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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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nirgends zu sehen.
    Ein Kellner reichte ihr ein eisgekühltes, bernsteinfarbenes Getränk. Sie nahm es dankend an, und Peter und Malachai folgten ihrem Beispiel. Der erste Schluck bestand fast nur aus kaltem Schaum. Es war der reine Luxus.
    »Komm einmal mit«, sagte Genevieve und zog sie voran. »Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
    Gaia tauschte einen kurzen Blick mit Peter, der gerade von einem kleinen Mann in eine Unterhaltung verwickelt wurde. Auch Malachai, der sich in seiner Haut nicht wohlzufühlen schien, warf ihr einen fragenden Blick zu, doch sie bedeutete ihm, hier zu warten.
    Genevieve führte sie zu einem älteren Herrn in einem weißem Jackett, der gerade mit beiden Händen Lutscher und Süßigkeiten an eine Kinderschar verteilte.
    »Bruder Rhodeski wird heute Großvater. Ist das nicht herrlich?«
    Der Angesprochene richtete sich auf und hielt Gaia die Hand hin. Sein Blick ging kurz zu ihrer Narbe, dann lächelte er, und in seinen tief liegenden Augen glaubte Gaia gleichermaßen Glück wie Traurigkeit zu sehen. »Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, dich endlich kennenzulernen, Schwester Stone«, sagte er mit einer tiefen, angenehmen Stimme.
    »Bruder Rhodeski ist die Seele des Instituts«, erklärte Genevieve. »Heute ist ein großer Tag für seine Familie. Meinen Glückwunsch, Bruder.«
    Gaia konnte kaum glauben, dass dieser Mann, der so ruhig und mitfühlend auf sie wirkte, hinter einer derart herzlosen Organisation stand. Doch sie wusste, wie sehr der Schein trügen konnte. Sie fragte sich, ob er ahnte, dass Sasha geflohen war und sich in den Tunneln versteckt hielt.
    »Bitte gebt uns doch ein paar Minuten«, sagte er, ohne dabei den Blick von Gaia zu wenden.
    »Natürlich! Nehmt euch Zeit, so viel ihr braucht«, sagte Genevieve. »Wo ist Euer Sohn?«
    »Matt und Vicki sind im Ballsaal.«
    Abermals suchte Gaia die Gesichter nach Leon ab und fragte sich, wo er steckte. Peter und Malachai waren immer noch bei der Tür und wurden von einem Kellner mit Bowle versorgt.
    »Bitte gebt Leon Bescheid, dass ich da bin«, sagte Gaia.
    »Natürlich.« Genevieve ging in Richtung der Musik davon.
    »Ich nehme nicht an, dass du einen Lutscher möchtest?«, fragte Rhodeski.
    »Wie könnt Ihr nur das Trägerinstitut unterstützen?« Gaia sprach leise, aber eindringlich. »Seid Ihr Euch darüber im Klaren, wie es den Mädchen dabei geht? Habt Ihr auch nur eine Ahnung, was mit Sasha passiert ist?«
    »Das alles ist etwas unangenehm.« Die Traurigkeit in seinem Blick vertiefte sich. »Ich hatte gehofft, ich hätte genug Zeit, dir alles zu erklären, damit du die Hintergründe besser verstehst. Aber da heute das Kind zur Welt kam, müssen wir die Gunst der Stunde nutzen und den Leuten eine angemessene Feier bereiten.«
    »Sashas Schicksal gibt also Grund zum Feiern?«
    »Ich bitte dich.«
    Er nahm sie am Arm und führte sie zu einem Brunnen. Der steinerne Weg wurde von Windlichtern gesäumt, und in einem aufgeschütteten Beet wuchsen tiefblaue Lilien. Sie achtete darauf, dass sie Peter und Malachai nicht aus dem Blick verlor.
    »Du dürftest etwa so alt wie meine Tochter Nicole sein, als sie starb«, sagte er. »Sie war Bluterin. Bist du siebzehn?«
    »Ja. Mein Beileid für Euren Verlust.«
    »Sie war ein Geschenk, jede Minute ihres Lebens.« Er legte den Kopf schief. »Das ist jetzt zehn Monate her. Ich frage mich oft, was sie wohl von all dem hielte, das seitdem passiert ist.«
    Auch wenn ihr klar war, dass er sie auf seine Seite zu ziehen versuchte, empfand Gaia Mitleid für den älteren Mann. Wenn seine Tochter erst siebzehn gewesen war, musste er recht spät Vater geworden sein. »Habt Ihr denn nicht Myrnas Blutbank versucht?«
    Er nickte. »Das haben wir, und wir sind Myrna zu Dank verpflichtet. Doch bei Nicoles Monatsblutung ging etwas schief. Gegen Ende konnten wir kaum mehr tun, als ihre Schmerzen zu lindern.« Er rang sich ein Lächeln ab und schüttelte den Kopf. »Sie war ein so fröhliches Mädchen. Sie hätte diesen Tag sicher gerne erlebt.«
    »Der Tag, an dem Ihr Großvater werdet.«
    »Ja, denn weißt du, Nicole hatte ihren Kindheitsschwarm geheiratet. Matt ist heute wie ein Sohn für uns. Er war es auch, der auf die Idee kam, einen Teil von ihr lebendig zu halten. Also haben wir Nicole nach ihrem Tod einige Eizellen entnommen.«
    Gaia machte aus ihrer Überraschung keinen Hehl. Sie dachte an das, was Emily ihr erzählt hatte. »Und diese Eizellen habt Ihr dann der Leihmutter einsetzen

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