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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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verkleidet. Landschaftsgärten umgaben dieses alte Haus ringsum, und ein umgeleiteter Bach plätscherte jetzt über Terrassen, die mit weißen Granitblöcken und bunten Kieseln geschmückt waren. Bäume wuchsen überall, und die Luft war vom Duft des Jasmins erfüllt.
    Mejana saß auf einer Holzbank und hatte einen hellblauen Schal über das trotz seiner Weite elegante weiße Gewand geschlungen, dass ihre massige Gestalt umhüllte. Goldene Bänder funkelten an ihren Handgelenken, und an jedem Finger schimmerte einen Goldring. Dazu trug sie ein goldenes Band um ihren Hals. Neben ihr saß Boru, Ammons Agent.
    » Du kannst nicht hierbleiben, Mejana. Sie wird Avatar-Soldaten hierherführen.«
    » Wohin sollte ich denn gehen?«, antwortete die Frau, die um die fünfzig Jahre alt war. » Außerdem, hätte sie mich ergreifen lassen wollen, hätte sie meine Männer festgehalten. Nein. Ich werde sie empfangen.«
    » Ich darf nicht mehr hier sein, wenn sie eintrifft«, erklärte Boru und sah in den Himmel empor. Die Sonne stand fast in ihrem Zenit. Der stämmige Mann stand auf und beugte sich vor, um die dicke Frau auf die Wange zu küssen. Dabei zog er einen Dolch aus einer Scheide auf seinem Rücken und stieß ihn ihr in die Brust. Stöhnend sackte sie auf der Bank zurück. » Es tut mir leid, Mistress«, behauptete er. » Aber ich darf nicht riskieren, dass du gefangen genommen wirst.« Er zog das Messer aus ihrer Brust und säuberte die Klinge am Schal der sterbenden Frau. Dann verließ er den Garten.
    Mejana sackte zur Seite und fiel schließlich von der Bank. Sie lag jetzt auf dem Rücken und blickte in den klaren blauen Himmel hinauf. Drei Möwen flogen hoch über ihrem Kopf vorbei, und sie sah zu, wie sie abdrehten und wieder aufs Meer hinausflogen. Die Wunde schmerzte nicht sonderlich, aber sie fühlte, wie ihre Gedanken mehr und mehr verschwammen und sie sich nicht mehr konzentrieren konnte.
    Sie hatte immer gewusst, dass ihr Leben auf dem Spiel stand, sobald sie sich gegen die mächtigen Avatar stellte. Aber sie hätte sich niemals träumen lassen, dass der tödliche Hieb von einem Verbündeten kommen würde. In diesem Augenblick wusste sie mit absoluter Sicherheit, dass die Erek-jhip-zhonad niemals wahre Verbündete gewesen waren. Man hat mich benutzt, dachte sie traurig. Bilder drängten sich in ihren Kopf, wetteiferten miteinander. Ihr Enkel Pendar, ihr Neffe Baj, ihre Tochter Lari. Sie war so wunderschön. Lari war vor zweiundvierzig Jahren zum Kristallbad verurteilt worden, weil sie das Verbrechen begangen hatte, einen Avatar zu lieben. Einer ihrer Zwillinge war ebenfalls ermordet worden. Pendar war diesem Schicksal entgangen, weil er krank gewesen war und im Haus einer Nachbarin gelegen hatte. Die Avatar hatten Lari nicht getötet, sondern ihr ihre Jugend geraubt und sie noch am selben Tag als altes, welkes Weib entlassen. Das war hart gewesen, sehr hart. Und es widersprach so entsetzlich dem Lauf und Wirken der Natur. Mejana war damals Ende dreißig gewesen, immer noch attraktiv und geschmeidig. Und pflegte ihre alte, fast senile Tochter. Mejana hatte ihr ganzes, nicht unbeträchtliches Vermögen dafür aufgewendet zu versuchen, diese letzten Jahre zurückzukaufen. Sie hatte Beamte bestochen, Geschenke geschickt, sogar eine Petition beim Questor General eingereicht. Sie hatte gebettelt und gefleht, dass man Lari eine zweite Chance gab zu leben. Vergeblich. Schließlich war Lari gestorben.
    Mejana stöhnte. Jetzt empfand sie Schmerzen. Die Wunde in ihrer Brust brannte heiß und stechend, und Mejana spürte, wie sich tief in ihrem Körper ihre Lungen mit Blut füllten. Es fiel ihr immer schwerer zu atmen. Sie lag ganz ruhig da und dachte erneut an Lari. Nach der Beerdigung war Mejana untröstlich gewesen. Sie hatte tagelang in ihrem Haus gesessen, keine Feste für reiche Vagaren organisiert, keine Audienzen arrangiert. Ihre Mädchen waren zu ihr gekommen und hatten sie um die Erlaubnis bestürmt, arbeiten zu dürfen.
    Allmählich war ihre Trauer in Wut umgeschlagen, dann in weißglühenden Zorn. Und schließlich war sie zu einem kalten, unerbittlichen Hass abgekühlt. Die Avatar waren der Feind. Mejana wusste, dass sie den Rest ihres Lebens dafür verwenden würde, sie zu stürzen. Als ihr dieser Gedanke einmal gekommen war, richtete er sich in ihr ein. Sie beauftragte Handwerker, das Haus umzubauen. Die zwanzig Räume, die ihre Gesellschafterinnen nutzten, wurden ein wenig kleiner, so dass schmale Gänge

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