Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dominik Spreigl
Vom Netzwerk:
mit einem Monster oder was auch immer das gewesen war, überlebt. Die Wächter hatten furchtbare Angst davor und waren dem Ding oder KIND nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden, wie ich.
    Und das Beste, ich hatte zwar große Angst gehabt, aber ich habe mir nicht in die Hosen gemacht.
    »Aber du warst so kurz davor...«, erklang Ego in meinem Schädel.
    »Haha.«, gab ich genervt zurück.
    Ein Gedanke ging mir nicht aus dem Kopf. Wenn das KIND ein Feind der Wächter war, war es dann vielleicht ein Freund von uns Menschen?
    Oder kannte das KIND so etwas wie Freunde gar nicht und fraß einfach alles auf, was ihm in die Finger kam?

    »Ego, willst du mir nicht endlich verraten was es war? Oder hat das Kollektiv euch jetzt zur Geheimhaltung verpflichtet?«
    »Es hat uns sogar drakonische Strafen angedroht für den Fall, dass wir was ausplaudern.«
    »Sonst pfeifst du doch auch darauf, was die von dir verlangen. Verdammt noch mal, ich hätte heute umkommen können und du willst mir nicht mal sagen was es war! Wovor habt ihr so Schiss?«
    Mittlerweile war ich schon schwer angesäuert. Wütend kickte ich einen Stein mit dem Fuß durch die Gegend.
    »Auahhh!!« Steine mit dem blanken Fuß umher zu kicken war eindeutig eine blöde Idee.
    Ego ließ mal wieder nichts hören. Wie immer, wenn er einem Streit mit mir aus dem Weg gehen wollte. Einsam humpelte ich weiter zu dem Haus, in dem meine Wohnung lag.

Home, sweet
    home

Im Gegensatz zu den meisten Gebäuden im Camp handelte es sich nicht um ein himmelhohes Haus.
    Es war ein lediglich vierstöckiges Stadthäuschen aus rotem Backstein mit kleinen Fenstern. Früher hatten hier mal die Schönen und Reichen residiert, jetzt hauste ich hier.
    Ich hatte Glück nicht im ehemaligen Truman Hotel zu wohnen. Man hatte dort nämlich Geister gesichtet!
    1929 oder so hatte dort die erste Oscar Verleihung im Ballsaal stattgefunden. Berühmtheiten, wie Marilyn Monroe wohnten dort.
    Glaubte man den Aussagen einiger Kinder, dann trieb sich der Geist von Marilyn in der Nacht oft tanzend und singend im ehemaligen Ballsaal herum. Eine grässliche Vorstellung.
    Nur Verrückte oder die, die eine Mutprobe bestehen wollten, gingen dort freiwillig hinein.

    Vor dem Gebäude tollten ein paar meiner Mitbewohner umher und spielten mit Kindern aus einem der angrenzenden Hochhäuser Fußball. Sammy war nicht unter ihnen, aber ihn würde ich später bestimmt noch treffen. Die Kinder winkten und lächelten mir zu. Sie wussten wahrscheinlich nichts von den Vorkommnissen des heutigen Tages.
    »Sieh sie dir an. Ahnungslos und dumm. Aber glücklich. Nicht jeder erträgt die Wahrheit so gut wie du.«, lästerte Ego.
    »Wenn du mit Wahrheit das Aufeinandertreffen mit einem Monster meinst, darauf hätte ich gerne verzichtet.«
    »Angsthase!«

    Brutus fetzte die Treppe mit einem Affenzahn hoch. Er schlitterte nur so um die Kurven. Ständig musste man befürchten, dass er alles, was so herum stand, umreißen würde. Ich spurtete hinterher. Ungeduldig erwartete er mich bereits vor der massiven Stahltür, hinter der mein kleines, privates Reich begann.
    Ich sperrte auf und die Tür öffnete sich einen Spalt weit. Brutus schlüpfte hindurch, ich folgte ihm.
    Durch die Fenster strahlte Licht herein und erfüllte die ganze Wohnung mit Wärme.
    Ein Wohnzimmer so groß, man hätte darin radeln können (und das tat ich auch gelegentlich) und ein Schlafzimmer, welches eigentlich nur aus einem flauschig weichem Bett bestand. Brutus und ich teilten es uns oder besser gesagt, ich legte mich dahin, wo er mir noch ein Fleckchen frei ließ. Küche, Fehlanzeige. Die vorherigen Besitzer hatten wohl nie gekocht, aber Gott sei Dank haben sie geschissen, sonst hätte ich wahrscheinlich auch keine Toilette.
    Andere Wohnungen waren größer, hatten Spielzimmer mit Billiardtischen. Sammy hatte im Erdgeschoss sogar eine eigene Bowlingbahn. Dafür hatte ich die Terrasse mit dem irren Blick auf die ganze verfluchte Stadt.
    Oft saß ich stundenlang in meinem klapprigen Schaukelstuhl in der Sonne. Döste stinkfaul vor mich hin und sah auf die zerstörte Welt hinaus.

    Ich öffnete die Verschlüsse und half Brutus aus der Rüstung. Merklich erleichtert schüttelte er sich, pflanzte sich auf sein Hinterteil und begann sich mit den Pfoten zu kratzen.
    Ich ließ ihn alleine und wackelte auf die Terrasse hinaus.
    In alten Blumentöpfen wuchsen wild zusammengewürfelt Obst- und Gemüsesorten. Die Pflanzen hatte ich in der ganzen Stadt

Weitere Kostenlose Bücher