Der Weg der Helden
hatten die Almecs schwere Verluste erlitten, aber schließlich lagen mehr als zweitausend Hantus tot auf dem Schlachtfeld, unter ihnen ihr Anführer Rzak Xhen.
Zwanzig Meilen vor Egaru lagerte eine weitere Almec-Armee, in der Nähe der Nebelbarriere vor dem Tal des Steinlöwen. Sie hatten ein Gebilde aus Metallstangen, Kisten und Drähten aufgebaut und untersuchten den Nebel. Zwanzig ihrer Männer hatten versucht, ihn zu durchdringen. Nur einer war zurückgekehrt. Er war innerhalb von wenigen Augenblicken gestorben. Sein Körper war unglaublich gealtert.
Sofarita war durch den Nebel geflogen und hatte herausgefunden, dass Anus Pyramide mittlerweile einunddreißig Schichten hoch war und mehr als siebzig Meter maß. Sie hatte Anus Zelt betreten. Er hatte auf seiner Pritsche geschlafen. Sein Haar war weiß und schütter gewesen, sein Gesicht zerfurcht und sein Körper bis auf die Knochen abgemagert. Anu wachte auf und blickte zu ihr hoch. » Ich habe mich schon gefragt, wann du mich besuchen würdest«, sagte er laut. » Oder träume ich?«
» Das ist kein Traum, Heiliger.«
Anu schloss die Augen und lehnte sich wieder zurück. Eine schwache blaue Aura schimmerte um seinen Körper, und dann erhob sich sein Geist. » Es tut gut, dich zu sehen, mein Kind«, sagte er. » Wie geht es dir?«
» Die Macht wächst unaufhörlich«, erwiderte sie. » Manchmal langsam, manchmal jedoch mit einer Wucht, die mich beinahe überwältigt. Sie wächst nicht konstant, und das macht mir Angst.«
Seine Geisteshand nahm ihre. » Du bist eine tapfere Frau, Sofarita. Die Quelle hat gut gewählt. Andererseits tut sie das immer.«
» Ich habe nicht darum gebeten, auserwählt zu werden«, erwiderte sie. » Und ich wollte es auch nicht sein.«
» Ich glaube, du irrst dich. Hättest du von der schrecklichen Gefahr gewusst, von dem Bösen, das heraufziehen würde, und hätte man dir die Macht geboten, dem Einhalt zu gebieten, dann hättest du diese Wahl getroffen, davon bin ich überzeugt. Du bist stark, gut und hast ein reines Herz.«
» Und ich werde sterben.«
» Wir alle werden sterben, mein Kind. Alles stirbt.« Er ließ ihre Hand los. » Sag Rael, dass ich noch eine Truhe brauche. Ich muss den Tanz beschleunigen.«
» Ich werde es ihm sagen. Warum erlaubst du dir zu altern?«
» Ich habe nicht den Wunsch nach Unsterblichkeit, Sofarita. Es ist eine sehr schwere Bürde, die nur wenig wahre Freuden beinhaltet.«
» Wenn du von uns gegangen bist, wird die Musik mit dir sterben.«
Er lächelte und schüttelte den Kopf. » Die Musik kann nicht sterben. Was möglicherweise endet, ist das Verständnis der Menschen dafür. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so. Das wird die Zeit uns sagen. Aber ich habe das Gefühl, dass es bereits genug Böses in der Welt gibt, auch ohne dass Magie es noch vermehrt.«
» Die Almecs versuchen, deine Nebelbarriere zu durchbrechen. Kannst du sie zurückhalten?«
» Das könnte ich, aber ich werde es nicht tun«, erwiderte Anu. Er machte eine kleine Pause. » Kannst du die Anwesenheit von Almeia spüren, wenn sie in der Nähe ist?«
» Ja.«
» Spürst du ihre Anwesenheit jetzt?«
» Nein.«
» Gut, dann lass uns offen reden. Ich neige normalerweise nicht zur Lüge, aber ich habe die anderen in dem Glauben gelassen, dass meine Pyramide uns retten wird, dass sie eine neue Energiequelle ist, welche die Truhen aufladen wird. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Wenn die Musik von der Pyramide herabfließt, wird den Kristallen sämtliche Energie entzogen. Die Truhen werden leer sein, die Zhi-Bogen werden versagen. Die Unsterblichkeit für die Avatar wird enden. Außerdem wird die Kristallkönigin sterben, sobald die Musik den Westen erreicht hat. Aber zuerst muss ich die Pyramide beenden. Zurzeit glaubt Almeia noch, dass die Pyramide eine Energiequelle für sie sein wird. Solange sie dies glaubt, wird sie keinen Versuch machen, mich aufzuhalten. Es ist von größter Bedeutung, dass sie die Wahrheit nicht erfährt. Du musst dafür sorgen, dass sie sich weiter auf dich konzentriert, Sofarita. Und zwar so gut du nur kannst.«
Sofarita blieb noch eine weitere Stunde bei Anu und diskutierte mit ihm verschiedene Strategien. Dann spürte sie, wie sich Almeia ihr näherte, verabschiedete sich von Anu und kehrte in ihren Körper zurück.
Als sie jetzt in ihrem Bett lag, dachte sie erneut an Talaban.
Seine Tapferkeit hatte sie nicht überrascht, aber es hatte sie vor allem sehr gefreut zu sehen, wie
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