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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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»Wenigstens dieses eine Mal.«
    Damit wandte sie sich ab und ging hinaus, durchquerte das Foyer und trat durch die große Tür nach draußen. Leon und ihre Freunde hinter sich, stellte sie sich auf die Stufen und blickte auf den Platz hinab, wo ein uralter Süßhülsenbaum seine dunklen Arme zum Himmel reckte. Immer mehr Menschen drängten heran, und der Anblick der ihr zugewandten Gesichter im Fackelschein war ihr auf unheimliche Weise vertraut. Zuletzt hatte sie auf dem grünen Dorfplatz von Sylum vor so einer Menge gestanden; auch damals hatte sie für mehr Gerechtigkeit gestritten. Diesmal aber kämpfte sie gegen eine Macht, die größer als New Sylum und Wharfton zusammen war.
    »Den ganzen Tag haben wir darüber geredet, die Enklave anzugreifen«, sagte sie.
    »Wir können dich nicht verstehen!«, rief eine Stimme über den Platz.
    Will stellte eine Holzkiste auf die oberste Stufe, und Leon half ihr hinauf. Dann erhob Gaia ihre Stimme und ließ sie klar über den Platz erklingen. »Diese Rebellion war nur eine Frage der Zeit! Sie war unausweichlich, seit vor vielen Generationen die ersten Flüchtlinge aus dem Ödland hier Zuflucht suchten und man sie abwies. Man ließ sie vor der Mauer siedeln und warf ihnen ein paar Krumen hin, gerade genug, um zu überleben.« Sie zeigte den Hügel hinauf und holte tief Luft. »Diese Mauer muss weg! Ich kann’s kaum erwarten, das Ding in die Luft zu sprengen.«
    Die Leute brachen in Jubel aus und zogen damit noch mehr Zuhörer an. Die Menschen zwängten sich in die Türen und kletterten auf die Dächer, um Gaia zu sehen. Die Fenster der umliegenden Gebäude wurden aufgestoßen und füllten sich mit erwartungsvollen Gesichtern, die gebannt an ihren Lippen hingen.
    Auf dem Hügel aber hockte drohend die massige Mauer, als machte sie sich bereit, sie mit ihren mächtigen Steinen zu erschlagen. Und auf den Wehrgängen, gerade außer halb ihrer Schussweite, konnte man vor den gleißenden Lichtern der Enklave die Umrisse der Wachen erkennen.
    »Ich hätte nie gedacht, dass sich die Menschen Wharftons einmal so verbünden«, fuhr Gaia fort. »Und wir aus New Sylum sind stolz, an eurer Seite zu stehen. Unsere Schicksale sind eins. Heute Nacht aber, obwohl unsere Sprengsätze bereit sind, habe ich Angst, dass die Menschen, die wir lieben, sterben werden. Ich habe Angst, die Mauer einzureißen, nur um auf der anderen Seite zuschauen zu müssen, wie meine Leute niedergemäht werden, von einer so übermächtigen Streitmacht, dass sie unseren Angriff nicht einmal spürt.«
    Vereinzelt regte sich Protest, doch Gaia hob die Hand.
    »Ich stelle gar nicht unseren Mut in Frage. Oder unsere Entschlossenheit. Aber Mut allein bringt uns keinen Sieg. Wollt ihr denn eure Brüder sterben sehen? Wollt ihr erleben, wie man eure Töchter niedermetzelt?«
    »Sie bringen uns doch so oder so um!«, rief eine wütende Stimme von weiter hinten.
    »Sie nehmen uns das Wasser weg!«, rief eine andere. »Legen wir so viele um, wie wir können!«
    Zustimmende Rufe trugen die Verbitterung weiter über den Platz.
    Sie versuchte nicht, die Rufe zu übertönen, sondern hob bloß die Hand und wartete geduldig und selbstbewusst, bis wieder Ruhe einkehrte.
    »Wir werden kämpfen«, sagte sie eindringlich. »Wir wer den kämpfen – doch nur als letztes Mittel. Erst, wenn sie uns keine andere Wahl mehr lassen. Noch haben wir Hoffnung. Wir wollen, dass es Frieden gibt zwischen ihnen und uns.«
    »Den werden sie uns nie geben!«, erklang eine andere wütende Stimme.
    Derek trat vor. »Hört sie an. Gaia hat uns in ein paar Tagen weiter gebracht, als ich mein Leben lang für möglich gehalten hätte. Oder ist euch das etwa nicht aufgefallen? Dafür hat sie etwas mehr Respekt verdient.«
    Da erhob sich die Stimme einer Frau über das Stimmengewirr. »Rede weiter!«, rief sie. »Wir hören dir zu.«
    »Wir werden Folgendes tun«, sagte Gaia. »Wir sprengen die Mauer. Dafür haben wir bereits Bomben an drei kritischen Stellen platziert. Das ist der einfache Teil. Sobald sich dann der Staub gelegt hat, legen wir unsere Waffen nie der und gehen rein. Wir versammeln die Freunde, die wir drinnen haben, und marschieren gemeinsam friedlich zur Bastion.«
    Die Reaktion darauf reichte von Belustigung über Unglauben bis zu entschiedener Ablehnung.
    »Sie werden uns einfach erschießen«, widersprach Bill. »Das ist doch sonnenklar.«
    Gaia wandte sich ihm zu. »Und worin unterscheidet sich das von ihrer Reaktion, wenn wir bewaffnet

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