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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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und Leon angelegt. Irgendwo schrie wieder das Baby, oder vielleicht hatte es auch nie damit aufgehört. Aus den Trümmern hörte man jemanden vor Schmerz stöhnen.
    »Geht ihr helfen«, sagte Gaia zu Derek und Will.
    Ohne zu zögern eilten sie zu der Frau und halfen ihr, Steine und Geröll von dem Verschütteten zu räumen.
    Gaias Wange schmerzte noch von dem Schlag, und ihr Herz raste vor Furcht. Doch als sie nach Leons Hand griff und die Stimme erhob, klang sie ganz ruhig und klar. »Wir gehen jetzt zur Bastion«, sagte sie zu Sergeant Burke. »Verstehst du?«
    Burke hob wieder das Gewehr. »Wir eskortieren euch.« Er ließ den Lauf seiner Waffe über die Menge wandern. »Ihr anderen, bleibt wo ihr seid!«
    Die Bewohner der Enklave standen wie festgewurzelt. Die Wachen schubsten Gaia und Leon voran, und mit ihnen setzten sich auch die anderen in Bewegung, bis die Soldaten es mit deutlich mehr Menschen zu tun hatten, als sie noch in Schach halten konnten; und so folgte ihnen der riesige Menschenstrom unaufhaltsam. Stumm lief Gaia die inzwischen vertraute Hauptstraße hinauf, Leons gesunde Hand in ihrer, und spürte ihre Angst weiter wachsen, je näher sie dem Bastionsplatz kamen.
    »Alles wird gut«, flüsterte Leon ihr zu. »Denk daran. Sie müssen mit dir verhandeln.«
    »Wie viele deiner Bomben sind noch übrig?«, fragte sie.
    »Jetzt nur noch eine.«
    »Die schlimmste?«
    »Wir haben noch Zeit. Jede Menge sogar. Ich kann sie entschärfen. Hab keine Angst.«
    Der Platz vor der Bastion wurde von Flutlichtern in ein unnatürliches, perlweißes Licht getaucht. Mehr Soldaten, als Gaia je zuvor gesehen hatte, sicherten den Platz, und kaum, dass sie ihn betraten, wurden Gaia und Leon von den anderen Aufständischen getrennt. Gaias Freunde protestierten wütend und versuchten sie vor dem Zugriff der Wachen zu schützen, doch die Soldaten schlugen sie zurück. So musste sie mit ansehen, wie ihre Leute auf der Mitte des Platzes zusammengetrieben und hinter einer Reihe von Barrikaden im Schatten des Obelisken eingepfercht wurden.
    Sie versuchte, in Leons Nähe zu bleiben, doch am Eingang zum Gefängnis überwältigten ihn die Wachen und schleppten ihn voran.
    »Leon!«
    »Tut ihr nichts!«, rief er noch.
    Im nächsten Moment war er im Inneren des Gefängnisses verschwunden. Panisch suchte Gaia nach Marquez, doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Sergeant Burke packte sie am Haaransatz und riss sie mit sich. »Ich will, dass du für deine Verbrechen bezahlst! Gehängt werden wäre noch zu milde für dich.«
    Sie krümmte sich vor Schmerz. »Ich muss mit dem Protektor reden …«
    Da schlug er ihr so fest in den Magen, dass ihr die Luft wegblieb und sie stolperte.
    »Das ist für Ian«, sagte er. »Ich würde dir persönlich die Kehle durchschneiden, wenn sie mich ließen. Wie viele hast du heute noch getötet? Weißt du das überhaupt?«
    Er stieß sie vorwärts, in die Arme mehrerer Wachen. Gaia kämpfte gegen sie an und stemmte die Füße in den Boden, doch die Männer hoben sie einfach hoch und schleppten sie trotz aller Gegenwehr Flur auf Flur und Treppe um Treppe hinab, bis sie um eine Ecke bogen und sie vor sich die dunkle, schwere Tür von Zelle V erblickte.

20 Das Ferkel
    Im Gegensatz zum letzten Mal, als nur schwaches Abendlicht durch die vergitterten Fenster unter der Decke gefallen war, wurde Zelle V nun von zwei schirmlosen Lampen in den Ecken erhellt. Der Boden war diesmal trocken, und die langen Ketten und die Peitsche waren verschwunden. Stattdessen beherrschte ein schwerer Stuhl auf einem Sockel die Mitte des Raums und verdeckte den Abfluss. Ihm gegenüber, zwischen den Lampen, stand ein schmaler Schreibtisch. Vom Rücken des Stuhls verlief ein Draht bis zum Tisch. Als die Wachen Gaia näherzerrten, sah sie auch die Fesseln an der Rückenlehne und den Armlehnen, mit denen man sie wohl fixieren wollte.
    »Ihr könnt mich hier nicht einfach einsperren!« Verzweifelt versuchte sie sich loszureißen. »Ich muss mit dem Protektor reden. Sagt Genevieve, dass ich hier bin!«
    Die Wachen packten ihre Arme, stießen sie auf den Stuhl und banden sie fest. Sie trat, so fest sie konnte, und traf einen der Soldaten am Schienbein. Er aber bückte sich ungerührt und fesselte auch ihre Füße.
    »Das könnt ihr nicht tun!« Sie blickte sich um und entdeckte die kleine Kamera in der oberen Ecke. »Lasst mich gehen!«, rief sie in Richtung der Kamera. »Wir kamen in Frieden! Hört ihr mich? Miles Quarry! Wir wollen das

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