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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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durch die sie vor langer Zeit mit Leon geflohen war. Schließlich gelangten sie hinter einer Ecke an eine alte Tür.
    Bruder Iris stieß sie auf und trat hindurch. Der Geruch änderte sich, und Gaia sah, dass sie sich nun in einem kleinen Weinkeller befanden. Feiner grauer Staub hatte sich auf den schwarzen Flaschen gesammelt und kündete nicht von der Nachlässigkeit, sondern dem Reichtum ihrer Besitzer. Auf der anderen Seite des Kellers führte eine ordentlich gefegte Treppe mit einem schimmernden Geländer nach oben.
    Auch ohne dass es ihr jemand gesagt hätte, wusste Gaia, dass sie sich nun unter der Bastion befanden.
    »Wie praktisch«, kommentierte sie, »einen privaten Geheimgang zwischen dem Regierungssitz und einer Folterzelle zu haben.«
    »Du machst dir gar keine Vorstellung«, stimmte Bruder Iris ihr ohne jede Ironie zu. »Und weiter geht’s. Marquez, gib acht, dass sie nicht stolpert.«
    Der Jüngste von ihnen, ein untersetzter Mann mit hellem Haar und schmalen Brauen, führte sie am Ellbogen mehrere Absätze nach oben, wo sich ein hoher, mit einem langen Läufer ausgelegter Flur vor ihnen erstreckte. Gaia erkannte diesen Flur: Sie hatten den zweiten Stock der Bastion erreicht, und wenn ihre Erinnerung sie nicht trog, lagen die Regierungszimmer der Enklave direkt vor ihr.
    »Marquez, du bleibst hier«, sagte Bruder Iris und öffnete die Tür. »Ihr anderen könnt gehen. Nach dir, meine Liebe.« Er ließ Gaia den Vortritt, und von einer bösen Ahnung begleitet betrat Gaia das Zimmer, das ihr nicht unbekannt war.
    Die vier hohen Fenster überblickten den Bastionsplatz, wo sich die Spitze des Obelisken scharf im Abendlicht abzeichnete. Wie damals schon wurde der Raum von dem großen Tisch beherrscht, dessen schimmernde Oberfläche aus einem einzigen Bildschirm bestand. Zu ihrer Rechten waren gepolsterte Stühle um kleine Tische gruppiert. Ein leichter Teegeruch lag in der Luft, doch sie wusste, dass man ihr keinen anbieten würde. Der Käfig mit dem Kanarienvogel fehlte. Stattdessen stand da ein gläserner Kasten, der mit einem Handtuch und Papierschnipseln ausgelegt war. Darin setzte Bruder Iris nun das Ferkel ab, worauf es sich in das Handtuch kuschelte.
    Ein Mann löste sich vom Fenster, und Gaia fand sich von Angesicht zu Angesicht mit dem Protektor wieder – ihrem künftigen Schwiegervater. Sein graumeliertes Haar war streng geschnitten, auch sein schwarzer Schnurrbart war kürzer als zuvor. Er trug einen leuchtend weißen Anzug und glänzende schwarze Schuhe.
    Wachsam versuchte sie ihn abzuschätzen. Jetzt, da sie Leon besser kannte, stellte sie fest, dass ihre Gefühle dem Protektor gegenüber eine zusätzliche Dimension erhalten hatten: Sie hatte ihm früher schon misstraut und ihn gefürchtet, heute aber trug sie ihm auch sein Versagen als Vater nach. Gewissermaßen machte ihn diese Schwäche zwar auch menschlicher, allerdings auf die schlimmste denkbare Weise.
    Der Protektor lächelte nicht. Er musterte sie messerscharf von Kopf bis Fuß.
    »Was sagt das Blutbild?«, fragte er.
    »Was wir gehofft hatten«, sagte Bruder Iris. »In jeder erdenklichen Hinsicht. Es ist ein Wunder – sie hat sogar Blutgruppe Null negativ.« Er trat zu dem Tisch und berührte die Oberfläche. »Dr. Hickory hat alles doppelt überprüft. Er ist begeistert.«
    »Woraufhin habt ihr mich denn untersucht?«, fragte sie.
    »Du trägst das Gen gegen Hämophilie in dir«, erklärte der Protektor ruhig. »Genau wie vor dir deine Mutter.«
    Diese Neuigkeit erstaunte sie erst, dann kochte die Wut in ihr hoch. Er erwähnte ihre Mutter so beiläufig, als ob sie nur ein Experiment gewesen wäre! »Ihr habt sie umgebracht «, sagte sie. »Ihr habt sie eingesperrt, bis sie so schwach und krank war, dass sie gestorben ist!«
    Der Protektor trat auf sie zu, nahm den Strick um ihre Hände und zog sie an sich. Sie versuchte sich zu widersetzen, doch er war zu stark. Dann griff er nach ihrer Wange, und als sie das Gesicht wegdrehen wollte, packte er ihr rechtes Ohr und kniff es hart mit seinem Daumennagel. Der Schmerz war so heftig, dass es Gaia den Atem verschlug und sie sich zusammenkrümmte, doch es gelang ihr nicht, sich von ihm loszureißen.
    »Soweit ich mich erinnere, ist ihr Tod dein Verdienst gewesen«, sagte der Protektor. » Wir haben uns bloß um eine kranke Schwangere gekümmert, so gut wir konnten. Spürst du das?«
    »Ja …«
    »Bist du dir sicher?«
    Der Schmerz verstärkte sich, stechend und heiß.
    »Ja! Bitte, hört

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