Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
Vom Netzwerk:
fing es mit einer Hand wieder auf. »Bist du also eines dieser Mädchen, die nicht auf sich achtgeben?«, fragte er Gaia. »Du weißt schon – eine, die sich um andere kümmert, selbst aber zu essen vergisst? Ich versuche nur, mir ein Bild zu machen.«
    »Ich komme schon klar.« Gaia lächelte.
    »Ich meine ja bloß – falls ja, wärst du nämlich genau die Art von Mädchen, für die Leon eine Schwäche hat.«
    Sie lachte. »Bist du schon lange mit ihm befreundet?«
    »Seit unserer Kindheit. Lange genug, um zu wissen, was für ein Schuft er ist.«
    »Und wie steht’s mit dir, Jack?«, entgegnete sie. »Wie bist du denn so?«
    »Wie sich nun zeigt, ein vorbildlicher Bruder.« Er nahm sich einen Stuhl, setzte sich und piekste Maya zärtlich in den Bauch. »Ich weiß aber nicht, wie man mit Kleinkindern redet. Wie geht es Euch heute, kleine Schwester?«
    Maya griff nach Jacks Brötchen, und er warf und fing es noch ein paar Mal für sie.
    »Erzähl mir was über unsere Eltern, deine und meine«, bat er Gaia dann.
    »Was denn?«, fragte sie überrascht.
    »Ganz egal was.«
    Ihr Blick wanderte zum Kamin. »Wir hatten da immer zwei Kerzen stehen … Eine für dich und eine für Arthur. Jeden Abend vor dem Essen haben wir sie angezündet.«
    Er starrte zum Kamin und schwieg einen Moment. »Das ist ganz schön deprimierend«, sagte er dann leise.
    »Ja.« Sie lächelte. »Das stimmt. Verstehst du dich denn mit deiner Familie in der Enklave?«
    »Meine Adoptiveltern sind übertrieben fürsorglich und auch ein bisschen verrückt, aber das ist schon okay. Ich habe sie vermisst. Ich habe keine Geschwister, nur ein paar Cousins. Hast du schon unseren anderen Bruder getroffen?«
    »Nein. Er muss irgendwo in der Enklave wohnen. Leon kennt ihn, zumindest erinnert er sich aus der Schule an ihn. Er heißt Martin Chiaro.«
    Jack hob eine Braue. »Doch nicht Pyrho.« Er musste lachen. »Der war schon ein ziemlicher Spinner. Einmal hat er den halben Pausenhof abgefackelt. Das war cool.« Er kratzte sich am Kinn.
    »Wissen deine Eltern, dass du wieder da bist?«, fragte Gaia.
    »Ich gehe nachher zu ihnen.«
    Myrna schaltete sich ein. »Man hat dir in deiner Abwesenheit den Prozess gemacht. Wenn sie dich schnappen, wirst du ausgepeitscht und wanderst ins Gefängnis.«
    Jack schnitt einen Apfel an und legte die Stücke auf Mayas Teller.
    »Ich habe es nicht anders erwartet«, sagte er dann und blickte erst zu Myrna, dann zu Gaia. »Ich kann mich aber nicht die ganze Zeit verstecken. Ich habe meine Eltern ein Jahr lang nicht gesehen – sie wissen nicht mal, dass ich noch lebe. Davon abgesehen – früher oder später wird man mich sowieso finden. Ich kann meine Strafe also genauso gut hinter mich bringen und dann ein neues Leben anfangen.«
    »Du bist aber nicht mehr bloß ein ehemaliger Soldat. Du bist mein Bruder.«
    »Das ist zwar rührend, meine Liebe«, entgegnete er, »aber dem Protektor muss ich mich trotzdem stellen.«
    »Sie könnten dir etwas antun«, sagte Gaia. »Du könntest wichtig für sie sein. Vielleicht besitzt auch du das Gen gegen Hämophilie.«
    »Na und? Das wäre doch gut. Pass auf, ich weiß es zu schätzen, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber nichts kann so schlimm sein wie die Zeit bei den Nomaden. Das war kein Spaziergang – frag Angie.«
    »Wie bist du überhaupt an die geraten?«
    Jack zögerte, dann widmete er sich wieder dem Apfel. »Die Nomaden haben mich im Ödland aufgelesen, als ich schon so gut wie tot war. Ich war nicht in der Verfassung, ihre Gastfreundschaft abzulehnen. Wir müssen das nicht weiter vertiefen, aber es stellte sich heraus, dass ihrem Anführer meine Stimme gefiel – also ließen sie mich am Leben.«
    »Du hast für sie gesungen?« Das war das Letzte, was Gaia erwartet hätte.
    »Ich hoffe, dass ich es nie wieder tun muss. Angies Mutter hat sich jedenfalls um mich gekümmert. Deshalb schulde ich ihr was.«
    »Weißt du, wieso sie Probleme mit der Stimme hat?«, fragte Myrna.
    Jack nickte. »Der Anführer der Nomaden war völlig paranoid, er fürchtete, dass ihn jemand vergiften könnte. Wahrscheinlich war es nicht mal Paranoia, denn die Hälfte seines Stammes hasste ihn wirklich. Angie war seine Vorkosterin. Sie musste von allem probieren, was er aß oder trank. Er hielt es auch für witzig, sie rauchen zu lassen. Sie hatte es wirklich nicht leicht.«
    »Wie haben denn ihre Eltern darauf reagiert?«
    »Ihr Vater war schon tot. Und ihre Mutter lag im Sterben.« Besorgt schaute er

Weitere Kostenlose Bücher