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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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sehen.
    »Du hast nicht zufällig noch eine Bluse, die du mir leihen könntest?«
    »Glaube schon«, sagte Myrna. »Leon hat gestern Abend auch gefragt, wo er sein Hemd waschen kann.«
    Gaia lächelte. »Er kann Schmutz nicht ausstehen. Es ließ sich auf der Reise aber schwer vermeiden. Wie lange habt ihr euch noch unterhalten?«
    »Nicht lange. Er scheint sich verändert zu haben, aber ich kann nicht behaupten, ihn je gut gekannt zu haben.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Gaia, während sie sich das Haar bürstete, sorgsam darauf bedacht, nicht an ihr verletztes Ohr zu kommen.
    »Ich hielt ihn immer für etwas arrogant«, sagte Myrna. »Dazu kamen die Gerüchte nach dem Tod seiner Schwester. Ich sehe aber auch, dass er Charakter hat – also habe ich mich wohl entweder getäuscht, oder er hat sich verändert.«
    »Du mochtest ihn aber genug, dich nach seiner Folter um ihn zu kümmern«, stellte Gaia fest.
    »Na ja. Ich schätze mal, das hab ich für dich gemacht.«
    Gaia schaute überrascht drein.
    »Hättest du mir alter Schachtel wohl nicht zugetraut, was?« Myrna grinste spöttisch, dann runzelte sie die Stirn. »Was ist denn mit deinem Ohr passiert? Lass mich mal sehen.«
    Gaia hielt die Bürste still und wartete, während Myrna die Wunde untersuchte und mit einem Tuch säuberte.
    »Ein fieser kleiner Schnitt«, sagte Myrna, stellte aber keine weiteren Fragen.
    »Erinnerst du dich noch an Cotty aus Zelle Q? Sie hat immer gesagt, ich könnte mich auf dich verlassen.«
    »Die alte Närrin«, sagte Myrna leise, die Lippen nah an Gaias Ohr. »Sie haben sie irgendwann freigelassen.«
    »Sie hat gesagt, du wärst verheiratet gewesen. Stimmt das?«
    Myrna ging etwas auf Abstand. »Ihr habt über mich getratscht? Wann?«
    »Ich habe mich nur gefragt …« Gaia wurde rot. »Tut mir leid. Es geht mich nichts an.«
    »Sauberhalten«, sagte Myrna und tätschelte Gaia die Hand. »Was deine Frage betrifft, nun, das war nicht gerade ein Geheimnis. Ich hatte mich in einen jüngeren Mann verliebt. Er kochte gern und brachte mich zum Lachen. Ein paar Wochen später haben wir geheiratet.«
    Es fiel Gaia schwer, sich Myrna bis über beide Ohren verliebt vorzustellen. »Was ist passiert?«
    Myrna legte das Tuch weg und widmete sich ihren Sachen. »Nach ein paar Tagen habe ich gemerkt, dass er mich nur des Geldes wegen geheiratet hatte. Ich brauchte ein halbes Jahr, mich von ihm scheiden zu lassen, und noch mal ein halbes, um zu begreifen, dass er mich die ganze Zeit mit einer anderen betrogen hatte. Er war echt geschickt.« Sie rieb sich die Hände. »Er führt jetzt einen Saunasalon im Westviertel. Scheint ihm nicht schlecht zu gehen. Eine herrliche Geschichte, von Anfang bis Ende.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    Myrna hob spöttisch die Braue. »Spar dir dein Mitleid. Ich war dumm und habe dafür bezahlt. Kommt nicht wieder vor.« Sie ging zu einem Schrank und nahm eine hellbraune Bluse mit ein paar Stickereien heraus. »Probier die mal an. Und hier hast du Seife – wenn du mit Waschen fertig bist, trag das auf dein Ohr auf.« Sie reichte ihr eine kleine Dose Salbe.
    »Danke«, sagte Gaia.
    Sie füllte sich Wasser in eine Schüssel und zog sich zum Waschen hinter den Schutz des Vorhangs zurück. Zuletzt wusch sie sich die Haare; sich endlich den Schmutz der wochenlangen Reise vom Kopf zu spülen, war eine unbeschreibliche Erleichterung. Dann kämmte sie sich das feuchte Haar zurück, trocknete sich vorsichtig die Ohren und trug die Salbe auf. Die geliehene Bluse war ihr etwas zu groß, aber die zierlichen Knöpfe gefielen ihr. Schließlich richtete sie ihre Kette mit der Uhr und dem Monokel und schob den Vorhang zurück.
    »Ich fühle mich wie neu geboren«, erklärte sie.
    Myrna schenkte ihr einen kritischen Blick, dann widmete sie sich wieder ihrem Teekessel. »Stimmt es, dass du Leon heiraten willst?«
    »Ja, das stimmt.« Sie schaute nach Maya, die immer noch schlief.
    »Er hat mir erzählt, dass du das Gen gegen die Bluterkrankheit besitzt und Blutgruppe Null negativ bist.«
    »Und?«
    »Das hat mich an deine Mutter denken lassen«, sagte Myrna. »Tee?«
    »Ich sollte wirklich Maya zu Josephine bringen und am Trockensee nach dem Rechten sehen, bevor die DNS-Registrierung beginnt.«
    »Jetzt setz dich schon. Sie halten es noch zehn Minuten ohne dich aus. So wichtig bist du nun auch wieder nicht.«
    Gaia lachte, zog sich einen Stuhl heran und nahm am Tisch Platz. Myrna reichte ihr eine Tasse und stellte einen Teller mit

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