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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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solche Operation war gar nicht möglich, und selbst wenn, könnte sie ohne Eierstöcke nie eigene Kinder haben.
    Bruder Iris lächelte sein kleines, kaltes Lächeln. »Wir haben viel geübt.«

17 Der Schläfer im Turm
    Gaia wich weiter zurück und stieß dabei gegen einen Kellner, dem sein Tablett entglitt. Die Gläser zersprangen auf dem Boden, und etwas Bowle spritzte ihr auf die Jacke.
    Mehrere Gäste drehten sich zu ihnen um, und auch der Protektor kam mit langen Schritten heran, um sie zu stützen. »Geht es dir gut?«
    »Ja«, zischte Gaia und zuckte zusammen, als er sie berührte. »Wo sind meine Leute? Wo ist Leon?«
    Die Augen des Protektors funkelten böse, doch er rang sich ein Lächeln ab. »Ich bringe dich zu ihm.« Er drückte ihr ein Taschentuch in die Hand und wandte sich an Bruder Iris. »Sephie Frank soll sich so bald wie möglich zu uns gesellen.«
    Die Zuschauer verfolgten ihren Austausch interessiert, während der Kellner eilig die Scherben beseitigte. Gaia wischte sich die Jacke ab und ging neben dem Protektor her in Richtung der Eingangshalle.
    »Wo sind meine Scouts?«
    »Sie haben zuviel getrunken«, sagte der Protektor. »Wir hielten es für das Beste, sie zu entfernen, ehe sie die anderen Gäste belästigen.«
    »Ihr habt ihnen etwas in die Getränke gegeben!«
    »Das auch. Hier entlang.« Er wies ihr den Weg eine der Treppen hinauf.
    Sie hatte schon befürchtet, er würde sie nach unten in den Keller bringen, wo die Geheimgänge bis ins Gefängnis führten. »Leon ist oben?«, fragte sie misstrauisch.
    »Er ist auf seinem Zimmer und ruht sich aus.«
    Wieder bedeutete er ihr, voranzugehen. Die vielstimmige Geräuschkulisse der Party verklang unter ihnen, während sie einen Korridor nach dem nächsten nahmen und dabei immer tiefer in die privaten Bereiche der Bastion vordrangen. Schließlich gelangten sie an eine Wendeltreppe. Im Gegensatz zu dem Turm, in dem man ihre Mutter festgehalten hatte, war dieser hier gut ausgeleuchtet, die dreieckigen Absätze waren sauber und breit.
    »Ich habe gesehen, dass du mit Bruder Rhodeski gesprochen hast«, sagte der Protektor. »Hat er dir sein Angebot unterbreitet?«
    »Bruder Iris hat das getan. Wenn Ihr ernsthaft glaubt, ich ließe Euch mir die Eierstöcke entnehmen, habt Ihr Euch getäuscht!«
    »Du solltest es dir noch einmal überlegen«, sagte der Protektor. »Vielleicht wäre es hilfreich, Leons Standpunkt einzunehmen.«
    »Er würde mich ein solches Risiko niemals eingehen lassen. Und wieso wollt Ihr ausgerechnet meine Eizellen? Ich weiß, dass ich dieses Gen besitze, aber ich bin ja wohl nicht die Einzige. Was ist so besonders an mir?«
    Er hielt vor einer eisenbeschlagenen Tür inne und wandte sich ihr zu. »Dieses Gen ist tatsächlich sehr selten. Wir können uns glücklich schätzen, es überhaupt entdeckt zu haben. Es muss eine relativ neue Mutation sein. Bisher haben wir erst neun andere Personen damit gefunden, obwohl wir die DNS von Tausenden von Menschen aus der Enklave und Wharfton untersucht haben. Alle neun sind Frauen. Das Problem ist, dass wir bei keiner der anderen den Eingriff durchführen können.«
    »Und wieso nicht?«
    »Eine hat einen Herzfehler, eine ist Diabetikerin. Eine dritte hat eine Unverträglichkeit gegen das Narkosemittel, das wir bei der Operation verwenden. Bei den übrigen sechs sind es die Familien, die sich gegen die Operation sperren, ganz gleich, was wir ihnen dafür bieten. Das Risiko ist ihnen einfach zu groß.«
    »Ihr meint das Risiko, dabei zu sterben? Die Operation ist also in Wahrheit ein Todesurteil.«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Nein. Es ist ein kalkulierbares Risiko.«
    »Gebt doch einfach zu, dass Ihr mich umbringen wollt. Wozu braucht Ihr überhaupt mein Einverständnis?«
    »Meine Frau und Bruder Rhodeski sind der Meinung, dass das nötig wäre.«
    Damit öffnete er die Tür und ließ ihr den Vortritt.
    Auf der Schwelle blieb sie misstrauisch stehen. Vor ihr lag ein Raum mit hoher Decke und einem gemusterten Teppich. Die hohen Fenster waren geöffnet und ließen die nächtliche Brise herein. Obwohl das Zimmer nur spärlich möbliert war und auf alle persönlichen Gegenstände verzichtete, wirkte es luxuriös in seiner Schlichtheit. An einer Wand hing ein Teppich, der eine Waldlandschaft zeigte. Ein Teleskop war aus dem nördlichen Fenster gerichtet, und daneben stand ein Globus in einem Kirschholzständer. Ein Krankenpfleger erhob sich hinter einem Tisch mit einem Computer und

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