Der Waldläufer
Zwei Indianer gingen als Späher an jedem Ufer des Flusses voraus, und die acht Krieger setzten sich in das Kanu aus Büffelhaut. Pepe und der Kanadier ergriffen die Ruder, und der Nachen glitt abermals den Fluß hinunter; einige Minuten jedoch vor der Stelle, wo er den Engpaß bildete, mußte man das Kanu noch einmal aus dem Wasser ziehen. Die von den Indianern in den Fluß geworfenen Bäume wurden hier von den abschüssigen Ufern zusammengedrängt und verstopften wie ein schwimmender Wald den ganzen Strom, dessen Gewässer das plötzliche Hindernis, dem sie begegneten, umbrausten.
Bei ihrer Ankunft am Engpaß konnten sie die Größe der Gefahr übersehen, der sie durch den Scharfsinn des alten Waldläufers entgangen waren. Das Kanu aus Büffelhäuten wäre im Rücken durch den schwimmenden Wald, der schweigend der Strömung des Flusses folgte, eingeschlossen worden und hätte unmöglich zurückweichen oder vorwärts dringen können; eine feste Barrikade aus anderen Baumstämmen war mitten durch den Engpaß gebaut, so daß man nicht hindurchfahren konnte. Die auf den beiden Seiten des zerrissenen Bogens und auf beiden Ufern versteckten Indianer hatten das Leben aller, die im Kanu fuhren, in den Händen und hätten sie bis zum letzten Mann mit Pfeil- und Büchsenschüssen aufgerieben, ohne daß diese dem Hinterhalt, in den sie gefallen waren, hätten entfliehen können.
»Siehst du«, sagte Bois-Rosé zu Pepe, indem er einen raschen Blick auf das Netz von Zweigen und Baumstämmen warf, das den Paß versperrte, »die Indianer haben das vorgestrige Ungewitter benützt und alle durch die Gewalt des Sturms entwurzelten Bäume in den Strom geworfen. Sie brauchten sie nur herbeizuschleppen und in den Fluß zu stürzen. Wir müssen ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen, der Streich war gut ausgedacht.«
Es blieb nur noch zu wissen übrig, wie Rayon-Brûlant seine Krieger wiedergefunden hatte und wie die Apachen selbst in die Schlinge, die sie gelegt hatten, gefallen waren. Während die Schiffer, nachdem sie das Kanu auf ihren Schultern hundert Schritt über den Engpaß hinausgetragen hatten, den Red River hinunterfuhren und die Ruder tüchtig gebrauchten, um die Red Fork zu erreichen, wo sie die beiden Piraten der Prärien zu überfallen und ihnen ihren Gefangenen lebendig zu entreißen gedenken, wollen wir eine kurze Erzählung der Ereignisse geben.
Nachdem Rayon-Brûlant die Spuren seiner Kriegerschar wiedergefunden und sich von den drei Jägern, seinen Verbündeten, getrennt hatte, war er diesen Spuren gefolgt. Je weiter er vordrang, um so frischer und deutlicher wurden diese Spuren, deren Datum die Indianer wie die Waldläufer mit weißer Haut mit wunderbarer Genauigkeit bestimmen können. Als der junge Komantsche nicht weit von der Stelle anlangte, wo die Apachen im Hinterhalt lagen, hatte er trockene Blätter gefunden, die sozusagen noch unter dem Gewicht des Fußes, der sie niedergetreten hatte, zitterten.
Jetzt hatte er das Geschrei der Eule ausgestoßen, das die Verbündeten für den Vorläufer der Morgenröte hielten; es lag aber in diesem Geschrei des Nachtvogels eine gewisse Abweichung, die dem Ohr Bois-Rosés entging und die nur diejenigen allein verstanden, deren Aufmerksamkeit zu wecken sie bestimmt war.
Rayon-Brûlant hatte sich nicht in der Voraussetzung getäuscht, daß seine Krieger sich nicht weit von ihm befänden. Die Komantschen hatten die Spur der Apachen entdeckt und verfolgt, als jenes besondere Geschrei, das durch das Schweigen des Waldes zu ihnen drang, sie von der Ankunft ihres Häuptlings benachrichtigte. Die Antwort ließ nicht auf sich warten, und nach einigen Minuten hatten sich sechs Indianer bei ihrem Häuptling eingefunden. Dieser hatte seine Schar in drei Abteilungen geteilt.
Die erste Abteilung, aus zwei Mann bestehend, war zum Ufer des Flusses gegangen. Hier hatten sich die beiden hinter einen stromabwärts schwimmenden Baumstamm geduckt und ließen sich unerschrocken von der Strömung mitten unter ihre Feinde treiben, die sie angreifen wollten.
Während dieser Zeit setzte Rayon-Brûlant mit zwei anderen Kriegern jenseits des Engpasses über den Fluß und legte sich auf dem linken Ufer am Fuß eines hohen Abhangs in einen Hinterhalt, der dem von den beiden steilen Ufern zerrissenen Bogen gleichsam als Pfeiler diente.
Endlich nahmen auch die zwei anderen Komantschen eine ähnliche Stellung auf dem rechten Ufer ein.
Sobald der junge, tapfere Häuptling annehmen konnte, daß
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