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Der wasserdichte Willibald

Der wasserdichte Willibald

Titel: Der wasserdichte Willibald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Kahn voller zeternder Vögel mit schnappenden Schnäbeln und flatternden Flügeln.

    »Nein! Weg! Ahh! Hilfe!«, schrie Carola, weil ihr eine Gans ins Bein gebissen hatte. Carola sprang auf.
    Und Willi sprang auch auf, weil gerade zwei Kanadagänse auf seinen Schoß kletterten. Sie wollten an die Brottüte, die er hoch
     über den Kopf hielt.
    »Nein! Neinnein! Weg! Ahh!«, schrie auch er.
    Und dann kippte der Kahn um.
    Alles flatterte aufgeregt durcheinander. Doch davon merkte Willi nichts. Willi ging gleich unter. Aber er machte den Mund
     fest zu und hielt die Luft an wie vorhin beim Untertauchen. Und so kam er wieder hoch.
    Sie waren etwa zehn Meter vom Ufer entfernt. Der Kahn trieb kieloben zwischen den Wasservögeln, die sich um das restliche
     Brot balgten. Carola war schon fast ans Ufer geschwommen. Willi hörte sie schreien: »Papa! Papa! Der Willi!«
    Willi schnappte nach Luft und schluckte ein bisschen Wasser. »Jetzt ertrinke ich«, dachte er und strampelte mit Armen und
     Beinen.
    Da merkte er, dass er nicht unterging. So strampelte er weiter. Und zwischendurch schnappte er nach Luft. Und dann merkte
     er, dass er schwamm. Er schwamm wie ein Hund: taps-taps. Tapser für Tapser schwamm er vorwärts.
    Onkel Rolle war von den Hilferufen seiner Tochter aufgewacht. Erst hatte er gedacht, er träume. Aber dann sah er, was passiert
     war. Er sprang sofort ins Wasser, so wie er war, mit Anzug und Schuhen. Und er hatte Willi gleich erreicht.
    Denn der war schon selbst so weit gekommen, dass er hätte stehen können.
    Er wollte aber nicht stehen. Als ihn Onkel Rolle erreicht hatte, verließen ihn alle Kräfte.Onkel Rolle musste ihn an Land tragen. Er setzte sich ins Gras und hielt Willi einfach fest. Der rührte sich nicht.
    »Ist er   ...«, fragte Carola.
    »Nein, nein!«
    Willi fing an zu schluchzen. Jetzt, wo er gerettet war, musste er weinen, furchtbar weinen.
    Onkel Rolle ließ ihn weinen. Er sagte nichts. Er wiegte ihn nur. Und auch Carola sagte nichts.
    Aber als Willi gar nicht mehr aufhören wollte, da nahm Onkel Rolle seinen Kopf zwischen die Hände und sagte: »Jetzt hörst
     du auf zu weinen!«
    »Ich kann nicht!«, schluchzte Willi.
    »Du kannst. Weil du gar nicht weinen musst.«
    »Do-ho-hoch!«, schniefte Willi.
    »Bist du ertrunken?«
    Willi zitterte am ganzen Körper. Er machte den Mund auf, aber es kam nur Schluchzen heraus.
    Da packte ihn Onkel Rolle an den Schultern und schüttelte ihn und sagte laut: »Sieh mich an! Willibald Glück! Glückskind!
     Sieh mich an und sage mir: bist du ertrunken?«
    »Nei-hei-hein!«, japste Willi.
    »Also, warum weinst du dann?«
    »Wei-hei-heil   ...«
    »Weil! Weil! Weil! Weil du keinen Grund hast. Du bist da draußen ins Wasser gefallen. Zehn Meter da draußen. Und fast am Ufer
     hab ich dich rausgefischt. Und weißt du, was das heißt? Das heißt, du bist geschwommen. Du bist nicht ertrunken, weil du schwimmen
     kannst!«
    Da konnte Willi einen Augenblick zu weinen aufhören und Luft schnappen.
    »Mensch, Willi! Du kannst schwimmen!«, rief Carola und lachte.
    Und als Willi wieder anfangen wollte zu weinen, da wurde ein Lachen daraus, kein besonders tolles, aber irgendwie ein Lachen.
    »Schwimmt der einfach ans Ufer!«, sagte Onkel Rolle und klopfte Willi auf die Schulter.
    Inzwischen waren ein paar Leute aufmerksam geworden und wollten wissen, ob was passiert sei.
    »Nein«, sagte Onkel Rolle und legte den Arm um Willi. »Er hat bloß das Schwimmen gelernt.«
    »Gehn wir gleich noch mal baden?«, fragte Carola.
    »Nein«, sagte Onkel Rolle. »Schwimmen lernen ist anstrengend. Jetzt müssen wir erst mal einen Eisbecher essen.«
    An diesem Tag gingen sie überhaupt nicht mehr baden. Aber am nächsten.

    »Soll ich die Schwimmflügel anziehen?«, fragte Willi.
    »Was? Schwimmflügel!«, rief Onkel Rolle. »Die kannst du auf dem Flohmarkt verkaufen! Wir schwimmen jetzt oben ohne!«
    Und das machten sie so: Onkel Rolle und Carola stellten sich ins brusttiefe Wasser und Willi paddelte zwischen ihnen hin und
     her. Erst zwei Meter, dann drei und dann fünf. Und dann spritzten sie Onkel Rolle voll, bis er um Hilfe schrie.
    Als Willi am Montag drauf in die Schule kam, nahm ihn die Turnlehrerin beiseite. Sie legte den Arm um ihn und sagte: »Tja,
     Willi. Wir wollen nun am Mittwoch wieder ins Hallenbad. Wir können dich nicht immer befreien. Was sollen wir denn machen?«
    Da lachte Willi. »Nichts«, sagte er. »Ich geh doch mit. Schwimmen ist doch kein

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