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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tasche.«
    »Teufel! Ah – und doch ist es anders. Ich werde Eure Angaben genau untersuchen, hege aber schon im Voraus die feste Ueberzeugung, das Cuchillo mit dem Mörder nicht identisch ist. Habt Ihr die besprochenen Summen parat gemacht?«
    »Ja, doch erlaube ich mir zu bemerken, daß die jetzt immer von mir bezogenen Beträge den Pachtzins auf eine ganze Reihe von Jahren hinaus verzehren.«
    »Das thut nichts. Ich stehe also in Eurer Schuld, werde aber bald in der Lage sein, sie tausendfältig abtragen zu können. Oder gebt Ihr Eurem Herrn nicht länger mehr Kredit?«
    »So lange Ihr wollt! Eure Besitzungen drüben im Mutterlande sind ja unermeßlich, wenigstens den Einkünften nach, die Ihr aus Ihnen zieht, Ihr braucht keine mexikanische Bonanza.«
    »Für mich nicht, aber für die Zwecke, welche zu erreichen mir die Aufgabe geworden ist. Mexiko darf nicht länger eine Republik sein; es kann geordnete Verhältnisse nur von einer monarchischen Verfassung erwarten. Ich werde mir die dazu nöthigen Millionen aus der Bonanza holen und dann dem Lande einen König geben, der am Throne geboren ist und leider von einer beklagenswerthen Politik von ihm vertrieben wurde.«
    »Wird Don Carlos die Krone Mexiko’s annehmen?«
    »Ich handle in seinem Auftrage; mehr braucht Ihr nicht zu wissen. Es ist Alles, Alles bis auf das Kleinste berechnet und vorbereitet; sobald wir das Gold haben, geht das Schwert über das Land und baut die Pforte, durch welche ich den Monarchen zu führen habe.«
    »Und wenn die Bonanza schon einem Andern gehört?«
    »Das werde ich untersuchen, wie ich ja bereits vorhin sagte. Uebrigens könnte sie einem Einzelnen nur Verderben bringen. Sie ist von einem Gürtel wilder Horden umgeben, welchen nur die vereinigte Macht starker und kühner Männer zu durchbrechen vermag. Sind meine Zimmer zugerichtet?«
    »Sie werden stets bereit gehalten. Erlaubt, daß ich Euch leite!«
    Er führte ihn in die prachtvoll ausgestatteten Räume, welche ausschließlich für den Besitzer der Hazienda bestimmt waren, und verabschiedete sich dann von ihm.
    Die Hazienda del Venado war es gewesen, wo sich Don Estevan von Arispe aus die nöthigen Quadrupel geholt hatte. Seine früher unternommenen Kaperfahrten waren von einem pekuniär außerordentlich günstigen Erfolge für ihn gewesen, und er hatte den aus der Beute gezogenen Erlös zum Ankauf dieser Besitzung verwandt, die er unter der Leitung Penas in sicheren und treuen Händen wußte. Das war die Einleitung zu dem Werke gewesen, zu dessen Vollendung er jetzt aus Spanien herübergekommen war.
    Kaum sah er sich allein, so ließ er Cuchillo zu sich kommen.
    »Was thut Tiburcio?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Erinnert Ihr Euch noch, was ich gestern von ihm sagte?«
    »Er müsse sterben.«
    »Nun wohl! Wie hoch schätzt Ihr ihn?«
    »Hm, zehn Quadrupel sind nicht zu viel, fünf jetzt und die andere Hälfte wenn ich fertig bin.«
    »Hier sind fünf.«
    »Ich danke, Sennor. Wann soll es geschehen?«
    »Noch heut.«
    »Ah, so bald?«
    »Es muß so sein. Er weiß nicht nur von unserer Bonanza, sondern er hat sogar den vollständigen Plan in seiner Tasche.«
    »Seid Ihr dessen sicher, Don Estevan?«
    »So sicher, daß Ihr noch weitere Zehn bekommt, so bald Ihr diesen Plan in meine Hände legt.«
    »Dann gehe ich sofort. Aber ich werde vielleicht Hülfe brauchen.«
    »Nehmt Euch einen von unsern Leuten dazu; wen, das mögt Ihr selbst entscheiden.«
    »Das ist schon entschieden. Baraja und Oroche werden sofort helfen, wenn ich ihnen begreiflich mache, daß es zu ihrem Vortheile geschieht.«
    »Seid Ihr dieser Beiden wirklich sicher?«
    »Baraja ist ein Bandit, dessen Dolch schon manchen rothen Tropfen geschmeckt hat, und Oroche nennt sich zwar einen Gambusino, hat aber stets nur vom Spiele gelebt und sticht für einen Quadrupel seinen eigenen Vater todt.«
    »So geht! Ich warte hier auf den Erfolg.«
    Cuchillo begab sich in den Raum, welcher der Begleitung seines Herrn angewiesen worden war, Baraja und Oroche saßen beim Spiele; Diaz hatte sich mit den Andern in einer Nebenstube bereits zur Ruhe gelegt. Auf dem Tische stand ein großer, halb geleerter Krug mit Meskal (Aloeschnaps), und die Blicke der beiden Männer ließen errathen, daß sie nicht mehr weit von dem Punkte standen, an welchem der Mensch aufhört, ein denkendes und fühlendes Wesen zu sein.
    »Kommt her, Cuchillo; trinkt und erzählt uns von der Bonanza!« lallte Baraja.
    »Von der Bonanza? Mit der ists

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