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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie?«
    »Wir müssen ihn beerben!«
    »Natürlich! Aber wo?«
    »Das wird sich finden. Warte nur, bis er den Mund aufthut. Er wird dann wohl sagen, welche Richtung er nehmen will.«
    »Vielleicht geht er zu den Apachen.«
    »Das wird er bleiben lassen. Denn Jedermann weiß, daß die Apachen auf die Weißen jetzt schlecht zu sprechen sind. Sie würden seine Waaren einfach nehmen und ihn umbringen.«
    »Oder zu den Comanchen.«
    »Das ist eher möglich. Diese Hallunken halten es gerade jetzt mit den Weißen, und besonders wir dürften uns auf ihrem Gebiete gar nicht blicken lassen, obgleich wir keine Apachen sind.«
    »Warum schossest Du den jungen Häuptling rittlings nieder!«
    »Weil er mir im Wege war. Den alten Fuchs allerdings hätte ich noch weit lieber getroffen, der uns einfür allemal verbot, unsern Weg durch das Gebiet seines Stammes einzuschlagen.«
    Jetzt hatte der Viandante seine Waaren zurechtgelegt und erhob sich. An den Tisch des Haziendero tretend, bot er seine Sachen an.
    »Woher kommt Ihr?« frug dieser.
    »Von Arispe.«
    »Und wohin werdet Ihr gehen?«
    »Weiß nicht. Ich richte mich nach der Gelegenheit.«
    In diesem Augenblicke öffnete sich die Thür geräuschlos und ein Mann trat ein, der sofort die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog.
    Es war Falkenauge, der Comanche.
    Die eleganten, nervigen Körperformen und der elastische, stolze Schritt, mit welchem der junge Krieger eintrat, mußten sofort imponiren. Seine breiten Schultern und seine starke Brust waren nackt; um seine engen, gerundeten Hüften schlang sich eine feine Decke von Santillo, in glänzenden, verschiedenartigen Farben schillernd. Gamaschen von scharlachrotem Tuche bedeckten seine Unterschenkel; von Pferdehaar gestickte Kniebänder und merkwürdig aus Stachelschweinsborsten gearbeitete Eicheln umschlossen über den Knöcheln diese Gamaschen, und die Füße staken in den kunstreichen Moccassins, welche er von Mo-la geschenkt erhalten hatte.
    Sein Kopf war, mit Ausnahme eines Büschels kurzer Haare, der wie ein Helmbusch aussah, ganz geschoren und mit einem höchst sonderbaren Schmucke bedeckt. Es war dies nämlich eine Art schmalen Turbans, aus zwei malerisch um seine Stirn gewundenen Tüchern bestehend. Die glänzende, trockene Haut einer ungeheuren Klapperschlange schlang sich durch die Falten des Turbans, und sowohl der noch mit den Klappern versehene Schwanz als auch der mit spitzigen Zähnen bewehrte Kopf des Thieres hingen an jeder Seite seiner Schulter herab.
    Wäre sein Gesicht von den entstellenden Malereien frei gewesen, so hätte man eine echt römische Nase, eine hohe Stirn, auf welcher Muth und Biederkeit thronten, einen kühn geschnittenen Mund und zwei Augen bewundern können, welche bestimmt zu sein schienen, durch ihren Blick zu herrschen. Die fast unmerklich hervortretenden Wangen störten die schöne Harmonie der Züge nicht, vielmehr gaben sie ihnen etwas eigenthümlich Fremdartiges, was den Beschauer fesseln mußte.
    Seine Waffen bestanden in einem leicht gekrümmten Skalpirmesser, einem glänzend geschliffenen Tomahawk, einem kunstvoll geflochtenen Lasso, welches in kurzen Bogen um seine Hüften hing, und einer Büchse, deren Holztheile eng mit silbernen Nägeln beschlagen waren.
    So wie er da stand in der rußigen, verräucherten Venta, hätte er ruhig auf dem elegantesten Maskenballe einer der europäischen Residenzen erscheinen können, und niemand würde geglaubt haben, daß all die beschriebenen Dinge der Savanne wirklich angehörten, so nett und sauber war jeder Zollbreit an ihm, und so elegant und gebieterisch zugleich seine ganze Erscheinung.
    Er grüßte nur mit einer leichten Handbewegung und erfaßte mit einem einzigen Blicke seiner Augen die Anwesenden mit einer Schärfe und Vollständigkeit als hätte er sie schon längere Zeit beobachtet.
    Was keiner der Anderen bemerkt hatte, das fiel ihm sofort auf, die echt Forster’schen Büchsen, welche die zwei ärmlich ausstaffirten Papagos zwischen ihre Kniee gestemmt hielten.
    Alles war still; jeder Laut war bei seiner Erscheinung erstorben. Er trat bis auf drei Schritte breit vor die Papagos hin und frug:
    »Meine rothen Brüder sind arm. Sie arbeiten um Lohn für die weißen Männer?«
    Der heruntergekommene Stamm der Papagos läßt sich meist zu den ordinärsten Handleistungen verwenden, um ein elendes, armseliges Leben zu fristen, welches nur aus Arbeit und Schlaf besteht.
    »Mein Bruder hat recht gesagt.«
    »Was arbeiten meine

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