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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pepe, wir sind bereits unvorsichtig gewesen. Laßt uns drüben nach der Anhöhe gehen und dort warten, bis der Tag anbricht!«
    Es war eine schreckliche Nacht, welche die beiden vor Grimm und Erwartung zitternden Männer zubrachten, während der Comanche den Schlaf des Gerechten schlief. Keiner sprach eine Klage aus, aber jeder wußte von dem andern, daß er bereit war, sein Leben und Alles an die Befreiung des Gefangenen und Bestrafung der Räuber zu setzen.
    Endlich erhellte sich der Osten, und wie in jenen Gegenden der Abenddämmerung schneller als bei uns die Nacht folgt, so ward auch der erste Morgenschein rasch zum lichten Tage; der Comanche erwachte, und nun machten sich die drei Männer an die Untersuchung der Pyramide.
    Sie erklommen dieselbe auf der Seite, welche der Anhöhe gegenüber lag und fanden gleich beim Betreten der Plattform das Messer, welches Red-Hand entfallen war.
    »Ein fremdes Messer,« rief Pepe. »Es ist kein Zweifel, er ist überfallen worden!«
    »Und hat sich wacker gewehrt,« fügte der Kanadier grimmig hinzu. »Es sind Mehrere gewesen, denn, so stark der Mestize auch ist, Fabian ist nicht schwächer und unbeholfener als er. Der Kampf hat sich hinüber bis zum andern Rande gezogen, da sie drüben hinabgestürzt sind, wie das Messer Fabians beweist, welches wir gefunden haben.«
    »Aber seine Büchse lag diesseits unten!« schaltete Dormillon ein.
    »Das beweist nur die Richtigkeit meiner Ansicht. Er hatte leider, statt zu schießen, die Angreifer mit dem Kolben empfangen wollen, und dabei ist ihm in Folge irgend eines Umstandes die Büchse aus der Hand gekommen. Schau’ schau, Pepe, was der Comanche bringt!«
    Falkenauge hatte über den Rand des Plateau’s hinabgeblickt und einen Gegenstand ergriffen, welcher unweit desselben hängen geblieben war. Es war der Federstutz eines der beiden Räuber.
    »Die Federn von El Mestizo,« entschied er. »Der Comanche hat sie gesehen, als er mit den Pferdedieben kämpfte.«
    Die ganze Böschung hinab zeigte eine breite Spur, welche die Niederrollenden gemacht hatten. Die Drei stiegen ihr nach. Der steinigte Boden gab unten keinerlei Anhaltepunkt. Das scharfe Auge des Indianers durchsuchte jeden Zollbreit der nahen und ferneren Umgebung und blieb auf dem Wasser des See’s haften. Die gestrigen Schüsse hatten von den Büschen oben auf dem Felsen einige Aeste losgetrennt, welche herabgestürzt waren und auf dem Wasser lagen. Sie wurden von den Blattpflanzen festgehalten; einer von ihnen aber schwamm auf einer pflanzenfreien Stelle, und auf ihn war der Blick des Comanchen gerichtet. Er streckte die Hand aus.
    »Sehen meine Brüder, ob dieser Ast festliegt oder schwimmt?«
    »Er schwimmt!« konstatirte der Kanadier.
    »Ja,« bestätigte jetzt auch Pepe, »er bewegt sich, und zwar nach dem Felsen zu. Das Wasser muß einen unterirdischen Abfluß haben. Aber was soll uns diese Bemerkung nützen?«
    »Falkenauge weiß, daß die Räuber der Savanne viel bei den Hunden der Apachen sind. Noch kein Auge hat sie auf einem Pferde erblickt, und dennoch sind sie schnell von einem Orte zum andern. Darum denkt der Comanche, daß sie ein Kanoe haben, welches sie versteckt halten in den Bergen, wo niemand es sucht. Doch meine Brüder wollen die Spuren der Räuber sehen!«
    Er musterte die Gegend. Der Angriff war von der Höhe des Berges aus erfolgt, und es stand zu vermuthen, daß sie mit ihrem Gefangenen zunächst dorthin zurückgekehrt seien. Aber hinauf führte kein anderer Weg, als der durch die Schlucht, welche auch Cuchillo, Baraja und Oroche benutzt hatten.
    Ohne sich weiter mit der Untersuchung des Bodens aufzuhalten, eilte der Comanche auf sie zu. Die beiden Jäger folgten. Er war noch nicht weit emporgestiegen, so blieb er stehen und deutete auf einen Gegenstand, welcher an einem Eichenholzstrauche hängen geblieben war.
    »Ein Stück vom Gürtel Fabians!« rief Bois-rosé. »Wir sind auf der richtigen Fährte. Vorwärts!«
    Falkenauge eilte voran. Nicht der geringste Gegenstand, so klein und unbedeutend er auch sein mochte, entging seinem von frühester Jugend auf geübten Blicke, obgleich er so schnell vorwärts schritt, daß die beiden Jäger besorgten, es könne irgend etwas Wichtiges ihrer Aufmerksamkeit entwischen. Er bog sofort in den Pfad ein, welcher am Rande der Höhe hinführte. Hier war die Verwüstung zu bemerken, welche gestern die Kugeln der Jäger angerichtet hatten. Die Leichen der getroffenen Indianer lagen zwischen abgerissenen Aesten,

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