Der Waldläufer
Stunden dieses geheimnisvolle Versteck ausgewittert und aufgebrochen sein würde, daß die kostbaren Güter – die Waffen, die es enthielt teils in den Fluß geworfen, teils von den beiden Jägern, die sie den Qualen des Hungers preisgegeben glaubten, weggenommen und gegen sie selbst gekehrt sein würden, so hätte dieser Unglücksprophet vielleicht eine Kugel in den Kopf oder einen Messerstich in die Gurgel bekommen; sicherlich jedoch hätte seine Prophezeiung nur Ungläubige gefunden.
Der Mestize steuerte, sobald er die Überzeugung gewonnen hatte, daß sein Versteck unverletzt sei, nach dem gegenüberliegenden Ufer. Ein Gefühl des Mißtrauens schien ihn zu warnen, nicht durch den mit Bäumen bedeckten Engpaß zu fahren, wo, wie wir gesehen haben, Rayon-Brülant und seine Verbündeten sich unter das Laubgewölbe begeben hatten, und er landete an einer Stelle, wo dichtes Gebüsch und hohes Gras es ihm möglich machten, das Rindenkanu, das er zurückließ, zu verbergen.
Sang-Mêlé wußte, daß er sich nun auf dem Jagdgebiet der Lipanesen, Es ist hier der Ort, zu bemerken, daß man auf der ungeheuren Strecke zwischen dem Golf von Kalifornien und der Bai von Espiritu Santo neun kriegerische Stämme zur Familie der Apachen zählt; die furchtbarsten darunter heißen: Gilenos, Mescaleros, Lipanesen und Mimbrenos; diese vier stellen ungefähr 1400 Krieger. der Verbündeten des Stammes der Gilenos, zu denen der Schwarze Falke gehörte, befand und daß er in aller Sicherheit von der Büffelinsel bis zur Red Fork wandern konnte. In der Tat: Nach einem Marsch von kaum einigen Stunden stieß er auf zehn herumstreifende Lipanesen, die sich nichts Besseres wünschten, als sich ihm anzuschließen, sobald sie wußten, daß es darauf ankam, weiße Jäger anzugreifen und ihnen die Pferde wegzunehmen, die sie unter tausenderlei Mühseligkeiten eingefangen hatten. Diese räuberische Schar war nun vierzehn Mann stark und lagerte, bis es Nacht wurde, um dann ihren Marsch unter dem Schutz der Kühle und der Dunkelheit fortzusetzen.
Main-Rouge hatte Fabian die Fesseln von seinen Füßen abgenommen, und dieser war, die Hände auf den Rücken gebunden, nicht ohne Anstrengung seinem Entführer gefolgt. Der junge Gefangene war zwar körperlich müde, aber geistig durchaus nicht niedergeschlagen; er saß in einiger Entfernung vom Feuer des Nachtlagers im Gras und wurde von zwei Indianern, die ihn keinen Augenblick verließen, bewacht, als drei lipanesische Kundschafter einen Indianer herbeibrachten, den sie in der Nähe des Lagers überrascht hatten.
Der Indianer war ein Komantsche und wurde in seiner Eigenschaft als ein Sohn eines feindlichen Stammes gefesselt neben Fabian geworfen. Er sollte dem jungen Weißen als abschreckendes Beispiel der Todesmarter eines Kriegsgefangenen dienen. Der Komantsche verstand einige Worte Spanisch, und die Gefangenen, von denen der eine dem anderen den blutigen Todespfad zeigen sollte, konnten einige letzte Worte miteinander wechseln. Fabian nannte die beiden Jäger mit ihren indianischen Namen Adler und Spottvogel; er rühmte ihren Mut, ihre Kraft, ihre Geschicklichkeit und besonders die grenzenlose Anhänglichkeit an seine Person.
»Und wie nennen diese Hunde den jungen Weißen, der nach mir sterben wird?« fragte der Indianer.
»Den jungen Krieger aus dem Süden, den Sohn des Adlers der Schneegebirge«, antwortete Fabian.
Sang-Mêlé unterbrach das traurige Zwiegespräch. Die Stunde des Komantschen hatte geschlagen. Dieser erhob sich und folgte dem Mestizen mit festem Schritt, indem er in seinem Todesgesang, den er anstimmte, den Namen und das Lob Rayon-Brûlants mischte, der ihn rächen sollte.
Dieser Name brachte eine Änderung im Plan Sang-Mêlés hervor. Er hatte dem Schwarzen Falken versprochen, ihm Rayon-Brûlant auszuliefern, und die Gelegenheit war günstig, um sich gegen den jungen Komantschen einen falschen Schein von Anhänglichkeit und Großmut zu geben.
»Mein Bruder«, sagte er zum Indianer, »ist einer von den Kriegern Rayon-Brûlants; er ist frei, weil die Freunde des Komantschen die Sang-Mêlés sind.« Und er entließ den Kundschafter, indem er zu ihm sagte: »Sang-Mêlé und seine Gefährten werden den Tag hindurch bei diesem Feuer bleiben; geh und sage dem Komantschenhäuptling, daß er hier willkommen sein wird und daß es für ihn dampfendes Wildbret gibt und Herzen, die sich bei seinem Anblick freuen.«
Der listige Mestize wußte wohl, daß Rayon-Brûlant nicht kommen
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