Der Waldläufer
Agustins, vom Hacendero selbst geführt, hatten die Apachen in dem Hohlweg überrascht und drängten sie in Unordnung bis in ihre verlassene Verschanzung zurück. Reisende, die sich in eine Löwenhöhle während der Abwesenheit ihrer schrecklichen Bewohner gewagt haben und plötzlich durch deren Rückkehr überrascht werden, können allein ihren stürmischen Gefühlen nach mit den beiden Jägern und Fabian verglichen werden, als sie sahen, daß die Indianer abermals die Lichtung überfluteten.
Diese letzte Gefahr jedoch, so drohend sie auch war, konnte nur einen Augenblick größer sein als der Mut der drei Waffengefährten. Der Kanadier hatte sein Kind wiedererobert, und das war der wesentliche Punkt; er nahm darum Fabian auf seine Arme und sprang hinter die Verschanzung, die mit der Benützung der Biberhütten errichtet worden war, und Pepe stürzte ihm nach. Dort luden beide eiligst ihre Büchsen wieder, und mit dem festen Entschluß, diesmal wenigstens alle drei zusammen zu sterben, erwarteten sie den Angriff des Feindes.
Die Lage der Dinge änderte sich jedoch bald. Auf das Getümmel des Rückzugs der Indianer folgten bald Büchsenschüsse, und ein halbes Dutzend von den Reitern, die in Unordnung, von unsichtbarer Kraft zurückgetrieben, anlangten, fielen tot oder verwundet vom Pferd.
»Mut, Pepe!« rief der Kanadier. »Unsere Leute sind da und greifen die Indianer im Rücken an. Fabian«, fuhr er fort, »wenn du dich wieder auf den Beinen halten kannst, so schleiche dich hinter die Bäume; es ist ein Riesenkampf, den wir werden bestehen müssen.«
Die Flut von Indianern wuchs mit jeder Minute, teilte und zerstreute sich über die ganze Oberfläche der Lichtung, und die von Don Agustin geführten Vaqueros konnten endlich durchbrechen und sich besser ausdehnen. Einige waren zu Pferd, die meisten zu Fuß; der Hacendero war unter den ersteren.
»Feuer! Bois-Rosé, Feuer! Und das Kriegsgeschrei ausgestoßen, als ob wir hundert wären!« rief der Spanier, einem der ungestümen Eindrücke gehorchend, die er niemals beherrschen konnte.
Diesmal gehorchte der Waldläufer augenblicklich, und in dem Moment, wo ihre beiden Büchsen abermals knallten und zwei Reiter, die sie zu Opfern ausersehen hatten, von den Pferden stürzten, stießen die drei Waffengefährten – denn Fabians Herz war von Rache erfüllt, und er war deshalb dem Rat des Kanadiers nicht gefolgt – noch einmal dicht zusammengeschlossen ein so wildes Kriegsgeschrei aus, daß man hätte glauben können, zehn andere Krieger hätten sich mit ihnen verbündet. Dann nutzten sie die Unordnung, die dieser Angriff im Rücken verdoppelte, und stürzten aus dem Schutz der Verschanzung hervor. Fabian war mit dem Messer bewaffnet, das ihm der Kanadier in die Hand gedrückt hatte; Bois-Rosé ergriff die Streitaxt, die einem von ihm getroffenen Apachen entfallen war; Pepe schwang seine schwere Büchse, und so warfen sie sich unter einem infernalischen Geheul mitten in das Handgemenge.
Der gigantische Waldläufer glich dem Mäher, der sein Tagwerk gern beenden will, oder dem Holzhauer, dessen Axt einen jungen Holzschlag ausräumt. Er traf seine Feinde mit unwiderstehlichem Arm und schien einen unüberschreitbaren Kreis von Eisen um Fabian zu ziehen. Er suchte sich bis zu Don Agustin Bahn zu brechen, der, von Feinden umgeben, mit seinem langen Degen auf Stoß und Hieb traf, und er bahnte sich auch endlich einen blutigen Weg bis zum Hacendero, als der schreckliche Schrei einer bekannten Stimme hinter ihm erscholl.
Es war Rayon-Brûlant, der sich, blutend und entwaffnet, aber mit der ohnmächtigen Rosarita in seinen Armen, in die von der Streitaxt des Kanadiers um Don Agustin gemachte Öffnung stürzte. Der junge Krieger hatte nur noch Zeit, mit einem Triumphgeheul die Tochter in die Arme des Vaters zu werfen, und stürzte dann unter die Hufe der Pferde. Während Bois-Rosé sich bemühte, um denjenigen, dem er soviel verdankte, zu beschützen, ließ der Hacendero seinen Degen um seine Tochter kreisen, die er quer vor sich liegen hatte, drückte die Sporen in die Flanken seines Pferdes und war bald durch den Hohlweg aus der verhängnisvollen Lichtung verschwunden.
Schrecklich wie der Erzengel der Schlachten stand der Kanadier gleich dem Bogen einer steinernen Brücke über dem Körper Rayon-Brûlants, dessen Blut einer breiten Wunde entströmte, hielt seine bestürzten Feinde fern von ihm und sah nicht, wie neue Kämpfer sich von der Seite des Biberteichs her auf das
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