Der Waldläufer
mein Kopf. Wollt Ihr es haben?«
»Teufel, ob ich will!«
»So macht mich frei! Für mein Leben verrathe ich Euch die Bonanza.«
Der Mestize sah ihm in das Auge, als wolle er ihm mit diesem Blicke bis in die tiefste Seele dringen.
»Ihr sprecht die Wahrheit?«
»Bei der heiligen Jungfrau, ja!«
»Und das Gold ist wirklich so massenhaft zu finden?«
»Ja.«
»Wer weiß noch von der Bonanza?«
»Drei Weiße, die sich jetzt dort befinden.«
»Drei? Ihre Augenblicke sind gezählt! Doch sagt, habt Ihr schon einmal von El Mestizo gehört?«
»Von El Mestizo und Mani Sangriente, ja.«
»Ich bin El Mestizo. Nun wißt Ihr wohl, daß Euch bei mir noch Schlimmeres erwartet, als bei den Apachen, wenn Ihr versucht, mich zu betrügen?«
»Ich lüge nicht,« antwortete Baraja, den gefürchteten Menschen jetzt mit schreckerfülltem Blicke betrachtend.
»Nun wohl, so werde ich versuchen, Euch frei zu bekommen!«
Er kehrte zu Schwarzvogel zurück.
»Schwarzvogel wird den weißen Mann nicht martern.«
»Er wird ihn martern.«
»Nein, denn El Mestizo sagt es. Mein rother Bruder wird das Bleichgesicht freigeben!«
Schwarzvogel erhob fragend sein dunkles Auge. Der Mestize war ein Mann, dessen Freundschaft selbst ein Apache ein Opfer bringen konnte, aber ein solches Verlangen hatte er doch noch nicht gestellt.
»Der weiße Mann ist mein Bruder.«
»Und dennoch wird er sterben.«
»Ich werde meinem rothen Bruder ein Lösegeld für ihn bezahlen.«
»Welches?«
»Viele hundert Pferde der Bleichgesichter sammt den Hirten.«
»Er wird sterben.«
»Er wird leben, denn El Mestizo wird bezahlen noch mit dem Skalpe des größten Comanchen, den die Savanne trägt.«
»Wie heißt der Hund von Comanchen?«
»Falkenauge.«
»Falkenauge?« Das Auge des Häuptlings blitzte grimmig auf, und auch Antilope konnte eine Bewegung der Ueberraschung nicht unterdrücken. »Spricht mein Bruder die Wahrheit?«
»Hat El Mestizo schon einmal eine Lüge gesagt?«
»Schwarzvogel glaubt seinem Bruder. Er wird den Skalp von Falkenauge erhalten?«
»Ja.«
»Und die Pferde und Hirten der Bleichgesichter?«
»Ja.«
»Wo wird er sie finden?«
»Mein Bruder gebe mir zwölf seiner Krieger, um den Skalp des Comanchen zu holen, und ziehe mit seinen Kriegern sofort nach dem Büffelsee, wo ich mit ihm zusammentreffen werde. Dort sind die Bleichgesichter mit ihren Heerden.«
»Wann soll er dort sein?«
»Nach vier Sonnen.«
»Mein Bruder soll den Gefangenen erhalten. Er nehme zwölf Krieger der Apachen und ziehe fort. Nach vier Sonnen wird Schwarzvogel mit seinem ganzen Stamme am Büffelsee sein, um ihn zu treffen.«
Als El Mestizo sich entfernte, fuhr er, zu Antilope gewendet, fort:
»Schwarzvogel ist verwundet, er kann nicht gehen und nicht reiten. Er wird seine Krieger auf den Kriegskanoe’s nach dem Büffelsee führen.«
»Wollte er nicht die drei weißen Jäger verfolgen?«
»Die ›Herren der Wälder‹ sind stark und klug. Sie werden am Wasser hinabgehen und von den Apachen erreicht werden. Antilope, mein Sohn, nehme zehn meiner Krieger zu sich, um auf ihren Spuren zu gehen. Am Büffelsee wird Schwarzvogel ihn erwarten.«
Während der gewandte und scharfsinnige Häuptling auf diese Weise so schnell seinen Feldzugsplan entwarf, trat El Mestizo zu Baraja und durchschnitt mit dem Messer seine Fesseln.
»Ihr seid frei, für jetzt aber mein Begleiter. Der geringste Versuch der Flucht kostet Euch das Leben.«
Die Wilden wollten ihre Unzufriedenheit über die Befreiung des Gefangenen zu erkennen geben, beruhigten sich aber sofort, als sie hörten, welch ein Preis ihnen dafür bezahlt werden solle.
El Mestizo suchte sich zwölf kräftige Krieger aus und zog mit ihnen ab. Schwarzvogel versammelte beim verlöschenden Scheine der Feuer die andern und wandte sich mit ihnen dem Strome zu. Die Stätte, welche der Schauplatz eines längeren, barbarischen Festes hatte werden sollen, war in kurzer Zeit verlassen.
In einiger Entfernung von dem Lager stieß El Mestizo auf seinen Vater, welcher hier auf ihn gewartet hatte. Die Unterredung zwischen Beiden wurde von Diaz belauscht, und dieser jagte dem Goldthale zu. Allein die Nacht war finster, und das stolpernde Pferd Cuchillo’s so müde, daß sein Ritt nicht die gewünschte Schnelligkeit erreichte. Zudem verirrte er sich einige Male in der Dunkelheit, und so kam er nur einige kurze Minuten vor den Indianern bei der Pyramide an.
Währenddem hatten die drei Jäger unter abwechselndem Wachen
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