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bewog den Kanadier, den Grenzjäger und Gayferos herbeizurufen, um zu dritt Rayon-Brûlant zu Hilfe zu eilen, dessen Stellung ihm jetzt genau bekannt war.
    Ein dreimaliges Bellen, als ob es von einem erschreckten Schakal herrühre, war das im voraus verabredete Zeichen zur Vereinigung. Bois-Rosé stieß den ersten Schrei aus, den der Spanier, sich nähernd, beantwortete. Dann stieß er den zweiten Schrei aus, den die Stimme Pepes ein wenig näher bei ihm wiederholte.
    Der Kanadier konnte den dritten Ruf nicht beenden. Kaum hatte er ihn begonnen, so erstarb er in seiner Kehle. Zwei kräftige Hände preßten seine Gurgel zusammen, während mitten in einer Gruppe von schwarzen Körpern, die aus der Erde emporzusteigen schienen, funkelnde Messer vor seinen Augen blitzten. Eine augenblickliche, durch eine so plötzliche Überraschung hervorgerufene Schwäche, und es war um Bois-Rosé geschehen; der unerschrockene Waldläufer jedoch konnte wohl einen Augenblick überrascht sein, aber nicht erschrecken. Mit einem kräftigen Sprung rückwärts zog er den Indianer mit sich fort, dessen beide Hände ihn zu erdrosseln suchten.
    Mit der linken Hand seine Büchse weit von sich haltend, mit der Rechten nun ebenfalls die Gurgel seines Feindes zusammenschnüren und ihn unter dem unwiderstehlichen Druck seiner Eisenfinger leblos zu seinen Füßen niederstrecken, war für den Riesen die Sache eines Augenblicks. Bois-Rosé schöpfte Atem und rief mit seiner donnernden Stimme, Atem und Rede zugleich wiedererhaltend: »Zu Hilfe! Pepe!«
    Zugleich schmetterte der schwere Kolben seines Gewehrs auf den Kopf eines zweiten Feindes nieder, der zu Boden stürzte, um nicht wieder aufzustehen; die von einem ungestümen Anlauf zerknickten Gebüsche öffneten sich neben ihm, und der Spanier trat hervor.
    »Der Hund wird nicht mehr bellen!« sagte Pepe, als er dem Indianer, den Bois-Rosés Schlag eben zu Boden gestreckt hatte, die Gurgel abschnitt.
    »Gottes Tod! Du verlierst deine Zeit!« rief der Kanadier. »Bin ich etwa gewohnt, zu treffen, ohne zu töten?«
    Bei diesen Worten legte er auf einen der flüchtigen Indianer an; Pepe machte es ebenso. Die beiden Schüsse fielen zu gleicher Zeit, aber ohne Erfolg; die Apachen waren eben hinter dem Dickicht verschwunden. Als die beiden in ihrer Erwartung getäuschten Jäger ihnen auf gut Glück nachstürzten, sprangen drei schwarze Körper ins Wasser und verschwanden hinter den im Strom schwimmenden Baumstämmen.
    »Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn sie sich dort wieder herauswickeln«, sagte Pepe, sich tröstend.
    »Vorwärts! Dorthin!« rief der Kanadier, als Gayferos zu ihnen stieß und eine Gruppe indianischer Reiter auf dem entgegengesetzten Ufer stromauf galoppierte. »Dort unten bedarf man unser!«
    Einige Schüsse ließen sich immer noch hören, aber mit einem Kriegsgeschrei vermischt, von dem sie fast übertönt wurden.
    »Hörst du den Schlachtruf dieses unerschrockenen jungen Mannes?«
    »Ja«, erwiderte Pepe. »Wir wollen unseren ebenfalls ausstoßen, damit er sieht, daß wir ihm helfen.«
    Der Kanadier und Pepe stießen nun ebenfalls ihr Schlachtgeheul aus; dann warfen sie wie die Helden der Vorzeit ihre Namen in das Getümmel des Kampfes.
    »Der Adler des Gebirges!« rief Bois-Rosé mit Donnerstimme. »Der Spötter!« heulte Pepe ohrenbetäubend, in spöttischer Nachahmung des Vogels, dessen Namen er wegen seiner beißenden Zunge erhalten hatte.
    Gayferos allein ließ sein Kriegsgeheul und seinen schrecklichen Namen »der blutige Schädel« nicht widerhallen; der arme Gambusino vernahm bestürzt dieses Geheul, das ihn an den Verlust seines Skalps und an die schreckliche Angst erinnerte, die er einst ausgestanden hatte. Erst allmählich gewöhnt man sich an das Feuer dieser Kämpfe Mann gegen Mann.
    Andere Stimmen wiederholten nach ihnen die Namen des Adlers und des Spötters, während die drei Krieger um eine Biegung des Flusses gingen. Dort wurden sie von einem neuen Schauspiel überrascht. Der Fluß war an dieser Stelle zwischen zwei Ufern eingeengt, die sich nach und nach etwa vierzig Fuß über seine Oberfläche und kaum sechs Fuß voneinander entfernt erhoben. Die Neigung dieser beiden steilen Ufer nach ihrem Gipfel hin schien anzudeuten, daß sie einst miteinander verbunden waren und daß nur ein Erdbeben das Gewölbe geöffnet hatte, unter dem der Fluß wie durch einen unterirdischen Kanal hinströmen sollte.
    Das war der Engpaß. Der Mond beschien lebhaft den Gipfel der

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