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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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ihn sofort in meine Kajüte. Die Gründe dafür, nun ... die tun nichts zur Sache.«
    »Aye, aye, Sir, wui, wuü«, fistelte der Winzling vergnügt. Er kniff ein Auge zu und blinzelte Vitus an.
    »Enano erzählte mir vieles von Euch, Vitus, ebenso von einem Magister namens Ramiro Garcia«, Taggart unterbrach sich, »wo ist der Mann überhaupt?«
    »Verzeihung, Sir.« Vitus hatte die Sprache wieder gefunden: »Er hatte vorhin einen Schwächeanfall, und ein Mann namens Gonzo ebenfalls. Man kümmert sich bereits um beide.«
    »Gut.« Die kurze, knappe Auskunft gefiel Taggart. Der Zwerg an seiner Seite hatte offenbar nicht zu viel versprochen. »Enano sprach außerdem von Euch, Mister Fernandez. Nun, wenn das, was ich hörte, auch nur annähernd stimmt, kämt Ihr mir wie gerufen.«
    Der Kommandant nahm ein weiteres Biskuit. »Das gilt auch für Euch, Vitus von Campodios. Ihr seid, dem Vernehmen nach, ein außergewöhnlich begabter Arzt und damit genau das, was ich brauche, denn unser jetziger Doktor Jeremy Hall kann in letzter Zeit seine Arbeit kaum noch tun - die Gicht, müsst Ihr wissen.«
    Taggart war, wie er es liebte, schnell auf den Punkt gekommen. Aufmerksam musterte er sein Gegenüber.
    »Jawohl, Sir.« Vitus' Augen wanderten zwischen Taggart und Enano hin und her, während er fieberhaft überlegte.
    »Es wäre mir eine Ehre, bei Euch an Bord arbeiten zu können, aber ich habe leider alles verloren: meine Instrumente, meine Literatur, das Kräutersortiment. Ich besitze nur noch das, was ich auf dem Leibe trage.«
    »Gickgack«, fistelte fröhlich der Zwerg. »Tuste nich, Vitus, tuste nich! Hab die Kiepe mit dem Wälzer un auch den Eisenschnitzerkoffer rausgekätscht!« Er beugte sich unter den Tisch, wo tatsächlich alle Sachen lagen. Der Deckel des Instrumentenkoffers stand, durchs Seewasser verbogen, an einer Seite hoch. Der Datumstein grüßte durch den Spalt. Sogar der Stecken lag dabei. Der Winzling hob die Kiepe auf. »Noch alles fillvoll, Vitus, das schwör ich bei der heiligen Marie.«
    Es war wie ein Wunder. Seine Kiepe war wieder da!
    Ebenso alle anderen Dinge!
    »Danke, Enano.« Vitus schluckte. »Das vergess ich dir nie!«
    »Blausinn! Sind quitt wir zwei, wui?« Der Zwerg blickte treuherzig.
    »So weit, so gut.« Taggart schätzte Unterbrechungen nicht sonderlich. »Nehmt Ihr das Angebot an, Cirurgicus?«
    »Ich akzeptiere.« Vitus strahlte. »Aber ich habe eine Bitte: Der Magister Garcia muss mein Assistent werden.«
    »Das war ohnehin vorgesehen.«
    »Danke, Sir.«
    »Schön. Nun zu Euch, Mister Fernandez. Von Euch wird mir berichtet, Ihr wäret ein tüchtiger Navigator. Selbstverständlich bin ich bereit, das zu glauben, doch gestattet mir zuvor eine Frage: Wie gut kennt Ihr Euch in den karibischen Gewässern aus?«
    In Fernandez' Augen blitzte Stolz auf: »Sir, ich denke, ich kenne sie wie meine Westentasche.«
    »Das wollte ich hören. Ist Euch zufällig die Inselgruppe südöstlich der Isla de Pinos bekannt?«
    »Das ist sie, Sir. Ich nehme an, Ihr meint die CaymanInseln.«
    »Richtig. Zwei Fragen dazu: Erstens, wie nennt sich die Bevölkerung dieser Inseln?«
    Fernandez wirkte für einen Augenblick verblüfft, dann ging ein Lächeln über seine Züge. »Die Cayman-Inseln sind nicht bewohnt, Sir, jedenfalls waren sie es bis vor vier Jahren nicht, als ich dort vorbeikam. Insofern kann ich Eure Frage nicht beantworten.«
    Taggarts rechte Gesichtshälfte hob sich. Der Spanier ließ sich nicht ins Bockshorn jagen, das gefiel ihm. »Die zweite Frage im Ernst: Kennt Ihr Euch dort mit Winden, Strömungen, Untiefen und sonstigen Besonderheiten aus?«
    »Jawohl, Sir.« Fernandez hielt einen kurzen Vortrag, der mit seemännischen Einzelheiten gespickt war.
    »Schön. Das genügt mir.« Taggart hob Einhalt gebietend die Hände. »Seit Ihr bereit, als Segelmeister und Zweiter Offizier auf meinem Schiff zu dienen?«
    »Mit Freuden, Sir.«
    »Das müssen wir begießen.« Taggart erhob sich, schritt zu einem Regal und entnahm ihm eine bauchige Flasche Brandy.
    »John, seid so freundlich und schaut mal nach draußen, wo Tipperton sich wieder rumtreibt. Er soll sich, so schnell ihn seine Schiffsschreiberbeine tragen, in meine Kajüte verfügen und die Offiziersliste mitbringen. Wenn er nicht binnen zwei Minuten hier mit Feder und Tinte erscheint, kalfatere ich ihm die Furche im Hintern zu.«
    »Aye, aye, Sir.« John Fox verschwand grienend. »Und mit Euch, meine Herren, habe ich das Vergnügen, auf die

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