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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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vergessen und die Questoren entmachten sollte.
    Das würde er natürlich nicht tun. Denn Rael war trotz seiner unbestreitbaren Tugenden ein Gefangener der Traditionen, durch einen Ehrenkodex an sie gekettet, der mit den Flutwellen untergegangen war, die ihr Heimatland zerstört hatten. Er hätte sich selbst zum Avatar Primu ausrufen sollen. Dann wären die Zukunftsaussichten vielleicht etwas weniger düster gewesen.
    Viruk ritt auf einen Hügelkamm und blickte von dort auf das befestigte Dorf Pacepta hinab. Die Banditen hatten es links liegen lassen, um stattdessen einsame Gehöfte zu überfallen. Viruk war jetzt hungrig und beschloss, hinabzureiten und etwas zu essen.
    Der Wachposten über dem Tor wirkte zwar ängstlich, als sich der Avatar näherte, machte jedoch keine feindseligen Bewegungen. » Was willst du?«, schrie er hinunter.
    Viruk zügelte sein Pferd und hob seinen Zhi-Bogen. Dann ritt er ein Stück näher. » Ich gebe dir noch eine Chance, diese Frage angemessen zu stellen«, erklärte er dem jungen Mann. » Wenn du das nicht tust, töte ich dich.«
    » Ich bitte tausendmal um Vergebung, Ser«, erwiderte der Jüngling. » Meine Augen sind nicht gut. Ich habe nicht gesehen, das Ihr ein… Herr seid.«
    » Öffne das Tor, Dummkopf«, erwiderte Viruk. Der Jüngling schrie jemandem hinter den Palisaden einen Befehl zu, und die dicken Holztore wurden hochgezogen. Viruk ritt hindurch. Die Gebäude der Ortschaft waren verwahrlost, und es gab keine Taverne. Er ritt zu dem größten der Häuser in der Nähe, schwang sich aus dem Sattel, ging zur Eingangstür, machte sie auf und trat ein. An einem langen Tisch saß ein korpulenter Mann vor einer großen Schüssel mit dampfender Suppe. Der Mann hielt einen Kanten Brot in der Hand und wollte ihn gerade in die Suppe tunken, als Viruk hereinkam. Der Mann blinzelte hektisch, als er den Avatar erblickte. Er ließ das Brot fallen und stand hastig auf. Hinter ihm polterte sein Stuhl auf den Boden. Eine ältliche Frau kniete am Feuer und rührte mit einem Holzlöffel in einem Kessel mit Suppe. Sie erhob sich nicht, sondern verbeugte sich auf den Knien.
    » Willkommen, Herr«, sagte der Mann und zwang sich zu einem Lächeln.
    » Du hast Brot zwischen den Zähnen«, tadelte ihn Viruk, hob den Stuhl auf und setzte sich an den Tisch. » Bring mir etwas zu essen«, befahl er der Frau.
    Der Mann hastete in den hinteren Teil des Hauses und kehrte mit einem halben Laib frisch gebackenen Brotes und einer Schale Butter zurück. Die Frau löffelte Suppe in einen irdenen Napf und stellte ihn vor Viruk auf den Tisch. Dann standen die beiden Vagaren schweigend daneben, während der Avatar aß. Schließlich lehnte sich Viruk zurück. » Habt ihr Wein?«, erkundigte er sich.
    » Ich hole welchen, Herr«, sagte die alte Frau und eilte aus dem Haus.
    Viruk betrachtete den massigen Mann. Er hatte keinen Bart, war kahlköpfig, und sein Bauch wölbte sich über das Seil, das seine Hose aus Segeltuch hielt.
    » Wann sind diese Banditen hier vorbeigekommen?«, fragte er den Mann.
    » Gestern Morgen, Herr.«
    » Sie sind jetzt tot«, bemerkte Viruk. Er beugte sich vor, nahm das letzte Stück Brot und tunkte es in die Reste der Suppe. Nachdem er aufgegessen hatte, sah er noch einmal zu dem Mann hoch. » Als ich in euer Dorf geritten bin, habe ich gesehen, dass ihr nur noch zwei Planwagen habt. Eine Ortschaft wie eure, welche die Städte mit Lebensmitteln versorgt, sollte doch eigentlich mehr haben, oder?«
    » Die Banditen haben fünf Wagen gestohlen, Herr.«
    » Die Wagen standen außerhalb der Palisaden?«
    Der Mann wurde bleich. Viruk sah, dass er mit dem Gedanken spielte, ihn anzulügen, und lächelte ihn kalt an. Im selben Augenblick verschwand jeder Gedanke an eine Lüge aus dem Kopf des Mannes. » Nein, Herr. Sie haben die Karren verlangt, und wir haben sie ihnen gegeben.«
    » Ah. Und auf wessen Befehl?«
    » Auf den unseres Dorfältesten, Shalik. Er hat gesagt, fünf Wagen wären ein geringer Preis für unser Leben.«
    » Das hat er gesagt, hm? Schaff ihn her.«
    » Ja, Herr. Er hatte nur das Wohl der Einwohner im Sinn, Herr.«
    » Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Viruk liebenswürdig. » Hol ihn.«
    Die Frau kehrte mit einem Krug Wein zurück. Viruk kostete ihn. Es war billiger, junger Wein, der bemerkenswert sauer schmeckte. Dann sah er die Frau an und befahl ihr, draußen zu warten.
    Als sie hinausging, kam der große Mann wieder herein. Ihm folgte ein ältlicher Mann in einer

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