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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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Morteur Chardo Will, Peters Bruder und Gaias Stellvertreter, führte die größte Gruppe an: die der Unverheirateten und Unfruchtbaren, die aus vielen fleißigen, schweigsamen Männern bestand.
    Einer nach dem anderen nickten sie, um Gaia ihre Loyalität zu bekunden. Dann richtete Will den Blick auf Bill, den letzten der neunzehn Anführer.
    »Wie sieht es aus?«, fragte Will mit ruhiger Stimme. »Wo stehen die Bergleute?«
    Bill schulterte wieder seinen Packen und schlenderte ein paar Schritte die Anhöhe hinauf. »Wie ich gesagt habe: Wenn uns einer von denen Schwierigkeiten macht, drehe ich ihm persönlich den Hals um. Wir gehen aber nicht zurück nach Sylum. Dem Loch wollte ich schon mein ganzes Leben entkommen. So sieht’s aus.«
    Zustimmendes Gemurmel unter seinen Männern. Gaia tätschelte Mayas Rücken und seufzte vor Erleichterung, als die Menge sich zu zerstreuen begann. Leon widmete sich den verbliebenen Ketten. Einer der ehemaligen Krims hob vorsichtig den Fuß, als müsste er sich an die ungewohnte Leichtigkeit erst noch gewöhnen. Malachai umarmte derweil einen kleinen Jungen. Gaia hätte ausgelassenen Jubel erwartet, aber abgesehen von ein paar lächelnden Gesichtern und etwas Schulterklopfen schienen die meisten damit zufrieden, auf weitere Anweisungen zu warten.
    »Wir brauchen immer noch jemanden, der die Ausrüstung trägt«, sagte Gaia zu Leon.
    »Das kriegen wir schon hin.« Malachai neigte respektvoll den Kopf. »Dein Vater ist jetzt frei«, sagte er zärtlich zu seinem Jungen. »Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.«
    Mit lautem Klirren warf Leon die Ketten auf die Plattform und nahm wieder seinen Platz ein. Drei weitere Männer traten zu ihm, und auch die übrigen nahmen wieder ihre Lasten auf – doch diesmal nicht, weil sie es mussten, sondern aus freien Stücken.
    Gaia verfolgte den Anblick mit Staunen.
    Leon aber lächelte ihr zu, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass es so kommen würde. »Geh ruhig wieder vor«, sagte er.
    Sie tat ein paar Schritte, dann blickte sie zurück. Anscheinend würde sie nicht mit Leon an ihrer Seite über die letzte Anhöhe treten.
    »Fertig?«, fragte Leon. »Auf drei.«
    Auf sein Kommando hoben die vier Männer die Plattform mit den Wassersäcken hoch und setzten sich wieder in Bewegung. Einer sagte etwas, das Gaia nicht verstand, doch sie hörte die Wärme in Leons Lachen, das darauf folgte.
    »Er hat sie besser im Griff als zuvor«, stellte Will fest.
    Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er neben ihr lief. Sein Gesicht und seine Hände hatten im Ödland etwas Farbe angenommen, und die Bräune unterstrich noch die Ähnlichkeit zu Peter, seinem jüngeren Bruder. Auch trug er jetzt einen Bart, so wie alle Männer, die während der Wanderschaft nicht zum Rasieren kamen. Sie fand, es stand ihm.
    »Ist schon ein wenig beängstigend«, stimmte sie zu. »Als hätte er jetzt seine eigene kleine Armee, die ihm treu ergeben ist.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihre Loyalität dich mit einschließt«, sagte Will. »Ich bin mir bloß nicht sicher, wen sonst noch.«
    Sie lächelte und blickte in seine warmen, braunen Augen unter der Hutkrempe. »Wie geht es dir?«
    »Gut. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir zur Verlobung zu gratulieren.«
    »Danke.« Sie warf einen Blick auf das rote Armbändchen.
    »Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst. Du hast es dir verdient.«
    »Danke.« Sie lächelte wieder. »Du aber auch.«
    Er klemmte die Daumen unter den Schultergurt seines Rucksacks. »Meinst du, Vlatir hat etwas dagegen, wenn wir Freunde bleiben?«
    »Bisher anscheinend nicht. Wir haben doch immer gut zusammengearbeitet.«
    »Das stimmt.«
    Voraus, auf der Anhöhe, machten sich die Leute zum Aufbruch bereit.
    »Ich habe mich bloß gefragt, was das Beste für uns ist«, sagte er nachdenklich.
    Sie blickte zu ihm auf. Er lächelte zwar, doch sie sah, dass ihre Freundschaft an einem Wendepunkt stand. Besorgnis griff nach ihrem Herzen. Wenn sie wusste, dass ein Freund in sie verliebt war, er aber nie um etwas bat und genau wusste, dass er auch nie mehr kriegen würde – war sie da verantwortlich für seinen Schmerz?
    »Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll«, gab sie zu.
    »Ich würde sagen, wir werden schon sehen, oder?«
    Ja, dachte sie. Das werden wir wohl.
    Schweigend setzten sie ihren Aufstieg auf die staubtrockene Anhöhe fort. Ihr Herz hämmerte vor Aufregung und vor Anstrengung. Sie passierten ein paar Jungen mit Ziegen, deren Glocken

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