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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dominik Spreigl
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erstatten. Mir grauste jedes mal davor. Erst schuften und dann diesem Blödaffen auch noch berichten. Warum haben sie dies und jenes getan, weshalb dauerte das so lang... blablabla.
    Im benachbarten Raum setzte ich mich an ein freies Computer-Terminal. Kaum hatte ich Platz genommen, erwachte der ganze Elektronikkram auch schon zum Leben. Der Monitor vor meiner Nase sprang an und die daneben installierte Kamera richtete sich auf mich.
    Zuerst blieb das Bild schwarz, dann wurde mein Gegenüber sichtbar. Auf dem Bildschirm erschien der General. Wir Kinder hatten ihn allerdings wegen seiner immer auf Hochglanz polierten Glatze bösartigerweise auf Wuschelkopf getauft. Ha, ein echter Brüller!
    Jedes Mal wenn ich in sah und an seinen Spitznamen denken musste, hätte ich am liebsten laut losgelacht.
    Er gehörte zum Sicherheitsrat des Kollektivs und überwachte unser Handeln. Ein eingebildeter, aufgeblasener Kerl, dem man zu viel Macht gegeben hatte.
    Der General war das neueste Mitglied des Rates. Er hatte einen steilen Aufstieg hinter sich.
    Ich konnte ihn nicht leiden. Das hatte nicht nur mit seinem Verhalten zu tun, auch sein Äußeres war abstoßend. Er hatte mehrere große Narben, die sich über seine ganze linke Gesichtshälfte zogen. Wenn ich hätte raten müssen, ich würde sagen, er hat versucht mit einem Löwen zu kuscheln.
    In seinen eisblauen, regungslosen Augen war keine Menschlichkeit zu erkennen. Er starrte förmlich durch mich hindurch. Immer nach einer Schwäche seines Gegenübers forschend, um dann seine Finger tief in die Wunde zu bohren.
    Alles andere an ihm wirkte militärisch und korrekt. Keine Falte an der Kleidung, nie Schmutz, keinerlei Emotionen. Er hätte genauso gut eine Schaufensterpuppe sein können.
    Um es auf den Punkt zu bringen, er war ein Blödarsch. Ich konnte ihn so was von nicht ausstehen.
    Nach dem, was man so hörte, war er früher Mitglied einer Spezialeinheit der Wächter gewesen, den sogenannten Huntern. Eingesetzt für besonders heikle Jagd- und Exekutionseinsätze. Irgendwann packte ihn der Hunger nach Macht. Er wollte nicht mehr für Andere arbeiten, er wollte herrschen. Er verlangte vom Sicherheitsrat als Mitglied aufgenommen zu werden.
    Sie lehnten ab.
    Mit einem »im Moment sind alle Sitze im Rat leider belegt« ließ er sich nicht abspeisen.
    Nur kurze Zeit darauf verstarb eines der Ratsmitglieder unter mysteriösen Umständen. In dessen Schädel steckte eine silberne Kugel, aus nächster Nähe auf ihn abgefeuert. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Man vermutete den General hinter dem Todesfall. Beweisen konnte man es aber nicht. Sein Alibi war wasserdicht. Aber Leute wie er fanden wohl immer Mittel und Wege, um sich ein Alibi zu verschaffen.
    Um ihn ruhig zu stellen und wohl auch aus Angst, erhielt er den freigewordenen Platz im Rat.
    Aufgrund dieses plötzlichen Todesfalles verstärkten die restlichen Ratsmitglieder ihre eigenen Sicherheitsvorkehrungen. Weitere, mögliche Putschversuche des Generals sollten so vereitelt werden.
    Bis jetzt hatte er sich mit dem Sitz zufrieden gegeben.
    Allerdings erwähnte Ego mal nebenbei, dass er dem Kollektiv einen Gesetzesentwurf vorgelegt hatte.
    Dieser sah vor, dass in Kriegs- und Krisenzeiten ein Mitglied des Rates für einen begrenzten Zeitraum mit besonderer Macht ausgestattet werden kann. Der sogenannte Diktator sollte dann möglichst effektiv die Krise bekämpfen und über alle Maßnahmen alleine entscheiden dürfen. Ohne vorheriges langes Verhandeln und Abstimmen im Kollektiv. Wenn der vorgesehene Zeitraum vorüber war, sollte die Macht wieder an den Rat zurückgehen.
    Das Kollektiv hatte sich vehement dagegen ausgesprochen. Der Vorschlag wurde abgelehnt. Die Angst vor einer Machtübernahme des Generals war zu groß. Niemand traute ihm mehr über den Weg.
    Vorerst musste sich der General zähneknirschend damit abfinden. Aber ganz aufgegeben hatte er sicher noch nicht.

    Er lächelte sein eisiges Lächeln.
    Es ging über sein ganzes Gesicht und war so falsch wie ein Lächeln es nur sein konnte.
    »Irgendetwas besonderes heute?«
    Mit aufreizend gespielter Langeweile wandte er seinen Blick von mir ab und beschäftigte sich mit dem Glas in seiner Hand. Die goldbraune Flüssigkeit beanspruchte seine gesamte Aufmerksamkeit. Ich verspürte immer den unglaublichen Drang, ihm einen Tritt in seine blöde Visage zu geben. Vermutlich war ich da nicht der Einzige. Als ich schon fast davon überzeugt war, dass er weggepennt war, sprach er mit

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