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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Indianer bloßzugeben, seine gesicherte Stellung, warf sich auf den Rücken und schoß. Obgleich diese Stellung unbequem war, so krönte doch der vollständige Erfolg den Versuch des Mestizen, und einer von den Komantschen fiel mit zerschmettertem Rückgrat vom Baum. »Hierher!« rief Main-Rouge lebhaft. »Siehst du nicht, daß der Baum, den diese beiden Landstreicher vor sich herrollen, sogleich den unsrigen berühren wird?«
    Der bewegliche, von den Jägern fortgeschobene Wall war kaum noch so weit, als er dick war, von dem Baum, der die Piraten schützte, entfernt.
    Es war dies für die Zuschauer ein Augenblick von höchstem Interesse; wenn die Bäume wie zwei Fahrzeuge, die im Meer aneinanderstoßen, aufeinandertreffen würden, dann mußte es sich in einem Kampf Leib an Leib mit blanker Waffe entscheiden, und auf die eine oder andere Weise mußte der Tod die tödliche Feindschaft der vier Kämpfer beenden.
    Sang-Mêlé hatte keine Zeit gehabt, seine Büchse wieder zu laden. Pepe hatte die seinige eingebüßt, und von dieser Seite war also der Vorteil gleich, wie es auch der Fall war zwischen Bois-Rosé und dem alten Main-Rouge, die beide eine geladene Büchse hatten.
    Es war eine sonderbare und schreckliche Alternative, die sich auf die gegenseitige Stellung des Kanadiers und des Räubers von Illinois gründete. Derjenige von beiden, der sich zuerst eine Blöße gab, mußte die ganze Ladung der feindlichen Büchse aus der nächsten Nähe erhalten; derjenige von beiden, der zuletzt auf seine Füße sprang, war einem sicheren Tod geweiht. Die beiden Feinde verstanden in gleicher Weise, was sie zu tun hatten.
    Kaum waren durch die letzten Anstrengungen der beiden Jäger die Bäume aneinandergestoßen, als Main-Rouge und Bois-Rosé, den Gebrauch ihrer Büchse verschmähend, beide mit derselben Schnelligkeit auf ihre Füße springend, aufeinander stießen wie die beiden Baumstämme und sich gegenseitig umschlangen. Der Vulkan, in dessen Innerem die Lava brüllt, ehe sie hervorbricht und sich weithin ergießt, verbirgt kein heftigeres Feuer als die ungestümen Gefühle des Kanadiers, als er einen von denen umfaßte, die ihn entwaffnet, ihn dem schrecklichsten Schmerz, den das Herz empfinden kann, ohne zu brechen, preisgegeben und ihn wie eine Beute den Qualen des Hungers überlassen hatten. Bois-Rosé machte eine von jenen Anstrengungen, bei denen die Muskeln des Körpers zerreißen oder über das Hindernis triumphieren.
    Main-Rouge war verwundet, geschwächt durch den Blutverlust, und seine athletische Stärke mußte der des Waldläufers unterliegen. Ein dumpfes Krachen war unter den Armen Bois-Rosés zu hören, der auf den Renegaten niederstürzte, dessen Rückgrat unter der Anstrengung des kanadischen Riesen zerbrochen war.
    Pepe hatte die Notwendigkeit anders begriffen; er hatte den Mestizen sich zuerst erheben lassen, und kaum erhob sich dessen Stirn über dem Baumstamm, als er mit einer ebenso kühnen wie unerwarteten Bewegung seine Streitaxt mit allen Kräften dem Mestizen an den Kopf warf. Pepe ließ ihm nicht Zeit, von der Betäubung, die durch die Schwere und die Schärfe der Waffe hervorgebracht wurde, wieder zu sich zu kommen; er stürzte sich auf ihn, umschlang seinen Körper und erhob sich beinahe augenblicklich wieder. Der Mestize rührte sich nicht mehr.
    Vater und Sohn lagen leblos nebeneinander.
    »Sein Versprechen muß man halten!« rief Pepe und zeigte dem Kanadier seinen Dolch, dessen Griff nur noch aus der Brust des Mestizen hervorragte; dann zog er ihn mit einiger Anstrengung aus dem Körper, in dem er stak, öffnete mit der Klinge die heftig zusammengebissenen Zähne des Piraten, machte mit den Fingern eine unbeschreibliche Bewegung und warf einen blutigen, herausgerissenen Fetzen weit von sich.
    »Pfui, werden die Raben etwas von dieser verfluchten Zunge wollen?« fügte der fanatische und unversöhnliche spanische Jäger hinzu.

76 Nach dem Sieg
    Von dem Augenblick an, der auf Main-Rouges und Sang-Mêlés Tod folgte und wo das Triumphgeschrei der Weißen und der Komantschen den Apachen, die noch Widerstand leisteten, zeigte, daß ihre beiden furchtbaren Verbündeten unterlegen waren, war es, um die Wahrheit zu sagen, kein Kampf mehr, sondern eine gänzliche und blutige Niederlage der Apachen. Wenige von ihnen konnten die Ufer des Rio Gila wiedersehen; aber der Verlust auf Seiten der Weißen war ebenfalls furchtbar. Die Hälfte der Vaqueros Don Agustins blieb auf dem Schlachtfeld, wo von

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