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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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Sadau machte den Fehler, ihm zu erzählen, was geschehen war. Natürlich ließ er sich von ihm Geheimhaltung schwören. Bedauerlicherweise erzählte Oris das seiner Frau, der er ebenfalls das Gelübde abgenommen hatte, nichts zu verraten. Am Ende des Tages wussten alle Dorfbewohner davon. Allerdings waren sie durch einen heiligen Schwur zu strengstem Stillschweigen verpflichtet. Der Letzte, der es hörte, war der Korporal der Wache, der die Geschichte sofort seinem Hauptmann meldete.
    Im Morgengrauen des folgenden Tages tauchten vier Soldaten des Königs vor Sadaus Haus auf. Sie trugen rote, mit Goldfäden durchwirkte Roben, lange Schwerter und Schilde aus geflochtenen Weiden. Sie zerrten den kleinen Töpfer aus seinem Bett und schleppten ihn zum Palast.
    Sadau war noch nie im Palast gewesen und hatte auch den König nur von weitem gesehen, als der im Schwanenboot zur Zeit der Frühlingsfluten über den Luan geglitten war.
    Die Soldaten schwiegen, während sie marschierten. Sadau trottete zwischen ihnen her und blickte ab und zu in die ernsten Gesichter seiner Wächter. » Ich habe nichts Unrechtes getan«, sagte er. Sie reagierten nicht.
    Der Rote Palast erhob sich vor ihm. Riesige, konische Säulen aus Sandstein umgaben das Gebäude, das aus gebrannten Ziegeln aus dem roten Lehm des oberen Luan erbaut war. Es gab keine Statuen im Palast, obwohl Ammon angeblich zwei vergoldete Büsten von sich selbst in der Stadt Egaru in Auftrag gegeben hatte. Sadau jedoch dachte nicht an Statuen, als die Soldaten vor den riesigen Doppeltüren des Haupteingangs stehen blieben.
    Zwei Leibgardisten des Königs kamen die Treppe herunter und nahmen den kleinen Töpfer in Empfang. Es waren stämmige Männer, gekleidet in Tuniken aus schwarzer Seide, über denen sie bronzene Brustpanzer trugen. Auf den Köpfen hatten sie lange, schwarze, konisch geformte Kappen aus lackierter Seide, auf denen ein silberner Stern prangte.
    Sadau wurde die Treppe hinauf und durch die Türen geführt. Im Innern des Palastes brannten Laternen in ehernen Haltern an den bemalten Wänden, und Dutzende von Lakaien huschten zielstrebig durch die große Halle. Adelige lagen auf niedrigen Sofas oder saßen auf Kissen, und der Boden war mit eleganten Teppichen bedeckt. Am anderen Ende der Halle stand ein goldener Thron, flankiert von zwei lebensgroßen, vergoldeten Statuen, die Ammon darstellten; er selbst stand aufrecht daneben, die Arme vor der Brust verschränkt, und trug einen strengen Ausdruck auf seinem androgynen Gesicht zur Schau.
    Die Leibgardisten zogen Sadau vor den leeren Thron und stießen ihn dort auf die Knie. Er blickte hinauf zu den Statuen und suchte nach einem Anzeichen von Freundlichkeit in den Gesichtszügen.
    Ein schlanker junger Mann ging durch die Halle und setzte sich auf den Thron. Sadau blinzelte; sein Blick zuckte zu den Statuen und dann wieder zurück zu dem jungen Mann. Die Ähnlichkeit war unübersehbar. Sadau sah dem Mann ins Gesicht. Es war auf seltsame Weise schön. Die Wimpern waren mit schwarzbraunem Ocker dunkel gefärbt, die Lider waren mit Gold bestreut. Das Haar des jungen Mannes war dunkel und lang, die Schläfen waren kurz rasiert und mit Gold gefärbt.
    » Du hast eine Botschaft für mich?«, fragte er. Seine Stimme klang hell. Sadau blickte in seine violetten Augen und fröstelte vor Furcht.
    » Ich hatte zu viel Angst, um sie Euch zu überbringen, Herr«, gab er zu. Seine Stimme brach.
    » Dann überbringe sie jetzt.«
    Sadau schloss die Augen. » Der Avatar sagte, ich sollte Euch sagen, dass Ihr seine Ländereien nicht mehr überfallen sollt.«
    » Seine genauen Worte, Töpfer. Ich will seine genauen Worte hören.«
    Sadaus Magen brannte, und bittere Galle stieg ihm in die Kehle. Er schluckte schwer. » Er sagte, wenn Ihr noch einmal seine Ländereien überfallen würdet, würde er… würde er…«
    » Sprich weiter.«
    » …in die Hütte reiten, die Ihr Palast schimpft, würde Euch Eure Eingeweide herausschneiden und Euch zwingen, sie zu… essen.«
    Zu seiner Überraschung lachte der König; es war ein volltönendes, lebendiges Lachen. Der Töpfer öffnete verwirrt die Augen. Der König erhob sich vom Thron und ging zu der Stelle, wo der Töpfer kniete. » Und der Kopf meines Bruders?«, erkundigte er sich.
    » Ich habe ihn in den Luan geworfen.«
    » Und wie, denkst du, sollte ich dich bestrafen, kleiner Mann?«, erkundigte sich der König. Er stand jetzt so dicht an dem Töpfer, dass Sadau das Jasminparfum riechen

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