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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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zehn verließen alle Männer aus Wharfton, die bei der Stadtwache arbeiteten, ihre Posten und gingen nach Hause.
    Um halb elf erschütterte eine Explosion in der Mycoproteinfabrik die Stadt. Sie war weithin zu hören.
    »Jetzt sind es noch vier«, sagte Leon.
    »Wo wird die letzte Bombe explodieren? Die gefährlichste? Und wann?«
    Doch Leon wollte es ihr nicht sagen.
    »Ich unterstütze deinen Plan doch«, erinnerte sie ihn. »Also weih mich auch ein.«
    »Bitte tu mir den Gefallen, und vertrau mir einfach.«
    Nun rechnete Gaia jede Sekunde damit, dass sich eine weitere Explosion ereignete, und sie konnte sich denken, dass das Warten für die Menschen in der Enklave noch viel schlimmer war. In einem Countdown mit ungewissem Ende konnte jede Sekunde die letzte sein.
    Um elf erreichte Gaia eine Botschaft des Protektors:
    Schwester Stone,
    liefere die Terroristen und alle ihre Helfershelfer aus.
    Wenn die Anschläge nicht umgehend aufhören, werden wir Vergeltung üben.
    Gez. Miles Quarry,
    Protektor
    Sie antwortete darauf:
    Mein Protektor,
    solange wir nicht das Wasser bekommen, das Ihr uns versprochen habt, wird es weitere Bomben geben.
    Gaia Stone,
    Matrarch New Sylums
    Dann befahl sie ihren Bogenschützen, Position auf den Dächern zu beziehen und sich auf einen Angriff vorzubereiten, und die Bürger Wharftons nahmen ihre Messer und Äxte, bereit, ihre Familien zu verteidigen.
    Um zwölf gab es eine weitere Verlautbarung des Protektors über den Tvaltar: Jeder, der der Enklave treu ergeben war, solle sie umgehend durch das Südtor betreten, wo ihm Schutz und Gastfreundschaft gewiss seien. Niemand nahm das Angebot an.
    Um halb eins wurde die Stromversorgung abgeschaltet, was auch das Ende der Verlautbarungen bedeutete. Das Südtor wurde geschlossen und verriegelt. Dann verdreifachte man die Wachen auf dem Wehrgang, sodass man allerorten die Gewehre in der Sonne blitzen sehen konnte.
    Die Belagerung hatte begonnen.

19 Belagerung
    Die Nerven der Menschen vor der Mauer waren zum Zerreißen gespannt. Jeden Moment konnte der erste Angriff kommen. Die Verteidiger hatten sich hinter ihren Barrikaden verschanzt, wütend, ungeduldig und gerade so organisiert wie nötig. Bauern, Handwerker und Händler – alle waren sie nun Krieger geworden, und Boten flitzten von Stellung zu Stellung. Während die Stunden verstrichen, nutzte Gaia die Zeit, etwas mehr Struktur in ihre Rebellen zu bekommen. Für jeden der sechs Sektoren Wharftons bestimmte sie einen Anführer, der sich wiederum mehrere Adjutanten wählte. So bildeten sich eine Befehlskette und ein effizienteres Kommunikationsnetz heraus. Niemand war zu jung oder zu alt, um zu helfen, und so wich das Chaos der zähen Entschlossenheit von Abertausenden Menschen, die ein gemeinsames Ziel teilten: die Unterdrückung durch die Enklave ein für alle Mal zu beenden.
    »Wieso greift er nicht an?«, fragte sie Leon, als es wieder Abend wurde. Sie stand auf den Stufen des Tvaltars, den sie in ihr Hauptquartier verwandelt hatten, und studierte die Gesichter der Wachen auf der Mauer durch ihr Fernglas.
    »Ich bin mir nicht sicher. Wollen tut er es bestimmt. Vielleicht streitet er noch mit Genevieve oder Rhodeski.«
    »Er weiß genau, dass er bloß zu warten braucht, bis uns das Wasser ausgeht«, sagte Derek. »Genauso hat er es schon einmal gemacht. Er hat alle Zeit der Welt.«
    Gaia senkte das Fernglas. »Diesmal nicht.«
    Es gab da eine Mauer, die sie sprengen wollte.
    Pyrho hatte ihr geraten, sich auf drei Stellen zu konzentrieren, die sich besonders dafür eigneten: das Bewässerungsrohr; das mittlerweile ausgebesserte Schmugglerloch, das Gaia benutzt hatte, als sie sich vor langer Zeit zum ersten Mal in die Enklave geschlichen hatte; und das Südtor selbst. Bis in den Abend hinein arbeitete Pyrho geduldig und konzentriert an seinen Sprengsätzen, die er mit dem Ammoniumnitrat aus landwirtschaftlichen Düngemitteln herstellte.
    Dunkelheit legte sich über Wharfton. Die ohnehin schon wenigen Straßenlaternen, die es hier gab, spendeten kein Licht, und die Bogenschützen schossen auch die Flutlichter an der Mauer aus. Im Inneren des weitläufigen Tvaltars waren Fackeln entfacht worden, in deren Schein die Rebellen auf dem abschüssigen Boden ihre Waffen ausbesserten und ihre Strategie diskutierten. Die Sitzbänke hatten sie auf die Seite geräumt, und die Leinwand an der hinteren Wand wirkte grau und bedrohlich.
    »Die Sprengsätze sind jetzt fertig«, verkündete Pyrho.
    Gaia stand

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