Der Weg der Helden
viel Sonne.«
Der Gärtner nickte. » Sie hatten genug Schatten, bis der Wacholder abgestorben ist. Wir müssen ein Spalier nach Westen bauen, mit einer rasch wachsenden Pflanze, damit die Trauerweide in Ruhe Fuß fassen kann. Was hältst du von Jasmin?«
» Ein Spalier ist eine gute Idee, Herr. Allerdings würde ich die gelbe Clematis als Kletterpflanze bevorzugen. Aber ich glaube, Ihr setzt zu viel Vertrauen in die Trauerweide. Solche Bäume mögen magere Böden wie diesen nicht.«
» Ein Garten braucht Bäume. Sie heben den Blick und den Geist, und zudem fügen Sie Tiefe und Schatten hinzu. Die Zypressen wachsen hier jedenfalls ziemlich gut.«
» Das tun sie allerdings, Herr, aber Ihr habt auch ein Vermögen für die Bewässerung ausgegeben. Ohne Wasser würden sie innerhalb eines Monats vertrocknen.«
Der Gärtner lachte. » Wofür wäre Geld sonst nutze? Es ist dafür da, um ausgegeben zu werden. Ein Garten ist etwas Schönes, und es erfreut die Quelle.«
» Da wir gerade von Geld reden, Herr, die Sumpfdotterblumen werden morgen hier sein. Es scheint, dass die meisten die Reise überlebt haben.«
» Hervorragend. Genau das braucht der Teich auf der anderen Seite, Kale. Einen Tupfer Gold. Merk dir, dass sie unmittelbar über dem Rand des Wassers gepflanzt werden sollten und die Erde ständig feucht gehalten werden muss.«
» Ich habe noch nie eine Sumpfdotterblume gesehen, Herr«, erwiderte Kale. » Ich weiß nicht, wie man sie pflegen muss.«
Der Gärtner lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. » Das wirst du lernen, Kale. Und wenn sie eingehen, kaufe ich neue. Irgendwann kriegen wir sie schon hin.«
Ein Neuankömmling näherte sich über den Pfad. Kale entfernte sich mit einer Verbeugung, als der Avatar näher kam. » Eure Gärten sind ein steter Quell der Freude, Viruk«, begrüßte ihn der Questor General. » So viele Farben und Düfte.«
Die Anspannung kehrte zurück, und der Gärtner trat in den Hintergrund. Jetzt wischte sich Viruk der Krieger die trockene Erde von den Händen und führte den General zu einer Sitzgruppe mit bequemen Stühlen, die unter einem Baldachin aus Kletterpflanzen aufgebaut war. Im Schatten war es kühl. » Welchem Umstand verdanke ich die Freude Eures Besuchs, Cousin?«, erkundigte er sich, setzte seinen Strohhut ab und warf ihn auf den Boden.
» Ammon bildet eine reguläre Armee aus. Meine Spione berichten mir, dass die Soldaten sehr diszipliniert und zäh sind.«
» Wie groß ist die Truppe?«
» Es sind fünftausend Männer, aufgeteilt in fünfzig Gruppen mit jeweils einhundert Kriegern. Jeder Soldat hat einen ehernen Brustpanzer und einen entsprechenden Helm und dazu einen mit Bronze verstärkten Schild aus Hartholz. Die meisten sind mit Kurzschwertern bewaffnet, obwohl die Kämpfer in der ersten Reihe vier Meter lange Speere benutzen.«
» Eine interessante Entwicklung«, entgegnete Viruk. » Wollt Ihr, das ich Ammon töte?«
» Nein. Möglicherweise brauchen wir diese Armee.«
Viruk lachte. » Glaubt Ihr tatsächlich, dass die Schlammleute an unserer Seite kämpfen würden?«
» Tun sie es nicht, werden sie von den Neuankömmlingen entweder unterworfen oder ausgelöscht.«
» Ihr fürchtet, dass sie so stark sein werden?«
Rael lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rieb sich die müden Augen. » Wir haben hier mit nur fünfhundert Avatar die Kontrolle aufrechterhalten. Die Neuankömmlinge und ihre großen Städte haben überlebt. Es wird Tausende von ihnen geben, Viruk. Die Quelle allein mag wissen, was für eine Art Waffen sie besitzen.«
» Was also soll ich für Euch tun?«
» Geht zu Ammon. Sagt ihm, was geschehen ist. Versichert ihm, dass wir den Erek-jhip-zhonad helfen, so gut wir können, falls sie angegriffen werden. Aber bittet ihn nicht um seine Hilfe. Wir dürfen keine Schwächen zeigen. Wenn er sie allerdings anbietet, dann nehmt sie wohlwollend an.«
» Sollte nicht lieber ein Questor diese… diplomatische Mission übernehmen, Cousin? Ich bin kein guter Botschafter. Ich würde diesem Wilden ebenso gern die Kehle durchschneiden, wie ich mit ihm zu Abend speise.«
» Aus diesem Grund seit Ihr der beste Mann für diese Aufgabe, Viruk. Ammon kennt Euch und weiß von Euren Fähigkeiten. Er wird sehr misstrauisch sein, aber er wird zuhören. Ich habe ihn sehr genau beobachtet, seit er König geworden ist. Er ist weit stärker als sein Vater und erheblich klüger als jeder Stammeshäuptling, mit dem wir es bisher zu tun gehabt haben. Er
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