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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Jünglinge lange in das feste, dunkle Auge; dann sog er den Rauch der Pfeife langsam ein und blies ihn nach den vier Himmelsrichtungen von sich.
    »Falkenauge ist noch jung; er zählt noch lange nicht die Hälfte der Winter des Fuchses, aber er wird einst ein gewaltiger und weiser Krieger sein. Wenn er mir die Skalpe der Piraten bringt, so soll er die Adlerfedern bekommen und ein großer Häuptling sein unter den Kindern der Comanchen!«
    Jetzt endlich war das Wort gefallen, welches der junge Mann schon längst ersehnt hatte. Jetzt endlich hatte er eine Aufgabe bekommen, deren Lohn die Erfüllung seiner größesten Wünsche war. Ein Weißer hätte seine Freude darüber laut geäußert, dem Indianer aber ist es eine Ehrensache, die Gefühle seines Herzens zu verbergen. Darum antwortete Falkenauge außer einem schnellen, leuchtenden Blicke auf Mo-la mit beinahe gleichgültigem Tone:
    »Die Tage von Mani Sangriente und El Mestizo sind gezählt; ihre Sonne neigt sich zur Rüste, und das Messer des Comanchen schwebt über ihrem Haupte, um sie in das Land der Schatten zu schicken, von wo keine Wiederkehr ist. Falkenauge hat gesprochen!«
    Er erhob sich. Der Fuchs winkte mit der Hand, und der Jüngling verließ das Zelt.
    Die Dämmerung brach herein; der Abend folgte ihr schnell, und als Falkenauge sein Pferd bestieg, leuchteten die Sterne bereits vom Himmel hernieder.
    Er ritt an der Reihe der Zelte hin, obgleich es kürzer gewesen wäre, das Lager sofort zu verlassen. Glaubte er vielleicht, Mo-la noch einmal erblicken zu können?
    Die Thür des Häuptlingszeltes blieb gesenkt. Er lenkte sein Thier der offenen Savanne zu. Kaum aber war er einige Minuten geritten, so erhob sich eine dunkle, schlanke Gestalt vor ihm.
    »Falkenauge!«
    »Mo-la!«
    »Sind die Piraten so schlimm, wie Vater sagte?«
    »Es hat sie noch niemand zu überwinden vermocht.«
    »So wird der Stern verlöschen, nach welchem Mo-la blickt!«
    »Er wird leuchten und nie untergehen!«
    »Ist es so nöthig, Häuptling zu sein?«
    »Falkenauge würde die Piraten tödten auch ohne diesen Preis. Sie haben den Bruder seiner Blume gemordet und müssen sterben.«
    »Weit drin in der wilden Steppe hat ein weiser Zauberer gewohnt, der Macht selbst über den Tod hatte. Er hat der Squaw des klugen Fuchses eine große Medizin gegeben, die vor dem Tode schützt.«
    »Wer hat diese Medizin?«
    »Mo-la. Sie erhielt sie von der Mutter, als diese in das Land Wacondahs ging. Wird Falkenauge sie nehmen?«
    »Er nimmt sie,« antwortete er einfach.
    Sie reichte ihm das Amulet entgegen; er nahm es und befestigte es an seinem Halse.
    »Wird Mo-la nun ruhig sein?«
    »Sie wird keine Angst mehr haben.«
    Er reichte ihr die Hand vom Pferde herab und ritt davon. Sie stand und lauschte, bis die Hufschläge verklungen waren, und kehrte dann heimlich in das Lager zurück. –
    Zwei Tage später saß in der Venta des ehrsamen Sennor Franzesko Metalja eine etwas bunt gewürfelte Gesellschaft beisammen.
    An einem der Tische lehnten zwei Cibolero’s (Büffeljäger), ganz in Büffelhaut gekleidet. Ihre derben Gestalten, kräftigen Fäuste und markirten Gesichtszüge gaben deutliches Zeugniß über die Schwierigkeit ihres anstrengenden Handwerkes. Die Lasso’s, welche sie um den Leib geschlungen hatten, waren doppelt so stark, wie ein gewöhnliches Lariat, und die neben ihnen lehnenden Büchsen sahen so außerordentlich mitgenommen aus, daß sie wohl schon manche Zeit in Gebrauch gewesen waren, ohne ein einziges Mal regelrecht geputzt und gesäubert worden zu sein.
    An zwei zusammengeschobenen Tischen saßen neun Vaquero’s (Rinderhirten) mit einem gut gekleideten Sennor, welcher ihr Haziendero zu sein schien.
    Ihnen gegenüber hatten zwei Personen eine dunkle Ecke eingenommen, die man auf den ersten Blick für Papagosindianer halten mußte. Der eine war ein Greis; der andere zählte vielleicht die Hälfte seiner Jahre.
    Das weiße Haar des Aelteren und das schwarze des Jüngeren war am hinteren Theile des Kopfes durch weißlederne Bänder zusammengebunden, so daß es einen Chignon bildete.
    Eine Art engen, gestrickten Käppchens von grobem Faden, welches mit einem Federbusche geschmückt war, bedeckte die Spitze ihres Kopfes und wurde durch einen ledernen Sturmriemen festgehalten.
    Beide hatten nackte Beine, und der Obertheil ihrer Körper wurde von einer außergewöhnlich groben Wollendecke verhüllt.
    Den Ausdruck und die Zeichnung ihrer Gesichter konnte man nicht deutlich erkennen, da

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