Der Wandler
düsteren Inneren des Transporters meinem Anzug näherte, fiel mir wieder meine mit Lebensmitteln prall gefüllte Tasche ein.
Ich schlüpfte in die Eisenhaut, aktivierte sie und ging, verwandelt in einen stählernen Koloss, zum Aufzug. Dieser führte direkt in das Nahrungsmitteldepot.
Brutus einzige Reaktion war ein kurzes Öffnen eines Auges, um es dann gleich wieder zu zukneifen.
»Fauler Sack.«, murmelte ich nicht ganz ernst gemeint.
Ich drückte den Knopf für das Kellergeschoss.
Die Türen glitten zu, der Aufzug setzte sich mit einem kräftigen Ruck in Bewegung. Die Geschwindigkeit raubte mir schier den Atem. Er sauste mit so einem unglaublichen Tempo in den Keller, man konnte meinen, er wäre im freien Fall und würde jeden Moment mit einem Bumms unten aufschlagen.
Aber dann fing er sich doch noch und kam zum Stehen.
Mir wurde jedes Mal schlecht und ich hatte immer ein paar Minuten damit zu kämpfen, nicht mein ganzes Essen auf dem Boden zu verteilen.
Mit einem leisen Surren öffneten sich die Türen. Mehrere schwerbewaffnete, grimmig dreinblickende Wächter nahmen mich unter die Lupe.
Wir hatten zahlreiche Feinde und diese Vorräte waren überlebenswichtig.
Ich blieb stehen und konnte spüren, wie die Wächter mit Ego eine lautlose Unterhaltung führten. Dann nickte ihr Anführer und winkte mich wichtigtuerisch weiter.
Ich marschierte an ihnen vorbei. Ihre Blicke bohrten sich wie Messer in meinen Rücken.
Ich ging zu einer der gepanzerten Türen, die von der Eingangshalle wegführten und betätigte den dort angebrachten Handscanner.
Dieses Gebäude und sein Keller waren früher vom Geheimdienst genutzt worden. Aufgrund all seiner Sicherheitseinrichtungen hatte das Kollektiv sich dafür entschieden, das Gebäude weiter zu nutzen.
Mit einem lauten Klicken schwang die Tür auf.
Die Neonlichter an der Decke sprangen, eines nach dem Anderen mit einem lauten »klack, klack, klack« an. Vor mir öffnete sich eine Halle voller hoher Regale, vollgestopft bis unter die Decke.
Mit einem satten Krachen ließ ich den Seesack auf den kahlen Boden fallen. Ein kleiner Tritt seitlich und all die Mitbringsel purzelten heraus und kullerten umher.
Suppendosen zu Suppendosen, eingelegte Früchte zu eingelegten Früchten.
Meine Arbeit war nicht gerade sehr anspruchsvoll. Jeder Trottel hätte das geschafft. Der einzige Spaß bestand darin, ganz nach oben auf eines der Regale zu klettern. In knapp sieben Metern Höhe kam man sich wie ein Affe vor. Von hoch oben stieß ich dann ein lautes »uhuhuh« aus.
Einmal war ein Wächter herein gekommen um nach dem Rechten zu sehen und hatte mich verwirrt angeblickt. Wahrscheinlich hielt er mich für verblödet.
»Das tat er und zwar zurecht.«, ertönte Egos Stimme wie aus dem Nichts.
»Ja, ja, laber nur.«
Beim Verlassen raste ich mit dem Aufzug wieder zur Oberfläche. Dort lag mein treuer Begleiter noch immer faul im Schatten.
Zusammen gingen wir zur Wartungsstation um meine Eisenhaut abzugeben. Geschäftige, ältere Wissenschaftler kamen herbei und nahmen sie in Empfang.
Sie waren die einzigen älteren Menschen, die keine Wächter waren. Das Kollektiv brauchte sie und die Forscher waren willig und unterwürfig genug, um ihnen zu dienen. Alles in allem waren sie ein Haufen von arschkriechenden Fachidioten, die wahrscheinlich noch nicht mal gemerkt hatten, was mit der Welt geschehen war.
Der Unterschied zwischen ihnen und den teilnahmslosen Wächtern war eigentlich gleich null. Interessierten sich doch beide nicht im geringsten für mich.
Sammys Anzug war nicht zu sehen, er musste wohl noch schuften.
Einzig die Begleithunde durften ihre Anzüge auch innerhalb des Camps behalten. Sie mussten nur selten gewartet werden und waren wegen ihrer wenigen Elektronik auch kaum anfällig für Schäden.
Wir Kinder mussten unsere zweite Haut immer abgeben. Die Wächter hatten offensichtlich Angst vor einer Revolte von uns Kindern. Was mich nicht wunderte, da ihr saublödes Verhalten den meisten ganz schön auf den Sack ging. Auch ich hätte Lust und Laune, denen eine kräftige Tracht Prügel zu verpassen. Laut sagen durfte man so etwas aber nicht. War besser für die Gesundheit. Ich wusste von Kindern, die es gewagt hatten ihren Unmut öffentlich zu äußern. Sie waren von heute auf morgen einfach verschwunden. Weg. Man hörte nie wieder von ihnen. So als hätten sie nie existiert.
Der General
Jetzt kam der unangenehmste Teil eines jeden Arbeitseinsatzes.
Ich musste Bericht
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