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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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sich um, dann stand er auf. »Wo steckt sie überhaupt? Sie hätte doch nicht so weit weggehen sollen.« Er erklomm ein paar Sprossen der Leiter, um einen Blick auf den Dachboden zu werfen.
    »Ich habe ihr noch gesagt, dass sie bei dir und Myrna bleiben soll.« Auch Gaia machte sich Sorgen. »Wir könnten Malachai fragen, ob er Angie oder Leon gesehen hat. Die Exkrims haben das Haus die Nacht über bewacht.«
    »Mach das«, sagte Myrna. »Ich werde am Marktplatz nach ihnen Ausschau halten. Der Protektor will, dass ich die Registrierung überwache. Er schickt mir auch noch ein paar Sachen dafür.«
    »Ich gehe Angie suchen«, beschloss Jack. »Vielleicht wollte sie ja bloß zu Norris und seiner Katze. Danach gehe ich zu meinen Eltern.« Er griff nach seinem Hut und trat hinaus.
    »Machen wir einen Fehler, Myrna?«, fragte Gaia. »Mit der Registrierung, meine ich.«
    »Ich glaube nicht, dass euch eine Wahl bleibt, wenn ihr Wasser wollt. Das Register an sich ist nicht das Problem – nur, was der Protektor mit den Informationen anstellen wird.«
    »Das letzte Mal, als ich ihm half – als ich den Code meiner Eltern für ihn entschlüsselte – hat er ein paar Mädchen zusammentreiben lassen. Ich habe gesehen, wie sie abgeführt wurden.«
    »Er hat ihnen nur Blut abgenommen und sie wieder gehen lassen. Seitdem ist nichts in der Art mehr passiert. Es war ein impulsiver Akt – heute ist er vorsichtiger.«
    »Aber sobald der Protektor die Daten kennt und weiß, welche Gene für ihn nützlich sind, wird er auch wissen, welche Gene nicht nützlich sind«, gab Gaia zu bedenken.
    »In Anbetracht eurer Lage würde ich mir darüber keine Sorgen machen«, sagte Myrna. »Schließlich hat er längst entschieden, dass ihm die Leute in der Enklave wichtiger sind als die von draußen. Und die Menschen New Sylums sind ihm kaum das Wasser wert, das sie verbrauchen – darüber würde ich mir Sorgen machen.«
    Gaia saß mit Myrna vor dem Tvaltar unter einem Sonnenschutz aus braunem Tuch und nahm Speichelproben. Die letzten vier Stunden hatte sie mehr Münder von innen gesehen als ihr ganzes Leben, und insgeheim ekelte sie sich vor den vielen kranken Zähnen. Ein gutes Dutzend Enklave-Ärzte mit ihren Assistenten hatten ebenfalls ihre Tische im Schatten aufgestellt und unterstützten sie, sodass sie etwa zweihundert Personen pro Stunde abfertigten.
    »Uns bleibt keine andere Wahl.« Das war die Losung, die sich unter den Bewohnern New Sylums verbreitete, und auch wenn sich viele dagegen sträubten – insbesondere die Bergleute – hatte die große Mehrheit Gaia doch vertraut, als sie erklärte, dass die Registrierung notwendig war und das Risiko vertretbar.
    »Davon abgesehen kriegen wir kein Wasser, wenn wir uns weigern«, hatte sie abschließend unverhohlen zugegeben. »Oder habt ihr etwa welches im Trockensee gefunden?«
    Dieser Logik schloss sich sogar Bill an.
    Die Enklave stellte jedem, der sich registrierte, einen Pass aus, den man für einen Tvaltarbesuch, einen Einkaufsgutschein oder eine Erfrischung beim Eismann der Enklave einlösen konnte. Ganz Wharfton hatte sich auf das Ereignis eingestellt, und so waren die Straßen am Markplatz im Handumdrehen voller Stände und Verkäufer. Und die Menschen New Sylums, die gefrorenes Wasser bislang nur aus ihrem winterlichen Sumpf gekannt hatten, waren ganz begeistert von der Entdeckung, dass es auch farbiges, essbares Eis in spitzen Papiertüten gab.
    Selbst die Soldaten der Enklave, die auf den Dächern um den Marktplatz Position bezogen hatten, machten einen entspannten Eindruck. Sie hatte die Gewehre auf dem Rücken, und einige von ihnen probierten selbst ein paar neue Eissorten aus, als ob sie im Urlaub wären. Pegs Taverne hatte früher geöffnet und machte ein gutes Geschäft mit Eiersandwiches und Tee. Will kam heraus und brachte Norris eine Tasse, dann ging er wieder hinein.
    Peter trat aus der hellen Sonne zu Gaia in den Schatten.
    »Noch tut sich nichts in der Enklave – keine Fässer, keine Anzeichen, dass sie uns eine Leitung oder Ähnliches bauen. Wollte der Protektor nicht persönlich vorbeikommen?«
    Sie warf einen Blick in die Runde und bemerkte, wie kurz die Schatten mittlerweile waren. »Ist es schon nach Mittag?«, fragte sie und griff nach ihrer Uhr.
    »Ja. Beinahe eins.«
    »Er hat gesagt, er käme heute früh«, stellte Gaia ärgerlich fest. Sie war belogen worden – das gefiel ihr nicht. »Er hat uns mit buntem Eis und Gutscheinen hingehalten. Hat Jack schon

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