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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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schwieg. Tiburcio seinerseits, der sich noch lebhafter an alles erinnerte, was sich in der Hacienda zugetragen hatte, schwieg ebenfalls und hielt es für eine Gunst des Himmels, mit den beiden Jägern zusammengetroffen zu sein; das Geheimnis des Val d'Or, das einem einzelnen Mann wie ihm unnütz war, wurde mit diesen beiden mächtigen Bundesgenossen eine kostbare Hilfsquelle und ein Pfand für den Erfolg seiner Liebe in den Augen Don Agustins; er beschloß also dem Kanadier unmittelbar Eröffnungen darüber zu machen.
    Dennoch zögerte er noch einen Augenblick. Um den Preis des Goldes das Herz Rosaritas sozusagen erkaufen, das er einem zärtlicheren Gefühl für unzugänglich hielt, widerstrebte der uneigennützigen Liebe, die er selbst ihr gelobt hatte; aber trotz des Eides, den er sich schwor, sie nicht wiederzusehen, siegte doch ein Rest von Hoffnung, die niemals ganz in einem recht verliebten Herzen stirbt, über seinen Widerstand. Wird es nicht immer so mit den Schwüren Verliebter sein?
    »Ihr seid Eurem Gewerbe nach ein Jäger, habt Ihr gesagt, wenn ich mich nicht täusche«, begann Tiburcio, das Schweigen unterbrechend; »das ist kein gewinnbringendes und ein sehr gefährliches Handwerk.«
    »Es ist kein Handwerk«, antwortete der Kanadier; »es ist für alle ein edler Stand – für Pepe zum Beispiel. Für mich ist es der Beruf meines Lebens. Meine Vorfahren haben gejagt, und ich habe – nach einer kurzen Unterbrechung – den Stand, den meine Vorfahren auf mich vererbt haben, wieder ergriffen ... Unglücklicherweise habe ich keinen Sohn, der mein Nachfolger sein könnte; ein edles und starkes Geschlecht – ich kann es ohne Hochmut sagen – wird mit mir zugrunde gehen.«
    »Und ich bin wie mein Vater Goldsucher«, erwiderte Tiburcio.
    »Ja, Ihr seid von einem Geschlecht, das Gott ebenso hat entstehen lassen, damit das Gold, das er geschaffen hat, nicht für die Welt verloren wäre.«
    »Mein Vater hat mir die Kenntnis eines nicht weit von hier entfernten und so goldreichen Ortes hinterlassen, daß ich, wenn zwei Jäger wie Ihr und Euer Gefährte sich mir anschließen wollten, sie reicher machen würde, als sie jemals haben träumen können.« Tiburcio wartete auf die Antwort des Kanadiers und glaubte fast seiner Beistimmung gewiß zu sein, trotz der Weigerung, die er in seiner Gegenwart schon gegen Don Estévan ausgesprochen hatte.
    Der ehrliche Kanadier hatte Tiburcio das Vergnügen nicht zu verbergen gesucht, mit dem er ihm zuhörte. Dieser hatte das Feuer in den Augen des Jägers und das Lächeln, das sich über seine offenherzigen Gesichtszüge verbreitete, der Habgier zugeschrieben und täuschte sich. Bois-Rosé hörte im Gegenteil von den so verführerischen Vorschlägen Tiburcios nur den Ton einer Stimme, die auf dem Grund seines Herzens widerhallte wie eine längst vergessene Melodie oder wie einer jener Gesänge des Vaterlands, die plötzlich das Ohr eines Verbannten mit Freude erfüllen.
    Das Erstaunen des jungen Mannes war darum nicht gering, als der Kanadier verneinend den Kopf schüttelte und antwortete: »Der Vorschlag, den Ihr mir da macht, würde ohne Zweifel einen Mann verführen, der sein Herz in irgendeiner Stadt zurückgelassen hat. Was mich anlangt, so habe ich kein Vaterland mehr. Die Wälder und die Steppen sind jetzt meine Heimat geworden, und ich will keine andere mehr; wozu sollte mir also das Gold, von dem Ihr sprecht, nützen? Es gab eine Zeit, wo ich es zu besitzen gewünscht hätte, um es einst zu vererben oder es selbst noch bei meinem Lebzeiten wegzugeben – heute habe ich niemand mehr, dem dieses Gold Nutzen schaffen könnte. Nein, nein, mein Junge, ich danke Euch, aber ich will nichts damit zu tun haben«, fügte er hinzu, indem er mit seinen breiten Händen sein Gesicht bedeckte, als wollte er seinen Augen das verführerische Gemälde entziehen, das Tiburcio vor ihm aufgerollt hatte.
    »Das ist gewiß nicht Euer letztes Wort«, erwiderte Tiburcio, nachdem er sein Erstaunen überwunden hatte; »ein Mann weist nicht auf solche Art Schätze zurück, wenn er sich nur zu bücken braucht, um sie aufzuraffen!«
    »Dennoch ist es ein unwiderruflicher Entschluß. Ich gehöre mit Leib und Seele einem Unternehmen an, bei dem ich meinem Gefährten, der es zehn Jahre lang gewesen ist, beistehen muß.«
    Bois-Rosé dachte nicht daran, daß sein strenges Festhalten an dem einmal gegebenen Wort an jene edlen Ritter der alten Zeit erinnerte, wo keiner von ihnen seine Lanze zur Eroberung

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