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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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werfen; zuweilen gleitet auch ein Indianer in seinem Rindenkanu geräuschlos den Fluß hinab und sucht nach dem Jäger oder nach der Spur der Büffel. Mit Ausnahme des Windes, der ständig durch das hohe Gras weht oder in den Weidengebüschen seufzt, stört nur wenig Geräusch das ruhige Tal der Red Fork. Nur zuweilen stürzt in langen Zwischenräumen ein von den Zähnen des Bibers durchnagter Baum mit lautem Krachen zusammen; nur zuweilen hört man hier das Brüllen des Büffels oder sieht die Raubvögel über der schwimmenden Leiche eines im Wasser treibenden Bisons kreisen und vernimmt mitten im Schweigen des Tals ihren schaurigen, beutegierigen Schrei.
    Wir schildern gern die Gegenden genauer, um nicht den Leser aufs Geratewohl herumirren zu lassen, und wiederholen deshalb hier, was wir schon einige Kapitel früher gesagt haben: daß nämlich der Waldsaum, in dessen dichtem Schatten der Büffelsee versteckt liegt, vom rechten Ufer des Flusses, wo eben die indianische Räuberbande gelandet ist und wo der Schwarze Falke mit seinen Kriegern bald zu ihnen stoßen wird, ungefähr eine Meile entfernt liegt und daß der Boden nur eine gelbliche Oberfläche von wogendem Gras darbietet. Jenseits erstrecken sich vom linken Ufer an die morastigen Gegenden, die wir eben erwähnt haben.
    Die Jäger und die Trapper erzählen sich noch heutigentags die blutigen Szenen, die sich im Tal der Red Fork ereigneten; wir hoffen demnach, daß man uns entschuldigen wird, wenn wir deren Schauplatz so ausführlich beschrieben haben.
    Die Augen des alten amerikanischen Renegaten waren noch von den Dünsten des Mescals umnebelt, als die Piroge in einer kleinen Bucht des Flusses landete. Sang-Mêlé allein hatte in dieser Nacht eine seltene Ausnahme von seiner gewöhnlichen Unmäßigkeit gemacht. Er war sich bewußt, daß er seine ganze Kaltblütigkeit aufbieten müsse, um seine Pläne der Entführung und der Plünderung zu verwirklichen.
    Als Vater und Sohn an Land stiegen, grollte im Herzen des Mestizen noch der Zorn gegen Main-Rouge, obgleich er ihn reichlich ausgeschüttet hatte. »Wir werden sehen«, sagte Sang-Mêlé in rauhem Ton zu ihm, »ob du noch zu etwas anderem gut sein wirst als dich wie ein Anfänger im Feuerwasser zu berauschen. Geh mit dem Gefangenen wieder über den Fluß, wirf ihn bis zu meiner Rückkehr in ein dichtes Baumwollstaudengebüsch, und erinnere dich, daß du dem Schwarzen Falken für ihn verantwortlich bist!«
    »Ach ja!« antwortete Main-Rouge mit einem stumpfsinnigen, ironischen Lächeln. »Die Taube des Büffelsees ...«
    Ein zorniger Blick seines Sohnes verbot dem Amerikaner, weiterzusprechen.
    »Wahrhaftig, ich nehme es an; denn meine Augenlider sind so schwer wie die ledernen Vorhänge meiner Hütte; ich werde neben dem Gefangenen schlafen und Sorge tragen, noch einen Riemen den übrigen hinzuzufügen, mit denen ich ihn schon geschmückt habe.«
    Den Befehlen des Mestizen gemäß fuhr die Piroge, auf deren Boden man Fabian mit gebundenen Händen und Füßen geworfen hatte, mit drei Ruderern zum entgegengesetzten Ufer des Flusses. Main-Rouge wankte zwar ein wenig auf seinen Beinen, trug aber doch den Körper des Gefangenen hinter eine dichte Gruppe von Bäumen und Gesträuchen, einige Schritt vom Ufer. Einer von den Indianern legte sich ebenso wie er selbst neben Fabian nieder, und als die beiden anderen Räuber abermals über den Fluß gesetzt waren, um sich wieder mit dem Mestizen zu treffen, wäre es unmöglich gewesen, zu ahnen, daß drei Männer im Schatten der Baumwollstauden verborgen lagen.
    Nachdem diese Vorsichtsmaßnahme für den Fall irgendeines Ereignisses getroffen war, wurde die Piroge ans Ufer gezogen und nicht ohne Mühe auf den Armen der ganzen Schar mitten in das Gras getragen, das man sorgfältig über das Fahrzeug deckte, um es den Augen aller zu verbergen und zu dem Glauben zu verleiten, daß die Halme dieser mächtigen Vegetation nur durch einen Windstoß so niedergebeugt worden wären. Sang-Mêlé stellte darauf zwei Indianer als Vorposten auf die Ufer des Flusses – beinahe dem Ort gegenüber, wo Fabian unter der Aussicht des Renegaten zurückgeblieben war – dann verteilte er die anderen in gewissen Entfernungen vereinzelt in der Ebene, mit dem Befehl, auf die Ankunft der Verbündeten, die er erwartete, achtzugeben. Als das Tal das Ansehen ruhiger Einsamkeit wieder angenommen hatte, dachte er an die Ausführung des Plans, den er entworfen hatte.
    Der Mestize band zuerst die roten

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