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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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bereits seit drei Monaten litt, ihre Chancen nicht ruinierten, diesen bösen Mann zu besänftigen.
    Ihr Vater hatte sie für diese widerliche Mission ausgesucht, weil sie vor zwei Jahren kurz verheiratet gewesen war. Er fand, dass seine verwitwete Tochter eine Vergewaltigung leichter ertragen könnte. Welch schlichten Gemüts Männer doch sind, dachte sie. Wie wenig sie die Natur einer solchen Gewalttat begreifen.
    Aber sie hatte ihn nicht kritisiert. Mit zweiundzwanzig Jahren konnte Sofarita in den Gesichtern von Männern lesen, und sie sah die schreckliche Furcht in Bekar und seine große Sehnsucht. Er war zum Dorfältesten ernannt worden, und das, so glaubte er, würde seiner Familie Wohlstand und Sicherheit bringen. Doch letztlich hing alles von der Willfährigkeit seiner Tochter ab.
    Sofarita hielt ihn für ausgesprochen kurzsichtig. Es war wenig Wohlstand zu erwarten und noch viel weniger Sicherheit für den Dorfältesten von Pacepta. Sie lagen viel zu dicht an der Grenze des Gebietes der Erek-jhip-zhonad, und schon bald würden andere Banditen kommen, gefolgt von Siedlern, die entweder die Dorfbewohner töten oder sie von ihren Ländereien vertreiben würden. Die Avatar würden ausgelöscht werden, das wusste jeder. Selbst das leise Flüstern des vom Wind gestreichelten Getreides verkündete diese Gewissheit. Man hörte es im Flattern der Spatzen. Aber trotzdem konnte diese Avatar-Bestie in ihrem Todeskampf den Vagaren großen Schaden zufügen.
    Die Avatar-Bestie…
    Sie hob den Blick und sah den Mann an. Er sah gut aus; sein blondes Haar war vorn und an den Seiten kurz geschnittenen und hinten lang. An den Schläfen hatte er es himmelblau gefärbt. Er lächelte und winkte sie zu sich. Es war ein anmutiges Lächeln, herzlich und voller Freundschaft. Doch andererseits, dachte Sofarita, trüge das Böse eine hässliche Visage, würde sich ihm niemand hingeben.
    » Erzähl mir etwas von dir«, sagte er. Er hatte eine helle Stimme, die dennoch männlich klang. Es war die Stimme eines Barden oder Bänkelsängers. Sie sah ihm in die fahlen grauen Augen und suchte nach Anzeichen dieses eiskalten Killers, der er war. Sie fand nichts. Das Grauen lag unter der Haut, hinter diesen Augen.
    » Ich bin eine Witwe, Herr«, sagte sie und wich seinem Blick aus.
    » Das ist deine ganze Lebensgeschichte? Wie trostlos. Hat dein Ehemann dich denn vor seinem Tod gelehrt, eine gute Geliebte zu sein?«
    Wut flammte in ihr auf, aber sie unterdrückte sie, obwohl ihre Wangen brannten. Plötzlich hustete sie, und die Krämpfe schüttelten ihre ganze Gestalt. Galle und Blut sammelten sich in ihrem Mund, aber sie schluckte beides herunter.
    » Habe ich dein vagarisches Zartgefühl verletzt?«, erkundigte er sich. » Wenn ja, entschuldige ich mich dafür. Jetzt schließ die Tür und zeig mit deinen Körper.«
    Während sie gehorchte, dachte sie über seine Frage nach. Hatte Veris sie gelehrt, eine gute Geliebte zu sein? Brauchte eine Frau einen Mann, der ihr zeigte, wie man Liebe machte? Andererseits, überlegte sie, meinte dieser Avatar nicht, was er sagte. Für einen Mann ist eine gute Geliebte eine Person, die ihm großes Vergnügen schenkt. Veris hatte sie nicht zu einer guten Geliebten gemacht, sondern er war ein guter Liebhaber gewesen. Allerdings glaubte sie kaum, dass dieser Avatar das je verstehen würde. Sofarita hatte die Tür geschlossen, drehte sich jetzt um und ließ den Schal zu Boden fallen. Darunter trug sie ein einfaches Kleid aus weißer Wolle, das über der Brust von silbernen Bändern zusammengehalten wurde. Sie machte sich daran, die Bänder zu lösen. Der Avatar stand auf und trat geschmeidig vor sie. Er packte mit seinen schlanken Fingern ihre Hände und schob sie von den Bändern weg. Dann öffnete er das Kleid, streifte es ihr über die Schultern und ließ es auf den Lehmboden fallen.
    Mit der rechten Hand strich er ihr über den Bauch. » Du hast keine Kinder geboren«, sagte er. » Wie lange warst du verheiratet?«
    » Drei Monate.«
    » Folge mir«, sagte er und ging in den hinteren Teil des Hauses ins Schlafzimmer. Das Bett bestand aus geschnitztem Holz, die Matratze lag auf einem Lattenrost. Er zog die Decken zurück und kniete sich neben das Bett. Sofarita schoss der verrückte Gedanke durch den Kopf, dass er möglicherweise betete. Dann stand er auf. » Keine Wanzen, soweit ich sehe«, stellte er fest. Dann drehte er sich zu ihr herum und versetzte ihr eine Ohrfeige. Es war kein harter Schlag, aber ihre

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