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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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Früchten, Joghurt und Brötchen auf den Tisch.
    »Deine Mutter hatte ein paar Fehlgeburten, nicht wahr?«
    »Ja, nach meiner Geburt.«
    »Sie muss Rhesus-negativ gewesen sein, wie du. Wahrscheinlich hatte auch dein erster Bruder Rhesus-negatives Blut, deshalb gab es da keine Probleme. Dein zweiter Bruder aber war wahrscheinlich Rhesus-positiv, und im Zuge dieser Schwangerschaft hat ihr Körper Antikörper gegen alle weiteren Föten mit Rhesus-positivem Blut entwickelt. Deshalb hatte sie nach ihren ersten beiden Kindern so viele Fehlgeburten. Mit dir ging alles gut, weil deine Blutgruppe und ihre zusammenpassten. Beide negativ.«
    Gaia kannte sich mit Blutgruppen nicht gut aus. »Hei ß t das, mein Vater war Rhesus-positiv?«
    »Wahrscheinlich schon. Positive Blutgruppen sind sehr viel häufiger. Fast neunzig Prozent aller Menschen haben solches Blut. Offenbar hatte er aber noch ein rezessives Gen für negatives Blut, und das hat er dir vererbt.«
    »Wieso erzählst du mir das alles?«
    »Weil du Null negativ bist. Du solltest dir darüber klar sein, dass es nicht leicht wird, Kinder mit Leon zu haben, falls er Rhesus-positives Blut hat. Auch er sollte das wissen. In der Enklave geben wir uns Mühe, auf so was zu achten.«
    Wir sind aber nicht in der Enklave, wollte sie sagen. Ihr ging diese Unterhaltung gerade zu weit: Sie und Leon hatten noch nicht einmal übers Kinderkriegen geredet. Sie hatte keine Ahnung, wie er darüber dachte. »Hast du ihm das schon gesagt?«
    »Nein.«
    »Dann tu es bitte auch nicht.«
    Sie hörte ein Geräusch und sah, dass Maya erwacht war, völlig verwuschelt und rotbackig, und langsam aber sicher auf die Bettkante zukroch. Schnell eilte sie zu ihr, um sie vor einem Sturz zu bewahren.
    »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, sagte Myrna da.
    »Was denn?«
    »Da du Null negativ bist, könnte ich dein Blut gut für Transfusionen gebrauchen. Du bist Universalspenderin – jeder verträgt deine Blutgruppe. Ich hätte dein Blut gern in der Blutbank.«
    Gaia schaute sich noch einmal um, doch konnte sie nirgends irgendwelche Blutkonserven entdecken. Sie fragte sich, wo Myrna sie aufbewahrte.
    »Damit meine ich nur, dass du zur Verfügung stehst, wenn ich dich brauche«, stellte Myrna klar. »Da ich keine Möglichkeit zum Kühlen habe, ist es momentan eine lebende Blutbank: Ich habe eine Art Dienstplan, nach Blutgruppen sortiert, auf wen ich gerade zurückgreifen kann.« Sie zeigte zu dem Etagenbett. »Wenn ein Bluter zu mir kommt, übertrage ich direkt von Patient zu Patient.«
    »Es wundert mich, dass der Protektor das gestattet«, sagte Gaia. »Ist das denn nicht illegal?«
    »Es gefällt ihm nicht sonderlich – er denkt, ich verlängere bloß das Leid der Menschen und mache ihnen falsche Hoffnungen. Aber solange ich es außerhalb der Mauer tue, breche ich keine Gesetze. Die Leute kommen auf eigene Gefahr zu mir.«
    »Deshalb bist du also nach Wharfton gezogen?«
    Myrna zuckte die Achseln.
    »Du musst viel zu tun haben.« Allmählich begann Gaia zu begreifen, wozu Myrna all die Spritzen, Katheter und Verbände in den Regalen benötigte.
    »Ich habe die Bekanntschaft der Eltern jedes einzelnen Bluterkinds gemacht«, sagte Myrna trocken. »Alle wollten mich kennenlernen – nur für den Fall der Fälle. Hunderte Eltern. Man hätte seit Jahren etwas unternehmen müssen.«
    »Der Protektor hat gesagt, er wolle künftige Krankheitsfälle verhindern. Anscheinend hat er einen Plan.«
    »Etwa sein Trägerinstitut? Wenn dabei wirklich etwas rauskommt, wird nur die Oberschicht davon profitieren. Darauf kannst du Gift nehmen. Wie viele Leute können sich denn schon eine Leihmutter leisten?«
    Da hörten sie Schritte von der hinteren Veranda, und Jack kam mit einem Korb voller Eier herein. Er war sicherer auf den Beinen, und ohne seinen Bart sah er fast wieder so aus, wie Gaia ihn in Erinnerung hatte: kräftig, jung und blond.
    »Du siehst ja schon viel besser aus«, sagte sie.
    »Die Antibiotika scheinen geholfen zu haben. Wo steckt Angie?«
    »Ich dachte, sie wäre bei dir«, erwiderte Myrna.
    »Dann ist sie wahrscheinlich vorne.« Er stellte die Eier auf dem Tisch ab. »Gefällt mir, was du heute mit deinem Haar gemacht hast, Schwester Silk – steht dir gut.«
    »Versuch nicht, mir zu schmeicheln.« Myrna reichte ihm ein Brötchen. »Da, setz dich zu deiner Schwester und iss. Gaia hat auch erst einen Happen gegessen.«
    Jack lehnte sich lässig an den Tisch, warf das Brötchen in die Luft und

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