Der Weg der Helden
war eine Stelle zu sehen, die ihm Deckung bot. Er versuchte sich zu vergegenwärtigen, wo genau am Luan er sich befand und wie viele Siedlungen es an der Grenze gab. Er kam zu dem Schluss, dass er mindestens zehn Meilen von der nächstgelegenen Vagaren-Siedlung entfernt war und fast doppelt so weit von Ammons Hauptstadt. Der Boden stieg langsam an, und Viruk rannte weiter. Er sah gerade noch, wie die Soldaten etwa vierhundert Meter hinter ihm in das Wäldchen eindrangen. Als er die Spitze des Hügels erreichte, blieb er unvermittelt stehen. Der Boden brach jäh ab; er stand an einer Klippe über dem Luan, der etwa siebzig Meter unter ihm vorbeifloss. » Ist ja wirklich entzückend«, knurrte er mürrisch. Hinter ihm knallten Schüsse. Instinktiv duckte er sich und lauschte erneut nach dem Pfeifen des Windes. Diesmal jedoch hörte er nichts, stattdessen spritzte Sand vom Boden hoch, knapp sieben Meter vor ihm. Viruk grinste. Er hob den Zhi-Bogen des Avatar-Soldaten und feuerte dreimal in das Wäldchen. Der erste Schuss traf einen Ast, der in einem Funkenregen explodierte. Der zweite erwischte einen Mann an der Schulter, riss ihm den Arm ab und zerfetzte seine Lunge. Der dritte krachte gegen einen Baumstamm. Feuer loderte aus der Borke, und schwarzer Rauch quoll aus dem Loch.
Die Almecs gingen hinter den Bäumen in Deckung und sprangen gelegentlich vor, um ein anderes Versteck zu finden, das dichter an dem Flüchtigen lag.
Viruk war kein Mann, der leicht in Wut geriet, aber er hatte das Gefühl, dass jetzt eine Ausnahme angebracht wäre. Zehn Avatar waren tot, er hatte kein Pferd mehr und sah sich beinahe dreißig feindlichen Soldaten gegenüber. Hinter ihm lag ein mörderischer Abgrund, an dessen Boden ihn ein steiniges Flussbett erwartete. Zwei Schüsse fegten an ihm vorbei. Mit einem leisen Fluch erhob er sich und rannte am Rand der Klippe entlang, suchte nach einer Möglichkeit hinunterzuklettern. Ein harter Schlag traf ihn oben an der Schulter und zerfetzte seine Haut. Viruk ließ den Bogen des Soldaten fallen und taumelte ein paar Schritte weiter. Die Almecs kamen aus ihren Verstecken hervorgerannt und hoben ihre Feuerstöcke.
Viruk sprang vom Rand der Klippe.
Die Almecs stürmten vor, liefen an den Rand und blickten nach unten. Von dem Mann, den sie verfolgten, war nichts mehr zu sehen. Sie gingen noch eine Weile an der Kante entlang, nahmen dann den Zhi-Bogen vom Boden auf und verschwanden wieder im Wald.
Drei Meter unter ihnen, unter einem schmalen Felsvorsprung, schmiegte sich Viruk an die Klippe und hörte, wie sie weggingen.
» Das war kein guter Tag«, sagte er zu sich. » Er war ganz und gar nicht gut.« Sein Arm schmerzte schrecklich. Er schwang die Beine hoch, landete auf dem Vorsprung, zog den grünen Kristall aus seinem Beutel und hielt ihn an die Wunde. Die Haut heilte beinahe augenblicklich, aber der Knochen darunter war stark verletzt. Der Kragen seines schwarzen Lederwamses war zerrissen. Viruk griff danach und spürte etwas Kleines, Rundes. Er zog es heraus und sah, dass es eine blutverschmierte Bleikugel war.
» Ekelhafte Waffen«, erklärte er. » Sie haben nichts Schönes an sich.« Viruk blieb eine Weile dort sitzen und ließ seine langen Beine über den Vorsprung baumeln. Von hier aus konnte er die roten und goldenen Klippen auf der anderen Seite sehen, die sich gegen den blauen Himmel erhoben. Er betrachtete die Landschaft. Sie war zerklüftet und wunderschön. Es wuchsen zwar nur wenige Blumen hier, aber das blasse Grün der Bäume am Flussufer und die unterschiedlichen goldfarbenen Schattierungen in den Klippen erfreuten sein Auge.
Er kniete sich hin, schob sich an der Felswand entlang und versuchte einen Halt für Hände und Füße zu finden, um wieder hinaufzuklettern. Das war unmöglich, jedenfalls zusammen mit dem Zhi-Bogen, aber er wollte ihn auf keinen Fall zurücklassen. Von seinem Standort aus waren es etwa vier Meter bis zum Rand der Klippe. Viruk beugte sich weit über den Vorsprung hinaus und warf den Zhi-Bogen in einem hohen Bogen in die Luft. Er segelte hoch und landete oben auf der Klippe. Langsam und vorsichtig kletterte er dann hinauf. Seine Schulter pochte vor Schmerz, aber er hatte genug Kraft, so dass er sich keine Sorgen machen musste. Schließlich zog er sich über den Rand der Klippe, nahm den Bogen vom Boden auf und ging zurück in den Wald.
Er wusste, dass sich seine Mission erledigt hatte und dass es dumm wäre weiterzumachen. Ammon war entweder tot oder
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