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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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uns jede Woche an denselben beiden Tagen, Herr. Ich weiß das wie auch alle meine Gesellschafter. Am Ende der Straße wartet eine Kutsche auf ihn. Das ist ein Fußweg von vielleicht einer halben Meile. Sein Fahrer muss es wissen, so wie jeder andere, der ihn gehen sah. Ist ihm etwas zugestoßen?«
    » Davon gehe ich aus«, antwortete Viruk unbeschwert. » Er war ein Schwätzer und ein Angeber. Niemand wird ihn vermissen. Trotzdem war er ein Avatar, und infolgedessen wird die Untersuchung fortgesetzt. Übrigens, wie viel hat er für sein Vergnügen bezahlt?«
    » Fünf Goldstücke, Herr.«
    » Du musst ihn schmerzlich vermissen.«
    » Ich verliere nicht gerne Kunden. Ich dachte schon, er wäre in eine andere Stadt gegangen. Ich weiß, dass er ein Haus in Boria besitzt. Vielleicht ist er dort hingegangen.«
    » Niemand hat ihn gesehen, seit er in dein Bordell gekommen ist. Hast du mit ihm in dieser letzten Nacht gesprochen?«
    » Ja, Herr.«
    » Welchen Eindruck machte er?«
    » Er war immer glücklich hier, Herr. Ich hoffe sehr, dass er das auch bald wieder sein wird.«
    Viruk starrte sie einen Augenblick an. Sie spürte die Intensität seines Blickes und stellte fest, dass ihr Herz panisch hämmerte. » Ich werde den Jungen, mit dem er geschlafen hat, morgen befragen. Schick ihn in das Offiziersgebäude am Militärplatz. Er soll nach mir fragen.«
    » Das werde ich tun, Herr. Aber ich verspreche euch, dass er ein guter Junge ist und dem Questor nichts Böses wollte. Er mag ihn sehr.«
    » Dann hat er nichts zu befürchten.«
    Am Tag darauf wurde der Junge zum Kristalltod verurteilt.
    Mejana stöhnte auf, als der Schmerz erneut in ihrer Brust aufflammte. Sie konnte sich jetzt nicht mehr bewegen, und ihre Lider wurden schwer. Der Tod flüsterte ihr zu wie ein vertrauter Geliebter.
    Als sie erfahren hatte, dass der Junge getötet worden war, war sie in das Lagerhaus gegangen und hatte mithilfe von zwei starken Männern Baliel in einem Fass mit Salzwasser ertränkt. Sie hatte dagestanden und zugesehen, wie er mit den Beinen gezappelt hatte und die Luftblasen aus seinen Lungen aufgestiegen waren. Später hatten sie den Leichnam von der Mole geworfen.
    Sie hörte eine Bewegung im Garten. Eine Hand berührte sie. Hitze fegte durch ihre Brust, und sie schrie auf.
    » Sei still, Mejana, und lass mich dich heilen.«
    Sie öffnete die Augen und sah das Dorfmädchen, das sie zu der Herberge geführt hatte. » Mir ist nicht mehr zu helfen.«
    Das Mädchen lächelte. » Das sehe ich anders.«

Kapitel 20

    In ihren privaten Gemächern streifte Mejana ihre blutgetränkten Kleider ab und trat nackt vor einen mannsgroßen Spiegel. Auf ihrer blassen Haut war keine Wunde zu sehen. Nicht einmal eine Spur war an der Stelle zurückgeblieben, wo das Messer ihre Haut durchbohrt hatte. Ordentlich, wie sie war, trug Mejana ihre blutdurchtränkte Kleidung zu einem Wäschekorb und warf sie hinein. Dann zog sie ein anderes voluminöses Kleid über, diesmal eins aus hellgrünem Leinen. Sie kehrte in ihren Salon zurück und sah das Mädchen an, das am Fenster saß und über die Bucht blickte.
    Mejana hielt inne und betrachtete sie. Äußerlich wirkte sie genauso wie die naive Dorfbewohnerin, die sie in der Stadt aufgegabelt hatte, das schüchterne Mädchen, das sie zu Baj gebracht hatte. Aber etwas an ihr hatte sich verändert. Ihr Gesicht schien zu strahlen, und ihre Bewegungen waren selbstbewusster.
    » Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Sofarita.
    » Besser, als ich erwartet habe. Wie ist es dir gelungen, die Kristalle der Avatar zu beherrschen?«
    » Ich besitze keine Kristalle, Mejana. Diese Macht kommt ganz allein aus mir.«
    » Ich habe nichts davon gespürt, als ich dich das letzte Mal gesehen habe«, erklärte die ältere Frau, ging zu einem großen Sessel, der dem des Mädchens gegenüberstand, und setzte sich.
    » Damals hatte sich die Macht noch nicht manifestiert. Jetzt hat sie es. Alles hat sich verändert.«
    » Und nun dienst du den Avatar?«
    » Nein. Ich diene niemandem.«
    » Und doch lebst du bei Questor Ro und hast ihm das Leben gerettet.«
    » Das habe ich allerdings… und ich würde es auch wieder tun. So wie ich deines gerettet habe.«
    » Meines ist es wert, gerettet zu werden«, erwiderte Mejana. » Ich habe eine Mission, ein Ziel. Ich will mein Volk von der Tyrannei der Avatar befreien.«
    Sofarita schüttelte den Kopf. » Nein, du willst Rache für den Tod deiner Tochter nehmen. Aber deine Motive sind jetzt nicht

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