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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen Theil der Nacht durchschlafen. Eben weckte Rosenholz Pepe, um ihm die Wache zu übergeben, als er das Geräusch nahender Hufschläge vernahm.
    »Ein Reiter, Pepe! Wer mag das sein?«
    »Wohl ein Flüchtling aus dem Lager. Wir haben ja das Schießen gehört. Vielleicht sind die Rothen Sieger, und die Goldsucher fliehen nun zerstreut über alle Richtungen der Ebene.«
    »Er hält gerade auf uns zu.«
    Wirklich kam der Reiter bis hart an die Pyramide. Hier hält er sein Pferd an.
    »Sennor Bois-rosé, Sennor Pepe, Don Fabian!«
    »Ah, Sennor Diaz, Ihr!« antwortete der Kanadier, welcher den Rufenden an der Stimme erkannte. »Was giebt es, daß Ihr so unerwartet zurückkehrt?«
    »Ich muß Euch warnen. Die Indianer sind Herren der Ebene; nur ich und Baraja, der zum Lager zurückgekehrt war, sind entkommen. Er hat Euch verrathen, und die Wilden sind hart hinter mir, die Bonanza zu nehmen.«
    »Teufel, dann ist es am Besten, wir gehen ihnen aus dem Wege.«
    »Das könnt Ihr nicht, denn Ihr seid nicht beritten, und sie können nur wenige Schritte noch entfernt sein.«
    »So kommt herauf zu uns. Unsere Festung werden sie nicht bekommen!«
    »Das geht nicht. Ich muß sofort nach dem Büffelsee, um Don Augustin Pena zu warnen, der dort mit seinen Leuten von den Apachen überfallen werden soll.«
    »So reitet, reitet, Sennor Diaz,« rief Fabian, der während des Gespräches erwacht war. »Reitet, daß Ihr hinkommt und grüßt Sennor Augustin und – und Rosarita von mir! Wir werden Euch schleunigst folgen, sobald wir von hier fortkönnen.«
    »Wie viel sind es Rothe?« frug Pepe.
    »Nur Zwölf. Die Andern sind nach dem Büffelsee wie ich vermuthe.«
    »Nur zwölf? Mit ihnen werden wir fertigt!«
    »Es sind zwei Männer bei ihnen, welche wie Papago’s gekleidet gehen.«
    »Werden sie auch kennen lernen!«
    »Dann viel Glück, Sennores, und scharfe Kugeln. Adios!«
    Er zog sein Pferd herum und sprengte davon, um den Hügel herum, über welchen die drei Jäger gestern früh gekommen waren.
    Da erscholl aus der Gegend, in welcher das Pferd des Indianertödters lag der Schrei eines Schakals.
    »Das Viehzeug hat schon seine Beute gefunden,« bemerkte Pepe.
    »Glaubt Ihr?« frug Fabian. »Mir scheint, der Laut kam nicht aus der Kehle eines Thieres, sondern eines Menschen.«
    »Das ist möglich, mein Sohn,« sagte Bois-rosé. »Deine Ohren sind jünger als die unsrigen und unterscheiden also die Klangfarbe eines solchen Lautes genauer. Vielleicht ist einer der Rothen vorangeschlichen, um zu erkunden, ob sie ohne Gefahr nahen können.«
    »Was sie vermögen, können wir auch!« meinte Pepe.
    Und schon beim letzten Worte war er über den Rand des Plateau’s verschwunden.
    »Pepe, bleib’!« warnte Rosenholz mit halblauter Stimme, aber er konnte von dem schnellen Miquelete bereits nicht mehr vernommen werden.
    Dieser glitt so leise wie möglich an der Wand der Pyramide hinab und kroch dann mit Anwendung aller Vorsicht der Gegend zu, aus welcher der Schrei erklungen war. Er gelangte glücklich bis in die Nähe des todten Pferdes und bemerkte, daß Fabian sich nicht getäuscht habe.
    Drei Männer standen, mit einander verhandelnd, abseits, während die Indianer nahe am Kadaver hielten. Dormillon benutzte einige daliegende Felsenstücke, um so nahe zu kommen, daß er ihr Gespräch belauschen konnte.
    »Also wo befindet sich die Bonanza?«
    »Das Goldthal lag jenseits der Anhöhe da drüben. Die Jäger aber haben seinen sämtlichen Inhalt in das Indianergrab gebracht.«
    »Dann führt unser Weg über ihre Skalpe! Sie befinden sich auf der Pyramide?«
    »Ja. Ich sah, wie sie sich dort oben für die Nacht einrichteten.«
    »Sie ahnen nichts von unserem Kommen, werden aber eine Wache ausgestellt haben. Ich kenne diese Gegend sehr genau, denn hinter diesen Bergen ist der Aufbewahrungsort für unsern Kahn, wenn wir uns in der Apacheria befinden. Drei tapfere Jäger könnten die Pyramide gegen einen ganzen Indianerstamm vertheidigen, wenn sie nicht von der Höhe beherrscht würde, von welcher sich das Wasser stürzt. Wir müssen sie zu gewinnen suchen, ehe die Jäger eine Ahnung von unserer Anwesenheit bekommen; und hier lassen wir eine Sicherheitswache zurück, damit sie nicht nach dieser Seite ausbrechen können, bevor wir mit Anbruch des Morgens die Pyramide mit unsern Kugeln bestreichen können.«
    Er wandte sich zu en Indianern, denen er einen Befehl ertheilte. Acht von ihnen zerstreuten sich über die Breite des Thales, die vier

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