Der Weg der gefallenen Sterne: Roman
Angie gefunden?«
»Noch nicht. Aber wir suchen überall. Jemand hat ein Mädchen ihres Alters in Richtung der Bewässerungsanlage gehen sehen.«
»Das ergibt doch keinen Sinn.« Die Leitungen zu den Feldern waren auf der anderen Seite Wharftons, hinter dem dritten östlichen Sektor. Suchend ließ sie den Blick umherschweifen. »Hat irgendwer Leon gesehen?«
Als Peter keine Antwort gab, blickte sie auf. Seine blauen Augen waren ruhig auf sie gerichtet. Auf einmal bemerkte sie, dass er sich rasiert hatte, und die Narbe auf seiner rechten Wange, die sie immer an ein kleines Lächeln erinnert hatte, wieder sichtbar war.
»Möchtest du, dass ich nach deinem Verlobten suche?«, fragte er.
Ihr Herz tat einen kleinen Sprung. »Ich mache mir bloß Sorgen.«
»Vielleicht ist dies genau das, was er nicht länger will.«
»Hat er dich darauf angesprochen, eine Art Gegenoffensive vorzubereiten?«
»Nein – aber wir bräuchten eine. Wenn er sich darum kümmert, ist das gut.«
Sie hielt sich die Stirn. Ich fasse es nicht. Er ist tatsächlich reingegangen.
»Er ist auf eigene Faust unterwegs, nicht wahr?«, fragte Peter.
»Ich bringe ihn um«, sagte sie.
Wie stand sie als Matrarch denn da, wenn sie nicht einmal ihren Verlobten im Griff hatte? Aus den Augenwinkeln entdeckte sie Malachai. Die Exkrims hielten sich nach wie vor in der Nähe, um sie in Leons Auftrag zu bewachen. Es war so unfair – sie hätte ihn bewachen lassen sollen.
Da fiel ihr die hübsche junge Frau hinter Peter auf, die selbstvergessen mit der Schuhspitze im Straßenstaub malte. Sie war eine der Frauen, mit denen er sich in Pegs Taverne unterhalten hatte.
Sie nickte genervt Richtung der brünetten Frau, die offenbar nicht die Absicht hatte weiterzugehen.
»Hey, Tammy«, sagte er.
»Ich will nicht stören.« Sie lächelte scheu unter ihrem Pony hervor. Dann fuhr sie sich übers Kinn, um seinen fehlenden Bart anzudeuten. »Ich war mir erst nicht sicher, ob du’s bist.«
»Ich bin’s«, sagte Peter.
Gaia hätte ihn am liebsten gewürgt. Sie packte Peter am Ellbogen und zog ihn mit sich.
Er starrte auf ihre Finger. »Du hast mich angefasst!«
Sie ließ ihn los, als hätte sie sich verbrannt. »Ich will nicht, dass du so abgelenkt bist. Wir müssen uns um wichtigere Dinge kümmern!«
»Dann lenk mich am besten selbst nicht ab«, entgegnete er leise.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, das Kribbeln in ihren Fingerspitzen loszuwerden. »Wir haben ernste Probleme. Der Protektor hat mich offensichtlich angelogen, was das Wasser angeht. Angie ist verschwun den. Leon ist in der Enklave und hat wer weiß was im Sinn. Wenn er es sich mit seinem Vater verdirbt, könnte der beschließen, uns alle auszulöschen.«
»Und was sollte ich deiner Meinung nach dagegen tun?«
»Mir helfen!«, zischte sie eindringlich.
Seine Mundwinkel zuckten. »Ich tue, was ich kann«, sagte er. »Ich sehe bloß gerade wenig Spielraum. Du könntest die Registrierung abblasen – die Kooperation aufkündigen.«
»Dann wissen doch alle, dass es ein Fehler war, dem Protektor überhaupt zu vertrauen.«
»War es ja auch.«
»Das ist nicht gerade hilfreich.« Sie versuchte sich zu konzentrieren. Sie hasste dieses Gefühl der Machtlosigkeit, doch sie kam nicht dagegen an. Sie bedeutete Malachai, zu ihr zu kommen.
»Weißt du vielleicht, wo Leon steckt?«
»Er sagte, er hat in der Enklave etwas zu erledigen«, antwortete er. »Falls du nach ihm fragst, soll ich dir ausrichten, dass er heute Abend zurück sein wird und du dir keine Sorgen machen sollst.«
»Es wäre gut gewesen, das früher zu erfahren. Und Angie? Weißt du auch, wo sie ist?«
Malachai schüttelte den Kopf. »Das habe ich Jack schon gesagt. Sie ist Leon gefolgt.«
»Und du bist nicht auf die Idee gekommen, sie aufzuhalten?«
»Leon hat gesagt, ich soll auf dich aufpassen«, sagte Malachai. »Nicht auf sie.«
»Und wo steckt Jack?«, fragte Peter.
»Er ist das Mädchen suchen gegangen.«
Gaia schaute Peter an und sah, dass er das Gleiche dachte wie sie.
»Jack ist auch in der Enklave«, sagte sie und stöhnte auf. »Sie sind alle drei da drin.«
»Das wissen wir nicht sicher«, widersprach Peter. »Wie sollen sie denn reingekommen sein?«
Irgendwie hatten sie es wohl geschafft – da war sich Gaia sicher. Das alles machte sie noch wahnsinnig. Sie schaute hinüber zu den vielen Menschen, die geduldig anstanden, um ihre DNS registrieren zu lassen, und ihr wurde beinahe schlecht bei
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