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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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niedergetreten zu sein schien, so daß die zertretenen Halme noch nicht verwelkt waren, obgleich die Hufe der Pferde sie zerquetscht hatten, deren Spur auch ebenso sichtbar war wie auf einem sandigen Weg. Gerade am Ende dieses engen und sich krümmenden Fußpfads erscholl immer noch die Stimme Ohos. Darauf wurde das Gras seltener und spärlicher, auf den weichen Boden folgte ein härterer, und endlich standen die drei Jäger auf den Zuruf Bois-Rosés plötzlich still.
    »Bleibt, wo ihr seid!« sagte der Kanadier. »Es ist nutzlos, daß wir uns den dort hinten verborgenen Büchsen als doppelter Zielpunkt darbieten. Ah, Pepe, wir hatten uns nicht geirrt. Der Hund hat den geheimen Zugang entdeckt.«
    Während Encinas Oho, der wieder zu ihm gekommen war, streichelte und seinen Büffelriemen wieder an seinem Halsband befestigte, hatte sich Pepe, ohne die Warnung des Kanadiers zu hören, und voll Ungeduld, zu sehen, was Bois-Rosé andeutete, bis hinter diesen geschlichen.
    Das letzte Gras des Fußpfads erstarb auf einem steinigen Boden, und ungefähr fünfundzwanzig Schritt von dem dünnen, fransenartigen Saum, den es bildete, begann der Wald. Anstatt jedoch hier wie überall dem Auge einen unübersteiglichen Wall von Lianen, dicht zusammenstehenden Stämmen und ineinander verschlungenen Zweigen zu bieten, ließ der ursprünglich durch die Gewässer aufgerissene Boden einen etwa vier Fuß breiten Durchgang zwischen den Bäumen frei. Auf jeder Seite dieses Strombetts erhob sich ein Abhang mit geraden Wänden, und der Zwischenraum war mit Baumstämmen und frisch abgehauenen Zweigen angefüllt.
    »Durch diesen Gang sind die Schelme zu Pferd wie durch einen Torweg eingezogen«, sagte Pepe.
    »Laß uns unsere Zeit hier nicht verlieren, Pepe, und da du einmal hier bist, so wollen wir jeder auf einer Seite dieser Öffnung entlangschlüpfen, um zu sehen, was der Feind macht, wo Fabian ist und an welcher Stelle der Angriff begonnen werden muß. Wenn es möglich ist, Encinas, so bemüht Euch, daß Euer Hund stumm ist; seine Stimme könnte Euch wie uns ein Stück Blei im Körper zuziehen; oder – besser noch – lauft und benachrichtigt Rayon-Brûlant und Don Agustin, daß wir den Durchgang zum Feind gefunden haben; dann stürzt kühn an der Spitze der Tapfersten hervor. Mein Gefährte und ich, wir wollen euren Marsch auskundschaften.«
    Der Waldsaum war rechts und links, etwa zwanzig Schritt vom Hohlweg, ganz so dick wie überall, und die beiden Jäger zögerten nicht, sich jeder auf seiner Seite hineinzubegeben, um ihren Plan auszuführen. So dicht war der Pflanzenwuchs, daß ihre Augen kaum einige Schritt weit vor sich sehen konnten; aber so gefährlich auch dieser Versuch war – es war unerläßlich notwendig, ihn zu wagen.
    Der Kanadier rückte also immer weiter durch die Zweige vor, schweigend wie ein mitten durch Schilf und Binsen kriechender Alligator, der den Büffel überfallen will, wenn dieser seinen Durst löscht.
    Nach und nach jedoch wurde der Wald lichter, und der Jäger konnte nicht nur die undeutlichen und tausendfach gebrochenen Formen von Menschen und Pferden unterscheiden, sondern auch noch einen raschen Blick auf den von diesem Baumgürtel umgebenen Raum werfen. Der Biberteich lag an dem einen äußersten Ende dieser weiten Lichtung, wo für Pferde und Menschen Raum genug war. An den Ufern dieses Teichs erhoben sich ungefähr fünfzehn Hütten von einförmiger Gestalt.
    Der größte Teil dieser Biberhütten, die die Indianer eingenommen hatten, lag beinahe ganz im Wasser; aber zwei oder drei waren weit genug von den Ufern des Teichs entfernt, so daß sie von den Belagerten in einen festen Wall hatten verwandelt werden können, wo die Zwischenräume mit Pferdesätteln, Decken und Mänteln aus Büffelhaut gehörig ausgefüllt waren. Gerade zwischen dem Rand des Teichs und dieser Verschanzung stand die größte Abteilung der Indianer, während die anderen hin und her liefen, um die schwächsten Stellen der grünen, undurchdringlichen Schranken, die die Lichtung umgaben, zu befestigen.
    Übrigens war Fabian für die Augen des Kanadiers unsichtbar, die oft durch die Wolken der schrecklichsten Befürchtungen getrübt wurden, die er für sein Kind hegte; auch Sang-Mêlé und Main-Rouge und ebenso die Tochter des Hacenderos und der Schwarze Falke waren nicht sichtbar. Er setzte voraus, daß die Gegenstände seiner Liebe wie die seines Hasses sich zwischen dem Teich und den Biberhütten befanden, in denen die

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