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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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uns die Vorratsdepots angelegt und Wasser für uns getragen. Dafür wurde ihnen die Freiheit versprochen, sobald wir unser Ziel erreichen. Wir sind so gut wie da.«
    »Niemand hat mich nach meiner Meinung dazu gefragt«, sagte Bill.
    »Der Handel wurde in Sylum beschlossen, vor mehreren Wochen. Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr.«
    »Das schmeckt mir nicht«, sagte Bill. »He, Vlatir, warte mal ’ne Sekunde.«
    Doch Leon hatte Malachai und dem anderen Mann schon die Kette abgenommen. Mit einem knappen Blick zu Bill ging er demonstrativ weiter zu den nächsten Gefangenen.
    »He!«, rief Bill. »Ich rede mit dir!«
    Leon erstarrte. Ohne ein offensichtliches Signal, doch so schnell es ihre Ketten zuließen, bildeten die zwölf Krims einen schützenden Kreis um Leon, Gaia und Maya. Malachai bezog wortlos zwischen Gaia und Bill Position. In der Hand hielt er seine Kette, bereit, damit in wildem Kreis um sich zu schlagen.
    Noch überraschter als Bill war nur Gaia selbst.
    »Was soll das?«, fragte Bill.
    »Leon, bitte, ruf sie zurück«, sagte Gaia.
    »Sie tun doch gar nichts«, sagte Leon.
    »Ich sagte, Schluss damit!«, rief Gaia.
    Leon seufzte. »Wirf die Kette weg, Malachai.«
    »Er sollte die Matrarch nicht bedrohen«, brummte Malachai.
    »Niemand bedroht mich«, sagte Gaia. »Es war nur ein Missverständnis. Wirf deine Kette weg. Sofort!«
    Widerwillig gehorchte der große Mann. Dann stemmte er die Fäuste in die Hüften. Er ließ Bill keinen Moment aus den Augen.
    »Sie sind eine Gefahr für uns alle!«, beharrte Bill.
    Immer mehr Schaulustige strömten herbei. Die Bogenschützen machten sich bereit, und Maya begann zu wimmern.
    »Waffen weg«, rief Gaia. »Und zwar alle! Ihr werdet die Krims mit Respekt behandeln. Sie sind jetzt Bürger New Sylums und haben dieselben Rechte wie alle. Auch du«, fügte sie mit Blick auf Bill hinzu.
    Die Schützen senkten die Bogen, blieben aber angespannt. Instinktiv presste Gaia ihre kleine Schwester an sich. Auch Bills Blick fiel auf das Mädchen.
    »Du machst der Kleinen ja Angst«, sagte er.
    »Bist du jetzt fertig?«, entgegnete Gaia.
    Bill schaute erst zu den Krims, dann zu der Menge und stieß ein bedrohliches, ungläubiges Lachen aus. Da begann Maya wirklich zu weinen, und Gaia nahm sie aus dem Tuch und bettete sie an ihren Hals. »Alles wird gut«, flüsterte sie, ließ Bill aber nicht aus den Augen. Mayas Geschrei verklang zu einem Hicksen, dann legte sie ihr die kleine Hand um den Hals. Je länger Gaia Bill fixierte, desto deutlicher spürte sie die explosive Stimmung im Umkreis.
    »Sag mir, dass du verstanden hast«, sagte Gaia.
    »Schon gut«, sagte Bill. »Aber wenn sie auch nur einem von uns ein Haar krümmen, werde ich sie persönlich in Stücke reißen – das könnt ihr mir glauben.«
    »Dann wirst du die Strafe für Selbstjustiz erhalten«, sagte Gaia.
    »Ach ja? Werden du und dein Freund persönlich Gericht halten, wenn wir Wharfton erreichen?«
    Gaia machte einen Schritt auf ihn zu. »Du wirst dir noch wünschen, dass ich das täte, wenn wir erst da sind«, drohte sie ihm. »Leg dich mit Wharfton oder der Enklave an, und du wirst schneller aufgeknüpft, als du glaubst.«
    Da hoben sich seine Brauen. »Zu was für einem Ort führst du uns da nur?«
    »Das Leben dort kann sehr grausam sein«, sagte sie. »Wir haben das diskutiert. Möchtest du lieber zurück nach Sylum und dort sterben? Noch steht es dir frei. Wir geben dir genug Wasser für den Rückweg mit.« Sie legte sich Maya an die andere Schulter. »Das gilt für alle.« Sie schaute zur Anhöhe. »Sobald wir über diesen letzten Hügel gehen, gibt es keinen Weg zurück.«
    Spürbare Verunsicherung machte sich breit.
    »Es wird nicht leicht für uns sein. Das Leben vor der Mauer ist hart, und in gewisser Weise ist es hinter der Mauer noch schlimmer. Aber wenn wir zusammenhalten und uns aufeinander verlassen, können wir uns ein neues Zuhause schaffen: New Sylum, so wie wir es geplant haben. Das heißt aber auch, dass wir dieses Leben nicht als Bürger erster und zweiter Klasse beginnen dürfen. Be greift ihr?«
    Sie ließ den Blick der Reihe nach über die einzelnen Anführer schweifen, um sich ihres Rückhalts zu versichern. Dinah repräsentierte die Libbies und die Fischerfamilien von der Küste; Norris’ Cousin, ein Schuster, sprach für die Handwerker; Lady Beebe stand den wohlhabenden Familien vom Dorfplatz vor; die Lehrerin Lady Roxanne sprach für eine Gruppe verschiedener Arbeiter, und der

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