Der Waldläufer
Öffnungen auf der Seite des Wassers angebracht waren.
Pepe sah ebenfalls nicht mehr wie Bois-Rosé; die beiden Jäger mußten also ihr Verlangen, das sie anspornte – Feuer auf die verhaßten Feinde zu geben –, unterdrücken, was auch in dieser ernsten Lage nicht von Wichtigkeit war.
Bois-Rosé lauschte ängstlich auf jedes Geräusch, das bis zu ihm dringen konnte. Er hoffte, die Stimme Fabians oder die der Tochter des Hacenderos zu vernehmen, und zählte angstvoll die Minuten, die seit der Entfernung Encinas', um Verstärkung herbeizuholen, verflossen waren. Es war dies in der Tat ein schrecklicher Augenblick, der einem verzweifelten Angriff vorherging, in dem das Blut so reichlich fließen sollte und wo die Rachsucht wilder Feinde Wiedervergeltung an seinem gefangenen Sohn üben konnte.
Plötzlich erzitterte die Luft in der Richtung des Biberdamms, wo der junge Komantschenhäuptling stand, von einem Schuß, dem Geheul folgte; dann ertönten noch ein halbes Dutzend anderer Schüsse. Eine große Bewegung fand in der Lichtung vor dem Teich statt, und ein Schauspiel bot sich einige Augenblicke dem Kanadier dar, bei dessen Anblick der Waldläufer das Blut in seinen Adern erstarren fühlte.
75 Rayon-Brûlant
Um die Szene, die sich nun im Anschluß daran zutrug und von der Bois-Rosé in seinem Hinterhalt nur einen Teil erblickte, zu erklären, ist es nötig, uns einen Augenblick zuvor mitten in die Befestigung der Indianer zu begeben.
Der Schwarze Falke hatte des ganzen Hasses, der ihn gegen Rayon-Brûlant beseelte, bedurft, um trotz seiner Wunde den Beschwerlichkeiten eines langen Marsches von drei Tagen und den Kämpfen zu trotzen, die seine Bande auf dem Zug dezimiert hatten. Obgleich er wenig Vertrauen auf das Wort des Mestizen setzte, so war doch der Apachenhäuptling halb aus Rachsucht, halb aus Liebe zur Plünderung und wegen des Einflusses, den der kühne Bandit auf die indianischen Stämme ausübte, seinen Einflüsterungen gefolgt.
Der unverhoffte Angriff, der die Apachen in dem Augenblick überrascht hatte, wo sie glaubten, sie brauchten die Hand nur nach einer reichen Beute auszustrecken, um sie auch in Besitz zu nehmen; wo der Schwarze Falke seinen Nebenbuhler, wenn nicht entwaffnen, doch wenigstens unter günstigen Aussichten auf Erfolg überfallen zu können hoffte, hatte einen übertriebenen Schrecken einem fast tollen Vertrauen folgen lassen. Der Häuptling war von Schmerz und Ermüdung geschwächt; die Krieger, die sich kaum von ihrer durch stete Niederlagen hervorgebrachten Entmutigung erholt hatten, glaubten mit weit überlegenen Feinden zu tun zu haben, und alle hatten – mit Ausnahme des Mestizen, der von den übrigen mit fortgerissen wurde – einem panischen Schrecken nachgegeben, dessen Resultat man gesehen hat.
Indessen hatte der Mestize durch eine fast genaue Angabe der Stärke der Weißen den Herzen der Krieger und des Häuptlings wieder Vertrauen einflößen können. Nichtsdestoweniger kochte im Herzen des Schwarzen Falken ein dumpfer, aus getäuschter Erwartung entstandener Zorn, und Sang-Mêlé war zu scharfsinnig, um ihn nicht zu erraten. Er beschloß also, sich in der Achtung der Apachen durch einen Plan wieder zu heben, wie er ihm eigentümlich war und bei dem seine Treulosigkeit und sein Mut sich in die Rollen teilten.
Der Hohlweg, der die Indianer durch den Wald zum Biberteich gebracht hatte, bot zugleich Gelegenheit zu einem leichten Ausfall mitten unter ihre zerstreuten Feinde. Während Sang-Mêlé diejenigen, die ihm zunächst standen, durch scheinbare Friedensunterhandlungen täuschte, sollten die Indianer wieder auf die Pferde steigen und unversehens über die verschiedenen in der Ebene verstreuten Gruppen herfallen; es konnte nicht fehlen, daß sie leichtes Spiel mit ihnen haben würden.
Das war der Plan, den der Mestize geltend machte, während Bois-Rosé und Pepe sich bis in den Bereich der indianischen Verschanzungen schlichen. Es war eigentlich nur ein Teil davon, denn nur seines Vorteils halber hatte er ihn vorgeschlagen. Main-Rouge sollte ihn dabei, wie man sehen wird, unterstützen. –
Wir brechen also hier unsere Erzählung ab, um sie durch Schilderung der Vorgänge zu ersetzen.
Ungefähr vierzig Pferde – einige abgesattelt, der größte Teil aber noch mit allem Luxus der Wilden aufgezäumt – waren an die dem Teich zunächst stehenden Bäume gebunden. In der Biberhütte, die dem Damm, wo Rayon-Brûlant stand, gegenüberlag, war Doña Rosarita noch
Weitere Kostenlose Bücher