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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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eine große Lastplattform voller Wassersäcke zu tragen. Der Krim, den er abgelöst hatte, schleppte sich mit gesenktem Kopf neben seinem Kameraden her, jede Bewegung ein exaktes Spiegelbild des anderen, um nicht zu stolpern.
    Gaia war nie sehr glücklich über die Krims gewesen. Nachdem sie in Sylum zur Matrarch gewählt worden war, hatte sie viele Verfahren wieder aufgerollt, die Strafmaße reduziert. Manche Krims hatte sie gleich wieder heim zu ihren Familien geschickt. Bloß die vierzig, die wegen ernster Gewaltverbrechen verurteilt worden waren, hatte sie im Gefängnis gelassen.
    Die wenigen Familien, die in Sylum zurückgeblieben waren – etwa zweihundert Menschen insgesamt – hatten das Gefängnis aber als eine unzumutbare Belastung empfunden. Ihre Anführerin, Lady Maudie, hatte lautstark da für plädiert, dass Gaia alle Krims auf ihren Zug mitnehmen sollte, und nach Wochen harter Verhandlungen hatten sie eines späten Abends im Mutterhaus die Akten aller Gefangenen auf den Tisch gelegt und auf zwei Stapel verteilt: Diejenigen, die blieben, und diejenigen, die mitgingen.
    Es war ein einziges Geschacher gewesen. Lady Maudie hatte Gaia angeboten, fünf ihrer weniger schweren Fällen gegen einen Mörder zu tauschen.
    »Wir müssen unsere Zahlen niedrig halten«, hatte Leon ihr im vertraulichen Gespräch geraten. Er war selbst einmal unschuldig verurteilt gewesen, und hatte sich um das Gefängnis gekümmert, seit Gaia Matrarch geworden war.
    »Wir können aber nicht ewig auf einen Mörder aufpassen«, hatte sie widersprochen. »Was, wenn er sich befreit und uns alle umbringt, während wir schlafen? Oder sobald wir Wharfton erreichen?«
    »Das wird er schon nicht«, hatte Leon gesagt und ihr über die Gefangenen erzählt, was er wusste. Schließlich hatte Gaia seiner Menschenkenntnis vertraut, und er hatte die Verantwortung für ein Dutzend Krims übernommen. Diese zwölf Männer hatten drei Viertel des Weges bereits mehrfach zurückgelegt und entlang der Route Wasser und Vorräte deponiert. Ohne diese undankbare Vorarbeit wäre ihr Exodus zum Scheitern verurteilt gewesen, noch ehe er überhaupt begann.
    »Matrarch!«, rief eine junge Stimme von der Anhöhe. »Wir können die Enklave sehen, mit den Türmen und der Mauer! Einfach unglaublich!«
    »Wartet auf mich!«, rief Gaia zurück. »Esst schon zu Mittag. Ich kümmere mich erst um die Krims.«
    Als er ihre Stimme hörte, ließ Leon die Krims anhalten. Vorsichtig setzten die Männer die Plattform ab.
    Die übrigen ließen ihre schweren Wasserschläuche sinken und atmeten schwer unter der heißen Sonne. Ihre graubraunen Kleider waren schweißnass. Auch Leon nahm kurz seinen Hut ab, um sich die verschwitzte Stirn zu wischen. Seine stechend blauen Augen blickten Gaia an.
    »Was ist?«, fragte er, als sie ihn erreichte.
    »Es ist soweit«, sagte sie. »Wir können so nicht über die Anhöhe. Ich will nicht, dass Wharfton und die Enklave die Krims in Ketten sehen.«
    Sein Blick wanderte misstrauisch zur Spitze der Karawane. Die Reisenden hatten ihre Lasten abgesetzt und sich auf Felsen oder im trockenen Gras niedergelassen, reichten Feldflaschen und kleine Stärkungen herum und streckten die Füße aus. Verglichen mit dem friedlichen Bild, das sie abgaben, wirkten die Krims in ihren Ketten noch verwahrloster und gefährlicher. Die Ausgrenzung dieser kleinen Gruppe warf ein schlechtes Licht auf sie alle. Sie konnten es sich einfach nicht leisten, uneins aufzutreten.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Leon. Er wandte sich an die Krims und nahm einen eisernen Schlüssel von seinem Gürtel. »Malachai, du zuerst.«
    Der größte Krim und sein Mitgefangener legten ihre Last ab und traten vor. Malachai war ein kräftiger Mann mit dunklem, wildem Bart und knotigen Fingern. Er hatte seine Frau erschlagen und später geltend gemacht, dass er sich und seine Kinder vor ihr habe schützen müssen, doch die Geschworenen hatte das nicht überzeugt. Seine Art, sie reglos anzusehen, machte Gaia nervös, obwohl sie wusste, dass Leon ihm blind vertraute.
    »Was macht ihr da?«, rief ein stämmiger Mann, der den Hang herab in ihre Richtung kam. Es war Bill, ein starrsinniger, aber sehr beliebter Bergarbeiter aus dem raueren Viertel von Sylum, gefolgt von mehreren seiner Freunde. Er kaute auf irgendetwas herum, während er redete. »Ich kann mich nicht erinnern, dass die Krims zu befreien Teil des Plans gewesen wäre.«
    »Doch, das war es«, widersprach Gaia. »Die Krims ha ben

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